4. Damals (überarbeitet)

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Emma

Ein Garten. Er ist klein und sieht etwas braun aus, aber er ist da. Hier kann ich spielen und muss nicht immer auf die vielen Autos achten. Mommy wird froh sein, dass sie nicht mehr so viel mit mir schimpfen muss, weil ich immer auf die Straße renne. Und Daddy wird froh sein, dass Mommy endlich lockerer wird, wie er es immer nennt. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll, aber wenn die beiden dann meinetwegen weniger streiten, ist das toll.

Ich halte die alte Kamera fest an meine Brust gedrückt und weiche den vielen Leuten um mich herum aus, die damit beschäftigt sind, unsere Sachen in das neue Haus zu tragen. Meine Mommy steht neben der Tür und passt auf, dass alles dorthin kommt, wo es hingehört. Sie schimpft mit den Männern und ich muss grinsen. Sonst bin immer ich diejenige, die ausgeschimpft wird. Seit mein Daddy vorhin mit dem Auto weggefahren ist, gefällt meiner Mommy fast gar nichts mehr. Er wollte nicht helfen, den großen Lastwagen auszuladen und sagte nur, dass er noch arbeiten müsste. Das tut er ganz oft, denn mein Daddy ist ein bekannter Fotomann. Er macht Bilder und bekommt dafür Geld. Deshalb muss ich auch ganz besonders fest auf die Kamera aufpassen, die er zurückgelassen hat. Seit meine Mommy gemerkt hat, dass er ohne die Kamera gefahren ist, sieht sie ganz unglücklich aus. Deshalb passe ich darauf auf. Er kommt nämlich bestimmt gleich zurück und holt sie. Wie soll er denn sonst Bilder machen?

Meine Mommy geht ins Haus und ich höre, wie sie dort weiterschimpft. Um ihr nicht im Weg zu stehen, sehe ich mich hinter dem Haus etwas um. Hier gibt es eine kleine Wiese, die in eine Terrasse übergeht und ich kann durch die großen Fenster in unser neues Wohnzimmer sehen. Die Wiese ist von einer hohen Hecke umgeben und es gibt sogar einen Sandkasten.

Nur für mich alleine!

Als mein Blick auf den großen Baum neben dem Haus fällt, rutscht mir fast die Kamera aus der Hand. Er ist wunderschön und so groß, dass man vom oberen Fenster direkt auf die breiten Äste klettern könnte. Mit der Idee im Kopf, stürme ich hinein und renne die Treppe hinauf in den ersten Stock. Schnell habe ich das richtige Zimmer gefunden und juble laut, als ich merke, dass es sogar mein Kinderzimmer ist. Ich öffne das Fenster, hänge mir die Kamera mit dem Gurt um den Hals und klettere hinaus. Direkt unter dem Fenster gibt es ein flaches Dach, sodass ich ohne Probleme zum Baum gelange. Dort angekommen zögere ich kurz und blicke zurück ins Haus. Wenn meine Mommy mich erwischt, wird sie mich ausschimpfen. Sie mag es nicht, wenn ich irgendwo hinaufklettere oder mich schmutzig mache. Sie meint, mit meinen sieben Jahren müsste ich langsam wissen, wie sich eine Dame benimmt. Aber sie sieht mich ja nicht und ich bin eine super Kletterin. Mein Daddy sagt immer, dass ich flink wie eine Spinne bin. Wenn eine Dame nicht flink wie eine Spinne sein kann, möchte ich auch keine Dame sein.

Die breiten Äste und der frische Duft des Baumes locken mich näher heran und ich zögere nicht länger. Entschlossen greife ich nach einem Ast und halte mich fest, als ich mich auf den Baum ziehe. Ich klettere weiter hinauf und staune nicht schlecht als ich sehe, wie breit der Baum wirklich ist. Ich könnte direkt in das Nachbarhaus hineinklettern. Als ich mich weiter hinaufziehe, kann ich plötzlich über die ganze Straße blicken.

Ob ich auch das Meer sehen kann?

Mommy sagt, dass das hier eine Insel ist und wir immer mit dem Schiff fahren können, wenn wir Daddy in seiner Galerie in Brooklyn besuchen wollen. Ich mag das Schiff. Es schaukelt so toll und wir kommen immer an der Freiheitsstatue vorbei. Hier gefällt es mir jetzt schon viel besser als in unserer Wohnung in der Stadt. Vielleicht findet es Daddy auch irgendwann einmal besser, wenn ich ihm die Aussicht von hier oben zeige. Er war nämlich nicht so glücklich über den Umzug nach Staten Island. Vielleicht vermisst er seine Freunde? Am meisten wahrscheinlich die nette Assistentin, die ihn immer so fest umarmt, wenn meine Mommy nicht zu Hause ist. Sie bringt mir immer Süßigkeiten mit und nennt mich Engel. Das finde ich schön.

Stuck In Your Head! *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt