Go and get your girl back, Rogers

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"Du musst ihr einfach Zeit geben. Du bist vor ihren Augen gestorben und dann irgendwie wieder auferstanden, nach so etwas kann man nicht einfach weitermachen wie zuvor."
Steve fuhr sich durch die Haare und blickte bevor er den Mund aufmachte einen Moment lang aus dem Fenster.
"Und dann ist da noch Diana."
Bucky kniff seine Augen zusammen und musste sich hart am Riemen reißen den Captain nicht feindselig anzufahren.
"Du klingst fast so als würdest du dir wünschen dass sie nicht da wäre."
Mit fast schuldigem Gesichtsausdruck hob Steve den Kopf um Bucky in die Augen sehen zu können.
"Das ist es nicht, ich- es ist so verdammt schwierig. Ich bin aufgewacht und sie war irgendwie plötzlich einfach so da."
Der ehemalige Winter Soldier hob eine Augenbraue.
"Und das ist schlimmer als aus einem Koma aufzuwachen und zu erfahren dass du schwanger bist?"
Steve machte eine frustrierte Handgeste.
"Auf wessen Seite stehst du eigentlich?"
Sein bester Freund verdrehte die Augen.
"Steve, dein Familienleben ist kein Krieg. Und selbst wenn es einer wäre würde ich auf keiner Seite stehen. Ich will das beste für Diana, Rebecca und dich. Mittlerweile habe ich nämlich sowohl deine Tochter als auch deine Frau genug weinen gehört."
Eine betretene Stille kehrte im Wohnzimmer der Rogers ein.
"Sie braucht dich, Steve. Becca ist ziemlich gut darin das nicht zu zeigen, aber jetzt wo du tatsächlich zurück bist braucht sie dich mehr denn je. Und alles was sie sehen will ist ein wenig mehr Initiative. An ihrer Stelle wäre ich es auch irgendwann einmal leid ständig alles selbst klären zu müssen."
Etwas unentschlossen sah sich Steve im Wohnzimmer um, wobei sein Blick auf das Hochzeitsbild der beiden fiel das auf dem Kaminsims stand.
Bucky ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen und stieß ihn sanft mit der Schulter an.
"Fahr zu ihr. Zeig ihr dass du bereit bist das hier-"
Er deutete auf die Ecke des Raumes in der Dianas Spielsachen herumlagen,
"- durchzuziehen. Ich werd' auf Ana aufpassen."
Der Captain nickte und atmete tief durch.
"Du schaffst das?"
James grinste.
"Natürlich schaff' ich das. Ich bin der coolste Onkel dieser Welt. Und außerdem hab' ich ihre Windeln wahrscheinlich schon öfters gewechselt."
Steve schüttelte den Kopf und versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen.
"Niedriger Hieb, Barnes."
"Hau ab und gewinn dein Mädchen zurück, Rogers."
Die beiden blickten sich einen Moment lang an, dann war Steve durch die Tür hinaus verschwunden.
Bucky ließ sich mit einem Seufzer in die weichen Kissen des Sofas sinken und starrte grübelnd an die Decke.
Wusste Steve von der Sache die nach seinem Tod zwischen seinem besten Freund und seiner Frau passiert war?
Allerdings blieb Barnes keine Zeit diese Frage zu beantworten, denn in ebendiesem Moment wachte Diana von ihrem Mittagsschlaf auf.

"Ich glaube nicht dass er das wirklich ernst gemeint hat."
Rebecca zuckte mit den Schultern und wich geschickt Natashas Schlag aus.
"Egal ob er seine Worte ernst gemeint hat oder nicht, sie waren unüberlegt und haben unnötigen Schaden angerichtet."
Während ihren Worten war die Dunkelhaarige wütend nach vorne gestürmt und hatte die Witwe mit zwei geschickten Handgriffen zu Boden gebracht.
Nat ließ sich von ihr wieder aufhelfen und klopfte den Staub von ihrem Trainingsanzug.
"Du bist gut in Form für jemanden der seit Monaten nicht mehr trainiert hat."
Becca lachte bitter und fing die Wasserflasche auf, die die Rothaarige ihr zugeworfen hatte.
"Wut ist ein ziemlich guter Antrieb."
Murrte sie nachdem sie einen tiefen Schluck genommen hatte.
"Trauer auch."
Bei den Natashas Worten zog sie die Augenbrauen zusammen.
"Welche Trauer empfinde ich denn deiner Meinung nach im Moment bitte?"
Nat verschränkte die Arme und musterte ihre beste Freundin.
"Ich spreche nur aus was ich sehe. Du schläfst kaum und essen tust du wahrscheinlich auch nicht viel, keine normale Person hat so schnell nach einer Geburt wieder so einen flachen Bauch. Steve mag zwar nachts physisch wieder neben dir liegen, mental steht aber immer noch sein Tod zwischen euch. Er hat immer noch keinen richtigen Draht zu Ana gefunden, nicht?"
Becca zuckte stumpf mit den Schultern.
"Ich weiß gar nicht ob er das überhaupt will. Die Art wie er sie hält... fast genau wie ich nach ihrer Geburt."
Die Witwe drückte tröstend ihre Hand.
"Du hast es auch hingekriegt deine Ängste zu überwinden, oder? Gib deinem Mann einen Arschtritt und sag ihm er soll das auch tun. Im übertragenen Sinne natürlich."
In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Trainingshalle und ein sehr zielstrebig erscheinender Steve Rogers bahnte sich seinen Weg zu den beiden Frauen sobald er sie erblickt hatte.
"Solltest du einen Auftragskiller brauchen, mein Verlobter und ich stehen stets zur Verfügung."
Flüsterte Nat ihr zu bevor sie sich diskret aus dem Staub machte.
Rebecca hob den Kopf ein wenig um etwas größer zu erscheinen und wartete geduldig bis Steve vor ihr zum stehen kam.
"Was machst du hier? Wo ist Diana?"
"Bucky ist bei ihr. Können wir reden?"
"Natürlich ist er das."
Murmelte Rebecca sich selbst zu bevor sie auf die Frage ihres Mannes antwortete.
"Natürlich können wir reden. Schieß los."
Steves Blick wanderte nervös zu den anderen Agenten, die zum trainieren in der Halle waren.
"Vielleicht irgendwo etwas mehr... privat?"
Sie hob eine Augenbraue, setzte sich aber in Bewegung.
"Wie der werte Herr wünscht."
Die beiden fanden einen kleinen, unbesetzten Besprechungsraum dessen Tür sie sorgfältig verschlossen.
Was in ihrer Beziehung passierte ging niemanden etwas an.
Rebecca lehnte sich gegen den großen Tisch in der Mitte und blickte ihren Mann an.
"Also, du willst reden? Dann rede."
Steve trat etwas hilflos näher.
"Können wir bitte nicht einfach versuchen die Sache hinter uns zu lassen? Ich wollte dir nie wehtun, und damals im Gericht habe ich dir nicht erlaubt mir zu helfen einfach weil wir bis heute nicht genug über deine Kräfte wissen und wir zu diesem Zeitpunkt viel zu viel zu verlieren zu hatten."
"Dass sie so unglaublich wichtig für dich ist lässt du Diana ja auch wirklich spüren."
Merkte Rebecca trotzig an.
Steve tat noch einen Schritt nach vorne und griff nach ihrer Hand.
"Hey. Du kannst mir vieles unterstellen, aber nicht dass ich unsere Tochter nicht liebe, okay? Denn das tue ich unglaublich, ich liebe euch beide so sehr. Es ist nur so schwer... ich wurde einfach zurück in diese Welt geworfen und da war plötzlich Ana und ich habe so schon überhaupt keine Ahnung wie dieses ganze Elternsein funktioniert und dann ist sie auch noch so klein und zerbrechlich und-"
Hilflos brach er seinen Satz ab und blickte Becca flehend an.
Die hob den Blick, ihm die Möglichkeit gebend ihr direkt in ihre tränenden Augen zu blicken.
"Ich schätze wir wurden wohl beide ziemlich harsch in diese ganze Sache reingeworfen."
Steve wischte Beccas Tränen weg und ließ seine Hand an ihrer Wange.
"Ich will nicht dass wir in Streit miteinander leben."
Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
"Genauso wenig wie ich."
"Wir kriegen das hin, okay? Genau wie wir bis jetzt auch immer alles irgendwie hingekriegt haben. Zusammen."
Rebecca konnte nicht anders als leise zu Lachen.
"Vergleichst du die Erziehung unserer Tochter gerade mit dem Kampf gegen wahnsinnige Roboter?"
Auch der Captain musste lachen und schüttelte langsam den Kopf.
"Sei einfach still."
Seine Stimme war leise geworden, und beide wussten ganz genau was im nächsten Moment geschehen würde.
So gefühlvoll hatten sie sich seit Steves Rückkehr nicht mehr geküsst.

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