Chapter 10

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Chapter 10

Reichlich verwirrt kam ich Zuhause an, den immer noch lächelnden Toma an meiner Seite (langsam fragte ich mich, ob seine Freude wirklich ein Zeichen der Besserung war, oder ob er jetzt in irgendeinen besorgniserregenden Zustand verfallen würde), öffnete die Tür und bekam prompt einen saftigen Schwall Wasser auf den Kopf. Toma lachte. Jetzt war ich mir sicher, dass es sich um den besorgniserregenden Zustand handeln musste. Eindeutig.

„Komm“, murmelte ich äußerst verlegen und beschämt. Schnell zog ich den ebenfalls tropfenden und triefenden Toma hinter mir her, fragte mich verzweifelt, wie man nur so dumm sein und in seine eigene Falle tappen konnte und betete, dass meine Mutter mich nicht in diesem Zustand sehen würde.

Ich stieß mit ihr auf dem Flur zusammen. Von Unglück verfolgt! Langsam war es nicht mehr zum Aushalten, und ich konnte nicht mal Ivon die Schuld dafür geben. Am liebsten hätte ich angefangen zu schluchzen, doch ich riss mich am Riemen. Nicht vor Toma. Nicht jetzt.

„Um Himmels Willen!“ Meine Mutter wusste nicht, ob sie lieber amüsiert oder entsetzt sein sollte, nachdem sie jedoch meinen Gesichtsausdruck gesehen hatte, entschied sie sich ziemlich schnell für entsetzt. „Was .. wie … Ich glaube, ich hole euch lieber mal trockene Kleidung und Handtücher. Wartet hier, sonst setzt ihr noch die ganze Hütte unter Wasser … wer auch immer du bist“, fügte sie etwas unsicher an Toma gewandt hinzu. Aber zu erschöpft, um ihr alles zu erklären, ließ ich einfach den Kopf hängen und bemühte mich, Toma, der nun wieder heftig zitterte, auf den Beinen zu halten.

„Mir ist schwindelig“, murmelte er auf eine seltsam abwesende Weise, die mir irgendwie Angst machte. Vorsichtig sah ich zu ihm auf und musste feststellen, dass seine bleichen Finger behutsam auf seinem Hals lagen. Ein dünnes Blutrinnsal kam zwischen ihnen hervor. Mir wurde leicht übel. Warum hatte ich das bloß nicht früher bemerkt?

„Gleich hast du’s geschafft“, flüsterte ich ihm zu, weil mir einfach nichts Besseres einfiel, und wie zur Bestätigung meiner Worte kam in diesem Moment meine Mutter mit zwei großen Handtüchern und trockenen Kleidern um die Ecke gerauscht.

„So, du ab ins Bad“, wies sie Toma an, „und du (sie deutete auf mich) musst dich einfach im Flur umziehen. Danach wische ich auch von mir aus eure Wasserlachen weg!“ Sie zückte einen Wischlappen und ließ ihn im nächsten Moment wieder verschwinden.

„Das musst du leider alleine schaffen“, sagte sie weitaus sanfter zu Toma, nahm ihn am Arm, schob ihn mitsamt Handtuch und Kleider ins Bad und überließ ihn seinem Schicksal.

Ich war fast genauso schnell trocken und umgezogen, wie der Fußboden wieder von Wasserlachen befreit war, und langsam fühlte ich mich wieder etwas besser. Dass ich mich nicht um alles alleine kümmern musste, war eine große Erleichterung, meine Mutter packte souverän mit an, obwohl sie nicht einmal wusste, wer dieser Fremde war.

„Bist du fertig?“, rief sie durch die Badezimmertür – offensichtlich hielt sie es nicht für nötig, jemanden zu siezen, der soeben dabei war, die Kleider ihres Mannes anzuziehen.

Keine Antwort.

Sie rief noch einmal, aber als auch diesmal keine Antwort kam, stöhnte sie leise auf. „Teufel noch mal, jetzt kommt der harte Part“, murmelte sie und stieß die Badezimmertür auf.

Toma lag ausgestreckt auf dem Boden, bis auf die Haare völlig trocken, und die halblange Hose im Gegensatz zum T-Shirt richtig an. Letzteres trug er verkehrt herum.

„Gottseidank“, seufzte meine Mutter und kniete sich neben den Verletzten. Erst jetzt viel mir auf, wie hager und bleich er eigentlich war. Immerhin schien er, nachdem er das Wasser über den Kopf bekommen hatte, etwas mehr Farbe bekommen zu haben und zumindest ein Teil des Blutes war abgewaschen worden. Was eine kalte Dusche nicht alles bewirken konnte.

Königreiche - Das verlorene SchwertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt