#9

7 0 0
                                    

Unsere Stadt Bundrft wurde vom Wasser aus angegriffen und vom Land strömten unzählige Menschenmassen auf uns ein. In den ersten Stunden hielten unsere Mauern und Verteidigungsanlagen stand. Cid, Hadrada und Graf Vandred verteidigten mit ihren Männern die Mauern. Mein Bruder, Graf Gurfva und ich, wir waren für die See zuständig. Der Horizont wurde durch schwere Regenwolken verdunkelt. Dutzende Masten säumten die See. Unsere Skorpione knarrten und ruckten. Die übergroßen Fackeln rasten auf die Schiffe zu, doch das Feuer konnte keinen großen Schaden anrichten. Meine Hoffnung bestand darin, dass unter unseren Feinden keine Magier waren. Im Vollbesitz meiner mir bekannten Kräfte war ich noch nicht, was die ganze Sache nur noch schwieriger machte. Ich sah, wie die Ruder der Schiffe ins Wasser klatschten, sich die Boote in Bewegung setzten. Einige von denen sanken auch, aber nur weil sie die Löcher nicht stopfen konnten. Wir mussten uns auf den Aufprall gefasst machen. Ich befahl unseren meisten Männern den Rückzug. Es sollten nur die mutigsten bei den Skorpionen bleiben. Außerdem sollte sich eine Hundertschaft in die Festung im Kern unserer Stadt bereithalten. Somit waren wir noch weniger, aber das musste ich hinnehmen. Die ersten Schiffe landeten an und spuckten ihren hässlichen Inhalt auf unseren Strand aus. Viele Skorpione wurden von unseren eigenen Männern zerstört, damit die Feinde die Geräte nicht in die Hände bekommen konnten. Rasch stellten wir einen Schildwall auf. Hinter uns waren noch zwei funktionsfähige Geräte, die in die Menge der Feinde ihre Speere verschossen. Sie sprengten die Menschen regelrecht auseinander. Einer der Speere spießte sogar gleich drei hintereinander auf. Aber es landeten immer mehr Schiffe an und die, die durch unsere Speerschleudern starben, waren nicht mal der Rede wert.

Plötzlich spürte ich einen magischen Hauch, den ich auch mal in Tullamove gespürt hatte. Das hieß, dass wir jetzt richtig am Arsch waren. Die toten Leiber standen nun einfach wieder auf. Selbst die, die beinahe auseinander gerissen wurden, standen einfach wieder auf, oder krabbelten auf uns zu.
„Zielt mit euren Waffen auf die Köpfe der Toten! Das ist ihr Schwachpunkt! Anders werdet ihr diese Ausgeburten der Anderswelt nicht besiegen können!", schrie ich meinen Männern und Frauen zu.

„Achtung! Sie kommen!", rief ich mit lauter Stimme.
Blitze zuckten über den Himmel unter den Wolken. Der Aufprall der lebenden Feinde war hart und anstrengend. Wir mussten all unsere Kraft aufwenden, um nicht über den Haufen gerannt zu werden. Rechts und neben mir starben meine Kameraden. In den ersten Momenten verloren wir etwas über vier Dutzend Krieger. Ich hörte plötzlich einen markerschütternden Todesschrei. Die Stimme erkannte ich sofort. Es war mein alter Freund Gurfva, der von etlichen Feinden umringt und in Stücke gehackt wurde. Ich konnte ihn nicht retten, da ich selber alle Hände voll zu tun hatte.
„Bronos! Komm hier her!", rief eine Stimme im Schlachtgetümmel. Es war Ranav. Ich folgte seiner Stimme und bewegte mich hackend durch die Masse aus lebendem und totem Fleisch. Dann spürte ich einen stechenden Schmerz im Rücken. Jemand oder etwas hatte mich dort erwischt. Voller Wut wirbelte ich herum und zerfetzte dabei einige Kehlen mit meinem Schwert. Mein Peiniger wich vor mir zurück, denn mein Gesichtsausdruck musste Bände sprechen und zwar keine friedlichen. Mit einem kräftigen Hieb trennte ich ihm seinen Schildarm ab, den er schützend vor sich hielt. Dann schwang ich Blutzahn in hohem Bogen und Köpfte ihn. Das Blut spritzte in Fontänen aus seinem Hals. In Gedanken befahl ich Blutzahn, dass es zu einem Zweihänder werden sollte. Während es die Form änderte schlitzte ich weitere Kehlen auf. Ich dachte nicht mehr, sondern reagierte nur noch. Langsam wichen die Feinde vor mir zurück. Das verschaffte mir den Platz, den ich brauchte, um den Hieb anzuwenden, den ich beim ersten Treffen mit den Menschen auch vollbracht hatte. Ich holte aus und schwang mein Schwert in der Höhe, dass die Druckwelle die Menschen und Toten köpfte. Das wiederholte ich einige Male und vernichtete vielleicht einige Dutzend Feinde, sodass ich rüber zu meinem Bruder rennen konnte.
„Gut dass du da bist! Wir müssen uns in die Festung zurückziehen! Der Strand ist verloren!", rief Ranav keuchend.
„Dann schick auch einen Boten zur Mauer, damit die anderen Bescheid wissen", sagte ich ebenfalls schwer atmend zu ihm.
„Das habe ich bereits und der Bote ist auch schon wieder zurück. Er sagte, dass die Mauer gefallen sei und die Soldaten schon in der Festung wären."
„Dann nichts wie los! Noch einen Ansturm kann ich nicht abwehren. Die Lebenden sind nicht das Problem, es sind viel mehr die scheiß Toten, die mir auf den Sack gehen!"
„Alle Mann Rückzug!!", brüllte mein Bruder aus voller Kehle. Wir hatten verloren. Und das schneller als ich gedacht hatte.

Die MagieritterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt