Gebrochenes Herz

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Severus lag in seinem Bett und starrte die Decke an. Zwölf Uhr ging vorbei. Dann Eins. Zwei. Drei. Selbst um vier Uhr Morgens hatte er noch keinen Schlaf gefunden. Er wünschte sich, er könnte wieder Blacks betörenden Geruch um sich haben, der ihn noch vor ein paar Stunden so sanft ins Traumland geführt hatte. Doch das war wohl unmöglich. Black empfand nichts für ihn, würde nie etwas für ihn empfinden. Es war Sex, nichts weiter. Ohne Verpflichtungen. Und ohne Liebe.

Severus erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, als er ernsthaft verliebt gewesen war. Er hatte so ein Gefühl, dass diese Geschichte ähnlich enden würde. Vielleicht sogar noch schlimmer. Sollte er Black die Wahrheit sagen? Aber dann hätte er ihn wohl für immer verloren. Am besten wäre es doch, wenn er einfach weitermachen würde, wie bisher. Dann hatte er zumindest Blacks Körper und konnte seine Nähe genießen. Aber er wusste, dass ihn das auffressen würde. Alles oder gar nichts? Das nehmen was man kriegen kann?

Severus drehte sich auf den Bauch und vergrub den Kopf in seinem Kissen. Es dauerte nicht lange, und das Kissen war feucht von seinen Tränen. Er wollte keinen Liebeskummer. Das konnte er nun wirklich gar nicht gebrauchen. Er konnte sich das nicht leisten! Ablenkung war tödlich und er war im Moment mehr als nur abgelenkt. Er würde es beenden müssen. Sonst würde er nie wieder konzentriert sein können. Lieber ein schmerzliches Ende, als unendlicher Schmerz. Aber wenn er es sowieso beenden wollte, konnte er genauso gut auch die Wahrheit sagen. Was, wenn er Black offen ins Gesicht sagen würde "Ich liebe dich"? Er wollte es sowieso beenden. Da kam es darauf auch nicht mehr an. Er würde einfach an diesem Tag früher zu ihm gehen und es ihm beichten. Wenn er ihn dann zum Teufel jagte, gut, warum nicht? Es wäre nicht das erste Mal, dass er abserviert wurde. Aber so konnte es nicht weitergehen.

In den Morgenstunden hatte er zwar noch ein wenig Schlaf gefunden, doch mehr als zwei Stunden waren es nicht gewesen, weswegen Severus dementsprechend müde an Blacks Haus ankam. Es war gerade einmal zehn Uhr Vormittags, doch er wollte die Sache jetzt klären, bevor sie ihn noch verrückter machte. Er klopfte und Kreacher öffnete die Tür.

"Wo ist Black?", fragte er mürrisch.

"Sirius Black ist in seinem Zimmer, Sir. Darf nicht gestört werden."

"Interessiert mich nicht." Severus schlug den Hauself kurzerhand zur Seite und betrat das Haus. Dann ging er schnurstracks nach oben zu Blacks Zimmer. Die Tür stand einen Spalt breit offen und er lugte hinein. Was er dort sah, ließ sein Herz in tausend kleine Teile zerspringen. Black befand sich in seinem Bett, jedoch nicht allein. Lupin war bei ihm, hatte die Beine auf seine Schultern gelegt und die Hände in die Bettwäsche gekrallt, wie er vor einigen Stunden noch, und lies sich ordentlich von Black durchvögeln. Severus' Kehle schnürte sich zu. Am liebsten wäre er hineingerannt, hätte einen Riesenszene gemacht und Black verprügelt, doch darin bestand kein Sinn. Erstens hatten er und Black sich nichts versprochen, es war, wie er gesagt hatte, ohne Verpflichtungen, und zweitens wollte er dem armen Lupin, der sicher nichts von ihm und Black wusste, diese Peinlichkeit ersparen. Zumindest wusste er jetzt, woran er war. Von wegen erste Wahl. Wenn, dann war das doch wohl sein bester Freund! Er hätte ihn nicht anlügen brauchen.

Schweren Herzens ging er nach unten, bestach Kreacher Black nichts davon zu sagen, dass er hier gewesen war, was einfach ging, da Kreacher seinen Herrn über alles hasste und ging etwas taumelnd nach hause. Es schien ein riesiger Klos in seiner Kehle zu stecken, der einfach nicht verschwinden wollte und kaum hatte er die Tür seines Hauses hinter sich geschlossen, war er schon in Tränen ausgebrochen. Er stützte sich an der Wand seines Flures ab, rutschte schließlich daran herunter und kauerte sich bitterlich weinend zusammen. Wieso hatte er das nicht sehen können bevor er sich verliebt hatte? Dann hätte es ihn nicht allzu hart getroffen. Es hätte einmalig bleiben sollen, es hätte gar nicht erst passieren dürfen! Der jetzige Schmerz war viel größer, als die Befreiung durch die Lust. Seine Brust schien sich immer mehr zusammenzuziehen, seine Organe schienen zu einem großen, schmerzenden Etwas zu verschmelzen. Erst jetzt wurde ihm klar, wie verliebt er eigentlich war. Herzschmerz. Der schlimmste Schmerz von allen. Er hatte so sorgsam darauf geachtet, ihn nie mehr erleben zu müssen, und jetzt war er doch wieder da. Und das alles wegen diesem verdammten Hurensohn Sirius Black!

Ohne VerpflichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt