7.2. Heute (überarbeitet)

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Mason

Ich habe ihr Leben zerstört.

Zerstört. Zerstört. Zerstört.

Das Wort macht mich fertig, bestätigt aber meine schlimmste Befürchtung: Emma ist meinetwegen abgehauen. Wegen dem, was ich getan oder vielmehr wegen dem, was ich ausgelöst habe. Ich habe alles kaputt gemacht und ihre Familie auseinandergerissen. Sie zerstört. Da ist das Wort wieder.

Zerstört.

Vernichtet.

Verloren.

Ich habe meine beste Freundin wegen eines verdammten Telefonanrufes verloren. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte an dem Abend einfach nichts getan. Ich wünschte, ich wäre einfach selbst ...

Nein!

Was ich tat, war richtig. Es rettete ihr das Leben und ich bereue es nicht, diesen Anruf getätigt zu haben. Ich bereue alles was danach geschah, aber nicht diesen Anruf. Niemals.

„Mase?"

Emmas leise Stimme reißt mich aus meinen trübseligen Gedanken. Ich drehe mich nicht zu ihr um, sondern starre weiter auf den spärlich beleuchteten Parkplatz des Gravity. Nach ihrer zerschmetternden Frage bei Ich habe noch nie ...? zwängte ich mich an der feiernden Masse des Clubs durch die Hintertür hinaus. Sam wollte mich aufhalten, doch ich drängte ihn einfach zur Seite, ignorierte sogar die Fans, die versuchten, mich anzusprechen und stehe nun auf einer wackeligen Metalltreppe, die zum Personalparkplatz hinter dem Laden führt. Kurz frage ich mich, wie sie mich hier finden konnte, werde aber abgelenkt, als Emma sich dicht neben mich stellt und ich ihren Geruch wahrnehme: eine Mischung aus Jasmin und Honig. Innerlich um Stärke betend, weil mich dieser Geruch bereits in meiner Jugend schwach machte, wende ich mich ihr schließlich zu und sehe direkt in ihre großen dunkelgrünen Augen.

Erster Fehler.

Emma hebt die Hand und legt sie mir sanft auf den Arm. Sofort schießt ein heißes Prickeln durch meinen ganzen Körper und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich ziehe mich nicht von ihr zurück.

Zweiter Fehler.

„Mase ...", sagt sie noch einmal stockend und betrachtet mich vorsichtig. „Es tut mir leid ... Also das, was ich da drin gesagt habe ... Ich wollte nicht ..." Sie seufzt und zieht ihre Hand zurück, um sich einige Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. „Es tut mir leid."

„Erinnerst du dich noch an den Schulball in der elften Klasse?", frage ich nach einem Moment des Schweigens locker und blicke wieder auf den Parkplatz hinunter. Es fällt mir leichter, mit ihr zu sprechen, wenn ich ihr dabei nicht ins Gesicht sehen muss.

„Ja ...?", antwortet sie zögerlich und weiß anscheinend nicht, worauf ich hinaus möchte.

Ich lächle und stütze die Unterarme auf dem Geländer ab. „Du und Nikki seid wie Furien aufeinander losgegangen und habt dabei die halbe Turnhalle zerlegt."

Emma schnaubt abfällig. „Sie hat mich provoziert."

„Sie hat mich geküsst."

„Sagte ich doch", meint sie sauer. „Sie hat mich provoziert."

„Wieso hast du einen Schulverweis riskiert, nur um ihr eine zu verpassen?" Zwar kenne ich die Antwort, aber ich muss wissen, ob sie bereit ist, es auch zuzugeben.

„Ihre Nase war schief und ich wollte ihr eben den Schönheitschirurgen ersparen", erwidert sie patzig.

Ich hebe den Kopf und betrachte sie auffordernd, bis sie schließlich ein ergebenes Seufzen ausstößt. „Sie hatte kein Recht, dich zu küssen."

Stuck In Your Head! *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt