Die Neue

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Chloe POV
Ich starrte sie an. Das konnte nicht wahr sein. Wie konnte man neu sein und so viel Selbstbewusstsein haben? Sie saß da, zwischen den anderen - ihr unbekannten - Lehrern und amüsierte sich anscheinend prächtig. Sie lachte sich gerade über einen Witz von Herrn Steiger kaputt.

Ich beobachtete sie. Lederjacke, perfekt gestylte, braune wellige Haare, enge zerrissene schwarze Hosen, weiße Nikes. Und ein süßes Lachen. Okay, okay Chloe. Stopp. So nicht.

"Hey Süße!", ich sah mich um. Meinte sie mich? „Ja, du!" sie grinste mich an. „Die Frau Direktorin wollte was von dir.", sie setzte sich im Schneidersitz auf ihren Stuhl. Dafür, dass die neu war, erlaubt die sich ganz schön was. Frau Kapper ist normalerweise sehr streng in solchen Sachen. Sie sagt immer, sie will die Hausmeister nicht zusätzlich mit kaputten Stühlen belasten. Aber anscheinend darf die Neue das. Ich sah zu Frau Kapper.

„Da sie sich grad anscheinend nicht vom Anblick von Mrs Mitchell losreißen konnten, nehm ich das jetzt einmal als Überleitung." Mrs Mitchell also. Mein Blick wanderte zu ihr. Sturmblaue Augen. Sie schaute zurück mit einem leicht spöttischem, leicht... irgendwie flirtendem Ausdruck und hochgezogener Augenbraue. Schnell schaute ich zurück zu Frau Kapper. Was war das denn?

„Also, das ist Mrs Mitchell, neue Lehrerin für Mathe und Englisch. Sie werden sich im Arbeitsalltag noch genug kennenlernen. So genug gefaselt, jetzt zur Klasseneinteilung. Problemklasse ist wie immer die 10b. Irgendjemand der freiwillig diese Klasse übernimmt?" Sie schaute in die Runde. 19 Lehrer, die ganz plötzlich etwas viel wichtigeres zu tun hatten, einen Fleck auf ihrem Hemd entdeckten oder ihre Brille putzen mussten. Darunter auch ich. Niemals würde ich freiwillig die 10b übernehmen.

Ein spöttisches Schnauben unterbrach die plötzliche Stille. Alle Blicke lagen auf der Neuen, die ein abwertendes Grinsen auf den Lippen hatte. „Ich kenn die zwar nicht, aber wie schlimm können die schon sein? Das sind Kinder, wenn die einmal ihr vorlautes Maul gestopft bekommen, dann hat man seine Ruhe." Hat sie das gerade echt gesagt? Hat sie das? Anscheinend hat sie das, denn gerade hängt Frau Kapper ohne zu Zögern und mit einem Lachen in den Augen ihr Namensschild zur Klasse 10b.

Als alle aufstehen und sich zu ihren Klassen begeben, ging ich zu ihr rüber. „Mrs Beale, hallo.", stellte ich mich vor." „Ach lass das Sie stecken, ich bin Beca.", sagte sie locker. „Chloe.", sagte ich langsam, ein bisschen überrascht und bemerkte ihre Grübchen und die goldenen Sprenkel in ihren Augen während sie mich anlächelte.

„Viel Glück mit der 10b.", bemühte ich mich neutral zu sagen, konnte die Schadenfreude in meiner Stimme aber nicht verstecken. „Glück? Du wünschst mir Glück? Die können froh sein, dass sie jemanden bekommen, der mal ein bisschen Durchsetzungsvermögen hat. Scheint hier sonst ja niemand zu haben.", sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Lehrerzimmer. Fassungslos starrte ich ihr hinterher und fragte mich, warum ich Gänsehaut hatte. Und warum ich nicht verhindern konnte, ihr auf den Hintern zu schauen. Ich fuhr mir durch meine kupferroten Haare und atmete tief durch. Diese Frau war ein absolutes Arschloch.

Ich hatte meiner Klasse 5 Minuten früher Schluss gegeben und konnte es nicht lassen, einmal bei der 10b vorbeizuschauen. Leise öffnete ich die Tür zum Klassenzimmer und erwartete Mrs Mitchell vollkommen entnervt vor der Klasse, die sie mit Papierkugeln und allen möglichen Schimpfwörtern bewarf. Doch ich traute meinen Augen kaum. Dort saßen sie, alle 24 Schüler, mucksmäuschenstill und lösten Englischaufgaben. Mrs Mitchell saß kippelnd hinter dem Schreibtisch und checkte Facebook. Schnell schloss ich die Tür wieder. Das gibts nicht. Niemand hatte die 10b jemals unter Kontrolle gebracht und sie macht das am ersten Tag. Ich eilte ins Lehrerzimmer zurück.

Nach der Stunde kamen auch alle anderen Lehrer langsam dazu. „Hey Schnucki?", ich fuhr herum. „Super, dass du dich gleich angesprochen fühlst." grinste mir Beca entgegen. Ich verkniff mir ein Lachen.
„Du stehst gerade, gib mir mal 'nen Kaffee." sie zwinkerte mir zu. Ich schüttelte leicht den Kopf und wandte den Kopf von ihr ab.

Bechloe One Shots //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt