3.Post von daheim

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Am nächsten Morgen beim Frühstück wäre Severus am liebsten wieder ins Bett gegangen. Die dunklen Augenringe sprachen Bände. Er hatte die ganze Nacht wach gelegen und nachgedacht. Ein Blick zu den Griffendors reichte, um seine Laune noch mehr zu verschlechtern. Lily unterhielt sich mit James. Sie saßen dicht nebeneinander. Ein plötzliches Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute an die Decke der großen Halle. Erst konnte er nichts sehen, doch dann kamen Dutzende Eulen hinab zu den vier Tischen geflogen. Severus hätte fast vergessen, dass heute die Post kam. Aber da er seit einem Monat nichts mehr von Zuhause gehört hatte, machte er sich nicht viele Hoffnungen, dass es heute anders werden würde. Da war es noch eine größere Überraschung, als eine Schleiereule in seine Richtung flog. Sie gehörte seiner Mutter Eileen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. In den Klauen der Eule war ein kleines Päckchen und ein Brief. Das braune Päckchen war mit einer Schleife verziert. Die Schleiereule landete auf dem Tisch und legte die Geschenke seiner Eltern vor Severus. Lächelnd strich er über das prachtvolle Federkleid der Eule. Genüsslich setzte sie sich hin und leistete ihm noch ein bisschen Gesellschaft. Behutsam legte er das Päckchen beiseite und holte den Brief aus dem mit Wachs geschlossenen Umschlag. Zwei Seiten Pergament waren in einer geschwungenen Schrift geschrieben. Die Schleiereule verabschiedete sich und flog lautlos über die Köpfe der Schüler hinweg.  Als Severus  gerade begonnen hatte zu lesen, wurde er plötzlich von hinten von der Bank gezogen. Peter Pettigrew hielt  Severus Arme hinter seinen Rücken fest. Desto mehr Severus sich wehrte, desto fester wurde der Griff. Peters spitze Fingernägel bohrten sich in seinen Arm. James schwang sich über die Bank und nahm das Päckchen in die Hand. 《Schniefelus, ich dachte, deine Eltern hätten dich vergessen》, lachte er und warf das kleine Paket zu seinem Freund Sirius. Der fing es lässig mit einer Hand auf und brach in Gelächter aus. James stimmte mit ein und riss den Brief an sich. 《Mein lieber Severus》, begann er vorzulesen. 《Ich und dein Vater haben dir etwas mitzuteilen. Ich weiß, dass es dir nicht leicht fallen wird》 Severus Herz raste vor Wut und Angst. Peter war stärker als er aussah. James deutete auf eine Stelle im Brief und nickte zu Severus. Sirius schaute über die Schulter von James und legte seine Stirn in Falten. Peter wollte nun auch sehen, was dort so interessantes stand. Den Moment nutze Severus und trat auf seinen Fuß. Jaulend hüpfte er auf einem Bein. Eine Hand an dem schmerzenden Fuß und die andere noch immer um Severus Handgelenk. Es war Zwecklos. James holte seinen Zauberstab heraus. 《Incendio》, rief er und hielt die Spitze des Zauberstab auf den Brief. Sofort fing er Feuer. Eine Weile hielt er den Brief in den Händen. Schließlich fiel er vor Severus auf den Boden. Das Feuer ließ die Worte undefinierbar werden. Das helle Pergament wurde zunehmend schwarzer. Fassungslos blickte Severus auf den Brief. Er konnte nur noch seinem Namen erkennen, der oben auf den Brief stand. Wütend schlug er Peter nach hinten. Er stolperte und fiel mit einen lauten Knall auf den Boden. Dann ging Severus auf James zu. Entschlossen zog er seinen Zauberstab hervor und hielt ihn an James Kehle. Sirius gab sich alle Mühe ihn von seinem Freund zu zerren. 《Snape》, hörten sie eine Stimme rufen. Professor McGonagall stand hinter ihnen und musterte sie scharf. 《Folgen sie mir ins Büro》 Severus starrte sie an. 《Aber...》, fing er an zu sagen und schaute traurig auf den verkohlten Brief. Lachend flüsterten Sirius und James. 《Kommen Sie》, sagte sie zu  Severus. Er wandte sich zum gehen. 《Na los, Potter》, forderte Professor McGonagall. 《Ich?》, fragte James entsetzt. Das Grinsen auf seinen Gesicht  verschwand. 《Ist hier noch wer, der Potter heißt?》, fragte sie höhnisch. Mit gesenkten Kopf folgten Severus und James der stellvertretenden Schulleiterin. Sirius und Peter schauten sich an. Das kleine Päckchen in der Hand von Sirius verschwand in seiner Umhangetasche. Der Weg zu Professor McGonagals Büro kam Severus viel länger vor als sonst. James warf ihm finstere Blicke zu, so das Severus eine Gänsehaut bekam. James hasserfüllter Blick ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Er dachte gewiss an Lily. Severus war tief in seinen Gedanken versunken und bemerkte nicht, dass sie genau vor dem Büro standen. Das Professor      McGonagal nicht sofort Dumbeldore einschaltete, war ein großes Glück. Die Lehrerin wies auf zwei Stühle vor ihren Schreibtisch. 《Das dritte Mal in innerhalb einer Woche》, fing sie das Gespräch an. Aufgebracht stützte sie ihre Hände auf der Tischplatte und schaute die beiden scharf an.《Snape, sie haben einen Mitschüler mit ihren Zauberstab bedroht》, stellte sie fest. Ihr Blick wurde noch finsterer. 《Ja, aber nur...》, fing Severus an zu murmeln. Nervös drehte er seinen Zauberstab in seiner Hand. Nun wandte Professor McGonagal sich an James. 《Und sie Potter, haben das Eigentum von Ihren Mitschüler auf hinterlistige Weise an sich genommen》, rief sie aufgebracht. 《Das kann mehr weh tun, als ein  Densaugeo-Fluch》 James nickte schwach. Serverus bereute es, sich nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. Nun aber war jegliche Einsicht zu spät. 《Professor, Sie werden doch nicht unsere Eltern benachrichtigen, oder?》, fragte James nun kleinlaut. Professor McGonagal schnaubte verächtlich. 《Selbstverständlich werde ich das tun!》 Ihre Stimme klang schrill und hoch. Serverus zuckte erschrocken zusammen. 《Noch eine Kleinigkeit und ich werde den Schulleiter informieren müssen. Sie lassen mir keine andere Wahl. Und jetzt beeilen Sie sich, der Unterricht fängt jeden Augenblick an》, sagte sie und schaute den beiden Jungen besorgt hinterher. Als sie das Büro verlassen hatten, setzte sie sich an den Schreibtisch und holte eine Feder heraus. Dann verfasste sie zwei Briefe. Auf dem einen stand Eileen und Tobias Snape und auf dem anderen Fleamont und Euphemia Potter. Nachdenklich schaute sie auf die vier Namen. Dann machte sie sich auf zur Eulerei.

Den ganzen Tag begegneten sich James und Severus nicht mehr. Professor McGonagals Drohung war eindeutig. Doch der Brief wollte Severus nicht mehr aus dem Kopf gehen. Was hatten seine Eltern nur geschrieben? Als der Tag sich schon bald dem Ende zuneigte, traf er plötzlich auf Lily. Sie sah sich suchend um. In ihren Augen konnte man gtoße Besorgnis erkennen. 《Lily》, sagte Severus und blieb mitten im Gang stehen. 《Da bist du ja!》, rief sie und lief auf ihn zu. Ihre roten und lockigen Haare wippten auf und ab im Takt ihrer Schritte. 《Warum hast du es mir nicht erzählt?》, fragte sie aufgebracht und schaute in seine dunklen Augen. 《Was erzählt?》, fragte Severus irritiert. Sein Herz schlug schneller. In seinen Kopf schwirrten seine Gedanken orientierungslos um her. Er konnte sich auf Lilys Worten keinen Reim machen. 《Dass deine Mutter eine Todesserin ist!》, sagte sie mit zittriger Stimme. Ihre Augen glänzten im Schein der Kerzen an den Wänden. Severus schaute sie fassungslos an. Die Worte drangen in ihn ein. Sein Kopf pochte vor lauter Informationen.《Von wem weißt du es?》, fragte er und konnte langsam wieder klar denken. Lily schaute unschlüssig auf den Boden und murmelte schließlich: 《James》 Die Wut suchte ihn heim. Ohne ein Wort zu sagen, lief er davon. James hatte es gewusst. Er hatte den Brief gelesen. Bald würde es ganz Hogwarts wissen. Seine Schritte wurden immer schneller. Doch Lily hatte ihn bald eingeholt und griff ihn am Handgelenk. 《Denk an Professor McGonagals Worte》, fing sie an auf ihn ein zu reden.  Severus blieb wie angewurzelt stehen. Seine Knie wurden auf einmal ganz weich. Eine Träne lief ihm über die Wange. 《Was ist mit Dad?》, flüsterte er fast unhörbar. Lily nahm ihn in den Arm. 《Es tut mir so Leid》, hauchte sie ihm in Ohr. 《Sie haben sich geschieden. Dein Vater will nicht das seine Frau...》Sie brach ab. Sie drückte ihren Freund an sich. Severus fühlte sich klein und elendig. Er musste noch nie richtig vor seiner Freundin weinen. Er wollte nicht, dass sie es sah. Einen Moment standen sie einfach nur da.

《Lily?》, fragte er plötzlich und wischte sich über die Augen.《Ich habe Angst so zu werden wie sie!》 Es dauerte eine Weile bis sie antwortete:《Es ist egal was unsere Familie tut, es zählt nur das was wir tun!》Sie schauten sich an. 《Ich bin immer für dich da》, sagte Lily und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Severus schloss die Augen. Es schien so, als würde die Zeit still stehen. Langsam öffnete er die Augen wieder und hauchte:《Danke, Lily》

Severus Snapes VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt