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"Ehm.. ja klar. Ich wecke Anton sofort auf. Bis später dann."

"Bis später."

Ich lege auf. Warum ruft mich Felix Mutter an? Felix ist ein guter Kumpel von Anton und ich verstehe mich auch gut mit ihm. Ich frag mich was passiert ist.
Ich gehe zu Anton ins Zimmer und reisse seine Jalousien auf.

"Anton steh auf. Felix Mutter hat grade angerufen, wir sollen in einer halben Stunde da sein."

Er bewegt sich keinen Zentimeter.

"Ich glaube ihm ist etwas zugestoßen."

Jetzt öffnet er schlagartig seine Augen. Er springt förmlich aus dem Bett raus und fängt an sich fertig zu machen. Er zeigt keine wirklichen Emotionen im Gesicht, vielleicht ein bisschen Angst, aber mehr auch nicht. Ich lege noch bei Nick auf, der noch an seinem Handy ist. Nach 10 Minuten ist Anton schon fertig und wir machen uns mit Sparkle auf den Weg. Ich fahre und Anton sitzt ruhig neben mir. Er flüstert etwas und wird immer lauter.

"nein. Nein. NEin. NEIN. Scheiße, das kann nicht sein. Ihm darf nichts passiert sein. Ich war doch heute Nacht noch mit ihm im der Disco. Und er hat nichts getrunken, ihm kann nichts passiert sein."

"Beruhig dich erstmal Anton. Vielleicht hat Felix ja nur sein Handy verloren. Du weißt was seine Mutter ständig für ein Drama aus jeder Kleinigkeit macht. Es wird schon nichts passiert sein."

"Ja du hast recht. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu müde. Ich meine, Ich war erst um 8 Uhr zuhause. Ich streichel einfach Sparkle, vielleicht beruhigt mich das."

"Ja mach das. Wart ihr im Studio D? Das ist doch die einzige Disco, die bis 7 Uhr auf hat."

"Ja da waren wir. Felix ist heute sogar schon um 5 Uhr abgehauen. Ziemlich schade, weil so um halb 7 oder so lief sein lieblingslied. Er wäre ziemlich abgegangen aber naja, vielleicht ein anderes mal."

"Oha, sonst bleibt er doch immer bis zum Schluss. Aber wie du gesagt hast, vielleicht ein anderes mal."

Den rest der Fahrt ist Anton leise und streichelt Sparkle.Ich konzentriere mich auf die Straße. Nach ca 20 Minuten sind wir bei Felix und seine Mutter erwartet uns schon. Sie hat noch ihre Arbeitssachen an und hält eine Kaffee in der Hand. Warscheinlich hat sie sich ihn bei einer Tankstelle gekauft, als sie nachhause gefahren ist. Sie sieht richtig fertig aus und auch ein wenig verheult. Sie begrüßt uns mit einer festen Umarmung.

"Ist alles in Ordnung?"

"Komm, setzt euch aufs Sofa. Wollt ihr eine Kaffee?"

"Okay. Nein danke, du Anton?"

Er schüttelt den Kopf und streichelt weiterhin Sparkle, die er mit rein genommen hat.

"Es tut mir so leid. Er war dein bester Freund, Anton. Ich.. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Ich sag es einfach gerade heraus. Puh."

Sie atmet tief aus und wieder tief ein. Und dann guckt sie Anton direkt in die Augen.

"Felix ist.. Er ist tödlich verunglückt. Sie fanden ihn heute morgen um 7 Uhr verbrannt in seinem Wagen."

Sie fängt an heftig zu weinen. Um mich herum wird alles langsam. Ich beobachte die Umgebung um mich herum. Felix Mutter sitzt auf dem Sessel, hält ihren Kaffee in der einen Hand und verdeckt mit der anderen Hand ihr gesicht. Vor Anton habe ich am meißten Angst. Er sieht so aus, als würde er gleich tot umkippen. Aber zum Glück passiert das nicht. Trotzdem passiert etwas mit ihm, was ich noch nie gesehen hab. Er fällt vom Sofa, auf seine Knie und sein Gesichtsausdruck wurde von ängstlich zu etwas was ich nicht definieren kann. Sein Blick ist leer, als wäre seine Welt grade zerbrochen. Er bewegt sich mit seinem Oberkörper nach unten und legt seinen Kopf auf den Boden. Mit seinen Händen verdeckt er teilweise sein Gesicht und teilweise hält er sich am Kopf fest.
Plötzlich fängt er ganz laut an zu weinen. Alles um mich wird schneller und auch ich realisiere, was sie gerade gesagt hat. Felix ist tot. Ich zitter und bebe mit dem ganzen Körper und fange auch an, unkontrolliert zu weinen.
Auf einmal wird Anton leise.

"nein nein NEIN VERDAMMTE SCHEISSE DAS DARF DOCH NICHT WAR SEIN!"

Er fängt an zu schreien und sich die Haare raus zu ziehen. Dann geht er wieder auf den Boden und legt sich eingekauert hin. Sparkle hat von seinem Aufschrei angst bekommen und versteckt sich hinter mir. Aber jetzt kommt sie wieder hervor und legt sich zu ihm, so dass er sie streicheln kann.
Ich bin überfordert, ich weiss nicht was ich tun soll.
Es klingelt an der Tür. Ich gehe hin und mache sie auf. Es sind 2 Polizisten, die sofort fragen, ob sie rein kommen können. Felix Mutter schreit vom Wohnzimmer aus , dass sie ruhig rein kommen sollen. Ich gehe mit ihnen in die Küche und setze mich dort mit ihnen hin.

"Wie ist es passiert?"

Ich gucke die Polizisten mit einem leeren Blick an.

"Wer sind sie?"

"Wie ist es Passiert?!"

"Verdammt nochmal, junge Dame, wer sind sie?!"

"Ich bin die Schwester von seinem Besten Freund Anton. Reicht ihnen die Aussage?"

"Ja. Na gut, wir sagen ihnen, wie es passiert ist. Der Herr Felix ist auf einer kleinen Landstraße viel zu schnell gefahren, ist über einen Graben gesprungen und über ein Feld gerast. Anscheinend verlor er die Kontrolle über seinen Wagen und fuhr mit 100 Sachen gegen einen Baum. Der Motor flog aus der Motorhaube raus und schleuderte 50 Meter weiter aufs nächste Feld. Der Wagen fing direkt Feuer und.. der Junge Mann verbrannte sofort. Warscheinlich konnte er nicht mehr rechtzeitig raus, da die Türen eingequetscht waren. Es tut mir leid."

Mein Kopf platzt gleich. Das ist doch total schrecklich. Er ist in seinem eigenen Wagen gefangen gewesen und verbrannt. Das will ich mir gar nicht vorstellen.

"Vielleicht kannst du uns helfen. Wir haben sein Handy vorne bei seinen Füßen gefunden. Glaubst du er war abgelenkt vom Handy?"

"Hm? Oh nein, Felix ist immer Vorbildlich gefahren. Er war nie am Handy, wenn er gefahren ist. Es lag aber immer vorne, weil er es immer angeschlossen hat, zum Musik hören. Und Suizidgefährdet war er auch nicht. Er war verdammt glücklich. Er hatte eine freundin, der er bald einen Antrag machen wollte. Er hatte eine super Stelle an seinem Arbeitsplatz und fing an, mit seiner eigenen Firma erfolgreich zu werden. Außerdem hatte er seine eigene Wohnung und er hat sich vor kurzem einen kleinen Traum erfüllt, seinen Ford Focus RS. Er hatte viele Freunde und alle mochten ihn sehr. Er hatte nichtmal Stress mit seinen Eltern."

"Hm, okay dankeschön. Sie sagten gerade er hat eine Freundin. Wir haben diese Heute morgen kontaktiert und gefragt, ob sie den jungen Mann kennt, aber sie stritt es ab."

"Das kann nicht sein. Gestern hat sie noch ein Bild mit ihm in ihren sozialen Medien hoch geladen."

"Okay, nunja dankeschön. Falls wir noch fragen haben melden wir uns bei ihnen. Vielen dank. Sie sollten sich vielleicht um ihren Bruder kümmern, wir finden selber raus."

"Okay, melden sie sich einfach. Tschüss."

Während die beiden Beamten das Haus verlassen gehe ich in richtung Wohnzimmer. Felix Mutter nimmt mich noch einmal fest in den Arm und sagt mir, das wir vielleicht lieber fahren sollten und ich auf Anton aufpassen soll. Ich nicke nur und gehe auf Anton zu.

"Na komm, wir fahren nachhause. Du solltest vielleicht ein wenig schlafen."

Ich hebe ihn hoch und stütze ihn bis zum Wagen ab, dann legt er sich hinten rein, mit Sparkle in der Hand. Währenddessen rufe ich Nick an und erkläre ihm, was los ist. Ich erzähle ihm aber noch nicht wie es passiert ist, denn Anton hört mit und ich will ihn nicht noch mehr beunruhigen.
Zuhause angekommen, legt Anton sich mit Sparkle in sein Bett und schläft. Ich telefoniere wieder mit Nick und erzähle ihm jetzt alles. Ich gucke alle 10 Minuten nach Anton und kontrolliere, ob er noch Atmet. Ich weiß, das es nicht nötig ist, aber es ist so eine Art instinkt von mir, nachzugucken, ob er noch atmet.

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