Prolog

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Er starrte zum Himmel. Das grüne Blätterdach wiegte sich leise raschelnd im Wind, das Moos, auf dem er lag, war weich und noch etwas feucht vom Regen am Morgen. Ein Vogel zwitscherte munter in einem der Bäume über ihm. Leise blies der Wind ein Blatt von einer nahegelegenen Buche. Es segelte durch die Luft und landete schließlich in seinen Haaren. Langsam setzte er sich auf und zupfte es sich aus den schwarzen Locken. Es war hellgrün, genau wie seine Augen, die es nun musterten, nur die gelben Pünktchen fehlten.

Etwas raschelte im Gebüsch hinter ihm und er fuhr herum. Die Zweige der Brombeerhecke bogen sich zur Seite und aus dem Schatten trat ein kleines Männchen. Es hatte einen langen hellbraunen Bart und die dunkelblaue Mütze, die es gerade mit wütender Miene auswand, triefte vor Nässe.

„Dieser dumme Biber!", schimpfte das Männchen und setzte sich die noch immer tropfnasse Mütze auf den Kopf, „Wenn er mich nochmal in den Fluss wirft, hat er ein Problem, das sag' ich dir!" Wütend stapfte es zu einer großen Eiche hinüber und hängte die nasse Mütze auf einen der unteren Äste. Er hingegen lachte nur über den patschnassen Zwerg.

„Was lachst du so blöd, Pep? Ich finde es nicht witzig, wie ein begossener Pudel durch die Gegend zu rennen!"

„Nun reg dich nicht so auf. Man sieht ja nicht alle Tage einen Zwerg, der aussieht, als wäre er in den Fluss gefallen."

„Ich bin in den Fluss gefallen, du Holzkopf! Naja, ist ja auch egal. Wir sollten lieber..."

Trimblim! Triiiimbliiim! Trim, wo bist du denn!?", rief eine Stimme durch den Wald. Trimblim verdrehte genervt die Augen.

„Hast du gehört? Wahrscheinlich will er sich jetzt entschuldigen. Pah! Da kann er aber lange warten!" In der Brombeerhecke wurden abermals die Zweige zur Seite geschoben und ein Biber trat heraus.

„Ah, hallo Pep. Hat dir unser lieber Trimblim schon von unserem äh, Missgeschick erzählt?", fragte Biber und lächelte schief.

„Ja, das hat er. Aber es sieht so aus, als würde er eine einfache Entschuldigung nicht akzeptieren", meinte Pep mit einem Seufzer, „Wie dem auch sei. Ich muss noch zu Trödler. Er hat seit zwei Tagen eine schreckliche Erkältung und braucht etwas Mammutbaumharz. Also dann ihr beiden, bis später. Und schlagt euch, wenn's geht nicht die Köpfe ein, ja?" Pep stand auf und klopfte sich die Tannennadeln von der Kleidung, bevor er winkend durch die Dornenhecke verschwand. Biber und Trim standen bei der Eiche, an deren Ast Trimblims tropfende Mütze hing und sahen ihm nach.

„Wenn er wüsste, welche Last auf seinen Schultern liegt", meinte Biber und sah auf die Stelle, wo Pep durch das Gestrüpp verschwunden war.


Die Prophezeiung - ErdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt