Stiefschwestern, Schmetterlinge und andere Dinge | #wattys2017

Kapitel 26

"You can't lose what you never had. You can't keep what's not yours. And you can't hold on to something that doesn't want to stay."

Kay;

Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich von Lara's Verhalten halten sollte. Einmal war sie nett und auf der anderen Seite war sie wirklich distanziert gegenüber mir, was mich einfach nur komplett verwirrte. Deswegen war ich wirklich froh, als ich am Montag wieder zurück in die Schule gehen konnte - auch wenn dort das ganze Drama mit Adrian und Marcus auf mich wartete – ich konnte nicht wirklich, was von dem beiden Dingen besser ist.

Vicky und ich hatten kurz darüber geredet, weil ich mich immer noch sehr schlecht fühlte, dass das ganze Drama ja praktisch eigentlich meine Schuld war... Demnach war ich auch daran schuld, dass praktisch unsere ganze Schule hinter Marcus Rücken über ihn sprach. Ich hatte mich noch nie so schlecht gefühlt, was einer der Gründe war, weswegen ich ihn immer verteidigte, damit ich mich wieder besser über mich fühlte. Das würde ich so lange machen, bis... keine Ahnung ehrlich gesagt, wie lange ich das durchziehen würde, wahrscheinlich bis ich mir irgendwie selbst vergegeben konnte.

Marcus machte keine Anstalten sich irgendeiner Weise zu dem ganzen zu äußern, außer einem gelegentlichen 'danke', sagte er gar nichts dazu. Auch die Tatsache, dass sich viele Schüler gerade eben für eine Gay-Straight-Alliance aussprachen, ließ ihn augenscheinlich komplett kalt. Marcus tat nichts, außer in die Schule zu gehen wie immer. Es war vermutlich eine Art von der Mentalität, dass sich durch seine Sexualität nichts ändern sollte. Gerade deswegen konnte ich ihn teilweise echt gut verstehen, auf der anderen Seite war ich nicht in seiner Situation, weswegen ich bei der ganzen Sache beschlossen hatte, mich komplett rauszuhalten.

Trotz allem, was gerade bei uns in der Schule abging - was ja allein für sich selbst schon ziemlich cool war eigentlich - schlief ich jedes Mal fast ein, wenn eine neue Diskussion aufkam. Ich dachte es wirklich nicht, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen eine erneute Diskussion über eine GSA zu führen. Ich wusste nicht einmal warum eigentlich, aber irgendwas war ermüdend, wenn man darüber in Ethik, Deutsch, Englisch, Sozialkunde, Geschichte und sogar teilweise in den Naturwissenschaften diskutierte.

Daraus folgte, dass sowohl Vicky, also auch ich uns mittlerweile komplett aus diesen Diskussionen raushielten, besonders da - ich wollte es zwar nicht wirklich zugeben - es einige Gerüchte über mich und auch über Vicky gab, die ich nicht wirklich mochte und außerdem erst recht nicht bestätigen wollte. Außerdem hatten aus irgendwelchen Gründen die meisten Lehrer die Präferenz einen von uns bei solchen Themen aufzurufen, vielleicht waren diese Gerüchte auch schon bei den Lehrern angekommen?

Im Gegensatz zu uns, war Liv komplett in dem Ganzen aufgegangen, zudem stand sie zu ihrer Asexualität und ließ keinen Zweifel daran, dass es sie nicht interessierte, was andere von ihr dachten. Es gab zwar immer wieder einige Kommentare darüber, aber Liv warf nur einmal ihre Haare nach hinten und erklärte, dass man ihr nicht vorschreiben konnte, als was sie sich selbst sah und identifizierte.

Das alles waren Dinge, die mich wesentlich mehr interessierten, als der langweilige Deutschunterricht, besonders weil Vicky heute nicht da war und ich deswegen niemanden hatte, der sich mit mir unterhalten würde - man sollte natürlich nicht immer, während dem Unterricht reden, aber mittlerweile war es mir wirklich ziemlich egal. Es redete sowieso jeder mit jeden über irgendwelche Gerüchte, von denen jeden Tag neue entstehen zu schienen.

Neben mir saß Adrian, der irgendwie zurzeit komplett neben der Spur war, zudem war Marcus heute auch krank, also saßen wir nur zweit in unserer Reihe, was relativ entspannend war, um ehrlich zu sein. Nur leider war er nicht so redselig wie Vicky, weswegen ich heute auch hundert Mal mehr mitbekommen hatte, als sonst.