Sirius war sehr mulmig zumute, als er in Gestalt von Remus das St Mungos Hospital betrat. In seiner Tasche hatte er den Vielsafttrank. Er reichte noch für eine weitere Stunde aus.
An der Rezeption fragte er nach Severus, doch die Hexe dort meinte, er dürfe im Moment keinen Besuch empfangen und er müsse sich noch ein wenig gedulden. Man verwies ihn in den Warteraum.
Gedulden. Wie zur Hölle sollte er sich gedulden, wenn sein Geliebter im Sterben lag und der Vielsafttrank mit jeder Minute an Wirkung verlor?
Er sah auf die Uhr. Schon 18 Minuten waren vergangen, seit er den Trank eingenommen hatte. Sirius wippte unruhig auf dem Stuhl umher.
20 Minuten. Wie lange würde er wohl warten müssen?
25 Minuten. Er begann, mit seinen Fingern herumzuspielen. Ihm war langweilig und er war nervös.
30 Minuten. Was zur Hölle war geschehen? War Severus bereits tot? Er wagte nicht, sich das vorzustellen.
35 Minuten. Vielleicht wurde er ja gerade gründlich durchgecheckt. Aber wie lange dauerte so etwas?
40 Minuten. Bei Gott, ihm lief die Zeit davon!
"Mr Lupin?" Sirius blickte auf. "Ja?"
"Sie können jetzt zu ihm. Aber er ist nicht ansprechbar und wird Sie wahrscheinlich nicht wahrnehmen", sagte ein Heiler mit einem Klemmbrett in der Hand. Sirius nickte nur. "Zimmer 142, dritter Stock", fügte der Heiler hinzu und Sirius stand auf und lief eilig zu dem genannten Zimmer.
Vor der Tür hielt er kurz inne. Wie würde Severus wohl aussehen? Was hatte er versucht, um sein Leben zu beenden?
Er atmete tief durch und öffnete dann die Tür. Im Türrahmen erstarrte er. Der Anblick, der sich ihm bot, war schrecklich. Severus lag in dem einzigen Bett im Raum, sein Körper war in Bandagen gehüllt, die sogar sein halbes Gesicht verdeckten und einige Schläuche führten aus ihm.
Sirius schloss leise dir Tür hinter sich und setzte sich auf einen Stuhl am Bettrand. Er war unschlüssig, was er nun tun sollte und so griff er einfach nach seiner unbandagierten, dafür aber an einen Schlauch angeschlossenen, Hand. Seine Augen wanderten über die vielen Verbände und er fragte sich, was darunter lag. Auch um Severus' Kopf war eine Bandage gewickelt, die sogar über eines seiner Augen gespannt war. Er streichelte sanft seine freie Wange. Seine Haut war kalt, noch kälter als sonst.
"Wach wieder auf", flüsterte er mit Remus' Stimme. Er sah, dass seine Hand pulsierte. 59 Minuten. Hastig griff er in seine Tasche und schluckte den Rest des Vielsafttrankes. Das Pulsieren hörte auf.
"Hör zu Severus", sagte er leise, damit nicht zufällig jemand mithören konnte, auch wenn niemand in der Nähe war, "Severus, ich habe mich geirrt. Ich liebe dich. Ich kann ohne dich nicht mehr leben. Ich brauche dich. Ich denke ständig nur an dich. So ging's dir wohl auch, oder? Du hast zugehört, als ich gesagt habe, ich würde dich nicht lieben. Hast du es deswegen getan? Oh bitte, wach doch auf. Wach auf, du verdammter Idiot!"
Severus rührte sich nicht. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Immerhin atmete er. Sirius sah sich um, was eigentlich unnötig war. Niemand sonst war im Raum und die Tür war geschlossen. Er beugte sich über Severus und küsste ihn sanft. Seine Lippen waren noch kälter, als seine Wange. Warum nur hatte er versucht, sich zu töten? War es seine Schuld gewesen?
"Ich wollte das nicht", flüsterte er und richtete sich wieder auf. Severus bewegte sich immer noch nicht. Sirius seufzte und griff wieder nach seiner Hand. Dann strich er mit dem Daumen darüber. Er wollte so lange wie möglich hierbleiben. Die Minuten vergingen und sein Blick ruhte auf dem Mann, den er liebte. Was war nur aus dem Kämpfer geworden? Dem zähen, überbelastbaren Severus Snape? Hatte er ihn getötet? War er daran Schuld, dass Severus aufgegeben hatte?
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Ohne Verpflichtungen
FanficSeverus und Sirius sind seit ihrer Schulzeit verfeindet. Durch einen Zufall kommen sie sich näher. Doch kann eine lieblose Affäre lange gut gehen?