Haircut

Chapter Two: Living

Sollte es unklar sein: Das Datum in der Geschichte ist derzeit der 31. März 2000 - Der hier erwähnte Film kam am 01. April in Japan raus. (Quelle: http://www.imdb.com/title/tt0134084/releaseinfo?ref_=tt_dt_dt)

Es tröpfelte leicht als Ryo und Malik den Anfang ihrer Straße erreichten, weshalb der Blonde seine Tasche über den Kopf hielt und Ryo angrinste.
"Guck mal, ich habe einen Hut!"
Sein kleinerer Begleiter lächelte kopfschüttelnd und schloss kurz die Augen, bis ihm ein Tropfen auf der Nase landete.
Der Blick des Japaners schien sehr witzig zu sein, wie er da geschockt auf den nassen Fleck auf der Nasenspitze sah, was zu Gelächter führte. Ryo stieg schnell ein und sie blieben stehen, bis Malik von einem besonders großen Tropfen erwischt wurde und sie beschlossen, die letzten Meter zu rennen, um nicht komplett nass zu werden.
Sobald sie die Eingangstür aufgeschlossen hatten wurde der Regen stärker und prasselte gegen die Glastür, was Malik kurz zurückspringen ließ. Er hatte sich immer noch nicht richtig an die Geräusche der Stadt gewohnt, aber Ryo nahm es ihm nicht übel.

"Hast du Lust auf Pizza? Ich will nicht extra kochen.", sagte der Weißhaarige während er die ersten Treppen des großen Gebäudes erklomm.
Er war schon lange aus seiner alten Wohnung ausgezogen und hatte sich mit Malik zusammengetan, um eine andere zu mieten. Nachdem Rishid aus Heimweh zu Ishizu zurückgekehrt war, war Malik einsam in der Wohnung und hatte ihm angeboten, zusammenzuziehen.
"Klar doch, wo bestellen wir?" Die Tür zur Wohnung wurde nebensächlich aufgeschlossen und beide huschten hinein.
"Äh, die Pizzeria am Marktplatz ist gut.", erwiderte Ryo während er sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ.
"Hast du morgen irgendwas vor? Wir könnten ins Kino oder so." Auch Malik setzte sich hin, jedoch hatte er das Festnetz in der Hand. Er überreichte es dem Weißhaarigen.
"Ich wollte zum Friseur...", murmelte Ryo als Antwort und fast augenblicklich wurde das Thema gewechselt.
"Okay, aber abends hast du ja Zeit! Morgen kommt Scream 3 raus, Lust drauf?"
Der Weißhaarige nickte lächelnd und wählte die Nummer der Pizzeria. Es war schön, mal nicht nachzudenken.
Malik war selbst oft ruhig und in Gedanken versunken, aber das machte keinem der Beiden viel aus. Sie hatten viel zu überdenken, und die Vergangenheit wollte einfach nicht ruhen.
Das Schlimme war die ständige Angst, sein Alterego könne zurückkehren. Ryo hatte eine Bestätigung: Der böse Geist würde nie zurückkommen. Er war gegangen, wie Atemu.
Mariku, wie sie Maliks dunkle Seite getauft hatten, war aber nun mal kein Geist. Er war Maliks konzentrierte Wut und nicht mehr als eine zweite Persönlichkeit, die tief in ihm schlummerte. Man konnte ihn nicht komplett zerstören; er würde immer existieren. Solange Malik nicht einfach alles vergaß konnte er nur lernen, sich gegen Mariku zu wehren und ihn zu unterdrücken.
Nach allem, was Ryo widerfahren war wusste er, dass es keine einfache Persönlichkeitsstörung war, aber wie Atemu war er halt auch wieder nicht.
Mariku war zwar existent, aber andererseits gab es ihn doch nicht.

"Hallo?"
Ryo schreckte hoch als er die Stimme einer Frau hörte und sah sich im ersten Moment im Raum um, bevor er sich an das Telefon erinnerte.
"Ah, ja, entschuldigen Sie. Ich wollte etwas bestellen." Früher hätte er nicht so offen mit dieser Fremden geredet, aber er hatte seine Schüchternheit so gut es ging abgelegt.
"Wie lautet Ihr Name und die Adresse? Was würden Sie denn gerne essen?"
"Äh, Ryo Bakura, Ringstraße 69, vierter Stock." Malik warf ihm einen stummen Blick zu, der andeutete, er würde das Übliche nehmen. "Zwei Pizzen, einmal vegetarisch und einmal Salami."
Er beendete das Gespräch so schnell es ging und machte sich dann auf, um das Geschirr vom Vorabend abzuwaschen.
Der Donnerstag war für beide stressig gewesen, da es mehrere kleine Teste gab, um das bisherige Wissen der Studenten zu testen. Dazu war ein Zahnarzt Termin fällig gewesen und sie hatten den Einkauf für die restliche Woche erledigen müssen bevor Malik zu seinem Nebenjob musste. Und da hatten sie das Abspülen irgendwie verdrängt.

Es vergingen einige Minuten in denen sich Malik dazu entschloss, das Geschirr abzutrocknen und Ryo somit zu helfen. Dann aber klingelte es an der Tür und der Weißhaarige lief zum Summer, um die Tür unten zu öffnen.
Er öffnete die Wohnungstür und erwartete den Pizzaboten, aber wurde überrascht.
Vor ihm stand ein junger Mann mit dunkler Haut und kurzen Haaren, die leicht gräulich wirkten. Zwar hätte es immer noch der erwartete Lieferdienst sein können, aber Ryo hatte ein anderes Gefühl.
Seine Augen ließen vom Haar des Fremden ab und wanderten zu denen des Mannes. Er sah in violette Augen, wobei ihm auffiel, dass das rechte von einer großen Narbe durchzogen war.
"Hallo?", entwich es Ryo. Ihm war seine Verwunderung anzuhören, wobei der Fremde aus einer Starre zu erwachen schien.
Der Mann mit den violetten Augen sah kurz zu Ryo auf, dann wich sein Blick über die Schulter des Weißhaarigen. Dieser merkte erst jetzt, wie viel kleiner der Fremde war.
Müsste er ihn einschätzen, würde er ihn auf 1,70m schätzen - knappe sieben Zentimeter kleiner als er selbst.
Allgemein sah er komisch aus. Did Haare waren verwuschelt und er hatte eine kleine Wunde an der Lippe, wahrscheinlich vom Beißen darauf - der Mann tat es auch im Moment unbewusst, wie man unschwer erkennen konnte. Die Klamotten schienen alt und etwas zu groß, als hätte er sie von einem Bruder oder Freund bekommen. Nur ein Stück schien neu zu sein: Ein roter Mantel, der vorne durch eine goldene Schnur zusammengehalten wurde.
Unsicher wiederholte Ryo sich und war fast schon erstaunt, eine Reaktion zu erhalten.
"Äh, sorry, wo bin ich denn hier?" Der Fremde schien aufrichtig verwirrt, doch fasste sich schnell. "Oh, tut mir leid, ich trete manchmal weg."
"Hab ich gemerkt. Was wollen Sie?" Es ihn kümmerte ihn nicht einmal ob er unhöflich klang - immerhin war der Kerl einfach vor seiner Tür aufgetaucht und benahm sich äußerst seltsam.
"Äh, ich wollte mich vorstellen. Bin der neue Nachbar." Er grinste fast schon unverschämt während er Ryo die Hand hinhielt.
Dieser nahm sie verwirrt an und verbeugte sich danach kurz. "Wie schön. Und wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?"
"Akefia Touzoku."
"Aha. Ich heiße Ryo Bakura."
Bevor einer der Beiden novh etwas sagen konnte, schepperte es in der Küche.
"Ryo! Hilf mir mal! Die Tasse ist Schrott!"
Der Weißhaarige drehte sich halb um, dann verabschiedete er sich nebensächlich von Akefia und schloss die Tür wieder, um nach Malik zu sehen.

In der Küche angekommen half er Malik, die Scherben aufzukehren. Lange war es still, bis erneut die Türklingel ertönte.
Ryo begrüßte die junge Frau, die die Pizzen brachte, und verabschiedete sich schnell wieder. Er lief zurück zum Esszimmer, stellte das Essen auf den Tisch und rief Malik.
Und als er gerade das Messer zum Schneiden nahm, welches er zuvor heraus gelegt hatte, fiel ihm etwas auf.
Er kannte Akefia. Er kannte sein Aussehen - die unverkennbare Narbe, die weißen Haare und das letzte Detail; der Mantel.
Er kannte Akefia, er kannte diese Spielfigur.

Wer würde die Figur vergessen, die Bakura so detailliert beschrieben hatte.
Wer könnte Bakura vergessen.