Kapitel 4

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Ich wurde von lauter Musik geweckt. Müde öffnete ich meine Augen und blickte erstmal links von mir, schreckte dann aber erschrocken zurück. „Oh mein Gott! Erschreck’ mich doch nicht!“, schrie ich fast und mir wurde klar, dass ich in der Nacht wohl meine Schlafstellung geändert hatte und irgendwann mit meinem Kopf gegen Castiels Schulter geschlafen hatte. Cas sah mich mit einem ’Ich-versteh’-gar-nichts’ Blick an und ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Dean“, meinte ich schließlich nach vorne, “Kannst du mal leise machen? Es ist mitten in der Nacht!“ Dean sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und neckte mich:“ Mit dem falschen Bein aufgestanden, ein bisschen zickig heute, was? Es ist schon 6 Uhr, du hast die ganze Zeit geschlafen.“ Ich stöhnte, „Wieso habt ihr mich nicht geweckt?“ „Weil du einen schweren Tag hattest?“, antwortete Sam mir und dann gab ich nichts mehr zurück. Ich bin keine 12 mehr, ihr könnt mir auch ein bisschen was anvertrauen. Ich merkte wie Castiels Blick auf mir ruhte und ich drehte meinen Kopf zu ihm und lächelte ihn leicht an, er lächelte mir schräg zurück. Komischer Kerl. Mein Blick schweifte zum Fenster und ich musste über Cas schmunzeln.

Nach weiteren 15 Minuten waren wir da, in Thief River Falls, eine 9000 Seelen Stadt. Schnell suchten wir uns ein Motel und checkten ein. „Cas, du schläfst hier doch nicht, oder?“, fragte ich ihn als ich die Sachen ins Zimmer trug. Er antwortet mir:“ Ich schlafe gar nicht.“ Verblüfft sah ich ihn an und fragte dann:“ Und was machst du dann die ganze Nacht?“ „Aufpassen.“ Ich wollte nicht fragen worauf er aufpasst, dass ist irgendwie gruselig, wenn man sich vorstellt, dass nachts ein Engel neben dem Bett steht, um auf einen aufzupassen. Auch wenn es komisch klingen mag, ich musste (und muss auch immer noch) wenn Cas mit mir redet lächeln, er hat so etwas an sich. Castiel wirkte immer so zerbrechlich.

Irgendwann verschwand Castiel schließlich und ich teilte den Jungs mit:“ Ich geh erstmal duschen. Gegen 9 können wir ja mal zu diesem Auktionshaus fahren.“ Sam nickte und Dean machte sich voller Freude über seinen Kuchen her, den er sich eben gekauft hatte. Kopfschüttelnd verschwand ich im Bad. Dean und sein Kuchen. Im Bad sah ich, dass es hier sogar eine Badewanne gab, eine richtig große Badewanne! Ich konnte doch nicht einfach duschen, wenn es eine Badewanne gab, also ließ ich das Wasser ein und machte schön viel Schaumbad rein. Ich testete ob das Wasser warm genug war und dann zog ich mich aus. Dieses Gefühl endlich wieder Baden zu können, war einfach unbeschreiblich, denn dieses Privileg konnte man als Jäger ja nicht oft genießen. Ich schloss meine Augen und tauchte einmal unter, als ich wieder auftauchte und den Schaum von meinen Augen gewischt hatte, erschrak ich mich höllisch und ließ einen Schrei ab. Castiel stand plötzlich im Bad und durch meinen Schrei brachen Sam und Dean die Tür auf. Jetzt war ich in der Badewanne und drei Männer standen im Badezimmer. Na zum Glück ist hier noch genug Schaum. „Warum hast du geschrieen?“, fragte Dean mich verblüfft. Ich meckerte:“ Vielleicht weil plötzlich ein Engel im Bad steht und weil ich in der Badewanne liege?!“ „Das war nicht extra“, entschuldigte ich Castiel. Ich wank ab:“ Schon vergessen. Aber wären die Herren so freundlich, ihre Ärsche jetzt hier raus zu bewegen?!“ Dean lachte und verließ mit den anderen den Raum und schloss die Tür hinter sich, sie war kaputt nach der tollen Rettungsaktion von Dean und Sam, das heißt, es stand ein kleiner Spalt offen. Whoho. Ich verdrehte die Augen. Nie kann man sich mal entspannen.

Nachdem ich meine Haare gewaschen hatte und aus der Wanne gestiegen war – dabei passte ich höllisch auf, denn ich wollte nicht, das gerade einer von den Jungs reinschaute – wickelte ich mir ein Handtuch um den Kopf und zog meinen Bademantel an. Zum Glück hab ich ihn mitgenommen. Ich ging zum Waschbecken und blickte in den Spiegel, ich blickte in meine Augen. Mein Blick war weder ausdruckslos noch glücklich noch traurig, irgendetwas dazwischen. Ich musste an meinen Dad denken. Ich vermisse dich Daddy, du fehlst mir. Ich versuchte zu lächeln, was mir eben bei Cas noch so gut gelungen war, doch anstatt eines Lächelns auf den Lippen, erschienen Tränen in meinen Augen, dann wanderten sie über meine Wangen. Auch wenn ich noch so stark wirkte, innerlich brach jeden Abend ein Sturm los und jedes Mal, wenn ich mit meinen Gedanken alleine war auch. Auf einmal ging die Tür weiter auf und Castiel trat ein, er schloss die Tür hinter sich so gut es ging und kam zu mir. Schnell versuchte ich die Tränen zu verdecken, ich drehte mich nicht zu ihm um und fragte ihn:“ Was machst du hier?“ „Du weinst“, stellte er fest und ich drehte mich zu ihm und blickte Cas mit einem ’Was-Du-Nicht-Sagst’ Blick an. Zögernd hob Castiel seine Hand, legte sie auf meine Wange und strich mit seinem Daumen meine Tränen weg, seine Hand war total weich und er hätte sie ruhig länger da lassen können. Langsam kam er näher und gab mir einen Hauch von Kuss auf die Stirn.

My guardian angelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt