#3

14 1 0
                                    

Meine Augen weiteten sich, als hinter dem erschlagenen Schrecken ein weiteres Monster aus einem schillernden Spalt auftauchte. Es sah aus wie ein überdimensionaler grüner Frosch mit einem stumpf zulaufendem Maul, in dem spitze, blitzende Zähne steckten. Das Monster lief auf vier kräftigen Beinen, hatte zwischen den Fingern und Zehen keine Schwimmhäute. Die Finger und Zehen endeten in scharfen Krallen, die größer als mein Kopf waren und bohrten sich in den aufgeweichten Sand vorm Wasserfall. Die Augen dieser froschartigen Bestie funkelten mich wild und boshaft an. Die Pupillen waren oval, bläulich gefärbt. Aus seinem Rücken wuchsen seltsame graue Stacheln, die aber nicht spitz endeten, sondern Krumm nach hinten gebogen waren. Es schien nicht mich böse anzufunkeln, sondern es hatte seinen Blick fest auf Blutzahn gerichtet. Das verwirrte mich. Die Gefahr ging doch von mir aus und nicht von der Klinge an sich.
Das bildest du dir ein Bronos. Du bist für die Bestie uninteressant. Mich findet es eher gefährlich, also halt dich nicht für so wichtig, um von einem Grafen der Anderwelt ernst genommen zu werden.
Schon wieder diese komische Mädchenstimme in meinem Kopf. Diese hörte ich schon seit knapp vier Monden lang immer wieder in meinem Kopf. Und was meinte die kindliche Stimme von wegen einem Grafen der Anderwelt? Ich verstand damals einfach nichts davon.
Das Monster schien mich tatsächlich zu ignorieren, denn es spannte seine muskulösen Hinterbeine an und sprang hoch in die Luft. Beim Abstoßen krachte der Boden bei dem Ungeheuer ein. Dort hatten sich jetzt Risse in Form eines Spinnennetzes gebildet. Ich schaute in den Himmel, konnte aber das Biest nicht mehr erblicken. Die Stimme in meinem Kopf war auch nicht mehr da. Was war das bloß? Ich dachte mir einfach, dass ich das irgendwann sicherlich herausfinden würde, doch jetzt war es erst mal wichtiger, die Überreste des erschlagenen Schrecken nach wichtigen Materialien zu durchsuchen, die ich für die Herstellung neuer Ausrüstung gebrauchen konnte. Die, die ich am meisten benötigte, sammelte ich unter starken Schmerzen ein und machte mich auf den Nachhauseweg.

In den nächsten Wochen hörte ich kaum noch Berichte über randalierende Monster und dergleichen. Nach meiner Begegnung mit diesem seltsamen Froschwesen, verringerten sich die gesichteten Monster rapide. Das war mir nur Recht, denn es hieß, dass ich meine Soldaten besser trainieren konnte und auch mehr Zeit für meine Forschungen über die Magie hatte.
Meine Schwarze Rüstung verstärkte ich in den Wochen der Ruhe mit starken Bannzaubern, die ich in der Zeit gelernt oder besser gesagt erschaffen hatte und fertigte mir eine zweite Rüstung an, die zwar niemals so gut war, wie die schwarze, aber dafür unauffälliger. Ein neues Paar Schwerter schmiedete ich mir ebenfalls, da ich langsam aber sicher ein mulmiges Gefühl bei Blutzahn bekommen hatte und es dann auch weniger benutzen wollte. Meine neue Ausrüstung passte sich farblich mit der meiner Untergebenen an - damals und auch heute noch sind es die Farben Rot und Blau - und dadurch erzeugte ich ein besseres Gemeinschaftsgefühl, das automatisch den Zusammenhalt stärkte. Dementsprechend war die Moral meiner Krieger hoch.
Die Truppenstärke der Magieritter war in der Ruhezeit stark angestiegen und wir hatten auch adligen Zuwachs erhalten. Die Haustruppe Graf Flammrells gehörte jetzt offiziell zu den Magierittern, das bedeutete, dass ich fünfzig neue Ausrüstungen anfertigen musste. Diese Arbeit bekam ich natürlich nicht bezahlt. Graf Flammrell erhielt die eines Generals. Er war zwar ein Graf, doch unterstand letztendlich meinem Befehl, was ich ihm in den Übungskämpfen auch schmerzhaft beibringen musste. Wir probierten auch neue Taktiken aus, die für den Fall einer großen Schlacht gedacht waren. Sie erwiesen sich als äußerst nützlich und würden auch bald zu Einsatz kommen, was ich damals noch nicht wusste. Aber Tod uns Schmerz ließen nie lange auf sich warten. Nicht damals und auch heute nicht. Wenn man so darüber nachdenkt, kommt jeder mit gesundem Verstand nur zu einem Schluss: Die ganze Welt verkommt.

Eines Abends dann kam General Flammrell - er musste seinen Titel in unserer Spezialeinheit ablegen, ob er wollte oder nicht - zu mir in mein Zelt, das auf einer offenen Ebene stand und von hunderten dieser Behausungen umgeben war, und unterbrach meine Berechnungen zu einem heiklen Problem.
„Hallo Bronos! Ich möchte etwas mit dir besprechen."
„Ähm....Ja? Was gibt es denn, General?", fragte ich etwas verwirrt. Ich hatte gerade eine Lösung parat gehabt, doch diese war mir in dem Moment wieder entfallen und dies nervte mich ein wenig. Aber diese Genervtheit wollte ich jetzt nicht an ihm auslassen.
„Wie? Ach so, ich verstehe. Dann halt auf der Ebene. Einige meiner Männer sind unzufrieden wegen der Behandlung, die mir durch dich widerfährt." Er sprach mich wie immer nicht mit meinem Titel an. Diese Behandlung stieß bei meinen eigenen Männern und Frauen auf viel Unverständnis und auch teilweise Ungehorsam gegenüber dem ehemaligen Grafen. Ein weiteres Problem, dessen ich mich auch noch annehmen musste.
„Was für eine Behandlung denn? Ich behandle dich doch genauso wie die anderen 3 Generäle. Was stört deine Männer denn daran?" Ich versuchte es erst mal auf dieser Ebene.
„Nun ja, sie sagen mir immer wieder, dass ich auf meinen Adelstitel nicht verzichten darf, denn ich bin ja ein Graf. Und Bronos, den Titel will ich auch nicht aufgeben, wenn ich ehrlich sein darf. Das ist doch nicht rechtens!" Der König hatte ihn zwar in den Stand eines Grafen gehoben, doch das durfte ich hier in meinem Orden nicht berücksichtigen. Wenn ich dies dennoch tat, würden zukünftig auch andere Adelige auf ihre Titel bestehen. Ob Niederadel oder Hochadel. Und dies würde wiederum zum Zusammenbruch der Ordnung führen...Damals wie heute hat man immer nur Probleme mit den Adeligen...
„Dann hättest du nicht zustimmen dürfen in meine Armee einzutreten. Ich habe dir im Voraus genauestens erklärt, was auf dich zukommen wird. Wenn du also deinen Adelstitel wieder haben willst, musst du im Duell unter den Regeln der Magieritter gegen mich gewinnen und das ist dir vor ein paar Tagen nicht gelungen. Eine zweite Chance gibt es nicht und das weißt du auch."
„Ja, das weiß ich Bronos. Aber meine Männer sehen das nicht ein, die Kampfpaarungen verweigern sie auch. Ich weiß doch auch nicht mehr, was ich noch tun soll." Oh...da hatte ich mir unnötig Sorgen um meine Ordnung gemacht. Aber einen guten Ausweg hatte ich schon parat.
„Ich habe da eine Idee und die wird dir und deinen Leuten nicht gefallen, aber sie wird euch auf den richtigen Pfad bringen, den ihr bei uns noch nicht eingeschlagen habt. Und jetzt raus! Alles weitere erfährst du morgen früh. Dann wird meine wunderbare Idee umgesetzt. Meine übrigen Generäle wissen schon Bescheid, denn die haben den Unmut deiner Soldaten auch schon bemerkt." Wie auch den ihrer eigenen.
„Was hast du jetzt schon wieder vor Bronos?", Der General drehte sich um und verließ mein Zelt. Jetzt hatte ich endlich wieder meine Ruhe und konnte mich dem Problem widmen. Es ging um die Verteidigungsanlagen unserer Zeltstadt. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich als erste Verteidigung einen doppelten mannstiefen Graben oder erst eine vier Fuß hohe Palisade nehmen sollte. Die zweite Linie befindet sich schon im Bau. Sie besteht aus circa acht Fuß hohen Eichenpalisaden, die am oberen Ende angespitzt sind. In der Palisade sind jeweils in der Mitte der Strecken je ein Tor eingebaut. Die Zeltstadt war damals noch quadratisch angelegt. Die dritte und letzte Verteidigungslinie bestand erst aus einem aufgehäuften Wall aus Erde, auf dem später dann eine Steinmauer mit Wehrgängen und Schießscharten errichtet wurde.
Diese Zeltstadt sollte einige Jahre später zu einer gut befestigten Stadt und gleichzeitige Wehrburg heranwachsen, was ich damals noch nicht vorausgesehen hatte.

Die MagieritterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt