Kapitel 1

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Karins Sicht:

Michael und Stefan griffen beide zu der Schere, die der Gynäkologe in der Hand hielt. Ich starte zwischen Stefan und Michael hin und her, unfähig zu handeln. Bis jetzt hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass wir das hinbekommen würden, egal wer letztendlich der Vater ist. Aber die Situation gerade brachte mich total aus dem Konzept und ich war mir nicht mehr sicher ob es wirklich so einfach werden würde, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Keiner der beiden machte Anstalten, dem anderen den Vortritt zu lassen. Es war still im Materialraum, zu still. Ich wusste, dass Michael und Stefan auf ein Zeichen oder einen Hinweis von mit warteten.
Ich guckte Stefan an. Eigentlich wollte ich, dass er die Nabelschnur trennt. Aber andererseits wollte ich Micheal nicht vor den Kopf stoßen, immerhin war er bereit mich, uns, so gut es geht zu unterstützen, wenn das Kind wirklich von ihm sein sollte. Und das, obwohl ich mich gegen ihn und für Stefan entschieden hatte.  Ich guckte noch einmal Stefan an, in der Hoffnung er würde meinen Blick verstehen. Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis Michael schließen die Schere los ließ und ohne ein Wort zu sagen den Raum verließ. Er hatte verstanden. Ich wusste das er enttäuscht war, aber ich konnte mich in diesem Moment einfach nicht drum kümmern. Dazu hatte ich keine Kraft mehr. Erst jetzt bemerkte ich wie unfassbar kräftezehrend die letzten Stunden gewesen waren. Ich war total fertig, aber überglücklich meine Tochter endlich in den Armen halten zu können. Auch Stefan war von ihr verzaubert und es machte mich glücklich ihn so zu sehen. Sein liebevoller Blick und die Begeisterung in seinen Augen, mit welcher er den kleinen Menschen in meinem Arm betrachtete, berührte mich sehr. Vorsichtig nahm er die Schere und trennte die Nabelschnur durch. Die Andren waren schon zum Krankenwagen gegangen und wir waren für einen kurzen Moment alleine. Ich lehnte mich an seine Schulter und schloss meine Augen. Ich wollte diesen Moment für immer festhalten. Ich atmete Stefans Geruch ein, dass einzige Geräusch war das leise Atmen von uns dreien. Ich verschränkte meine Finger mit Stefans und er streichelte mir sanft über den Handrücken. Es war ein perfekter Moment . Ich wollte nicht das dieser Moment endete und nahm mir vor, ihn für immer in mein Herz zu schließen. Nach dem weiter Minuten verstrichen waren, half Stefan mir und dem Kind auf die Beine und brachte uns vorsichtig zum Krankenwagen, der auf dem Schulhof wartete. Wir fuhren gemeinsam ins Krankenhaus und schon während der Fahrt wurde ich immer ruhiger und mit vielen immer öfter die Augen zu. Stefan ließ mich keine Sekunde aus den Augen und hielt die ganze Fahrt über meine Hand. Das gab mir  Kraft, seine Nähe gab mir Kraft. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir im Krankenhaus an und das Baby und ich wurden versorgt. Nach zahlreichen Untersuchungen hatten wir es beide geschafft. Wir bekamen ein Einzelzimmer und sollten für die nächsten zwei Tage zur Beobachten bleiben. Auch Stefan durfte die Nacht über bei uns bleiben und darüber war ich mehr als froh. Als Stefan und ich in dem Krankenhausbett lagen flüsterte Stefan: „wie soll unsere Prinzessin eigentlich heißen"?. Wir hatten bis jetzt nur Vorschläge gesammelt, wollten aber erstmal abwarten bis das Kind da ist. Ich war anfangs nicht ganz so begeistert von der Idee, aber Stefan war es wichtig, dass Kind erst zu sehen und dann zu entscheiden, also ließ ich mich drauf ein, ihm zuliebe. So war er nun mal und dafür liebte ich ihn. In den letzten Stunden war so viel passiert, dass wir noch nicht die Zeit hatten uns zu entscheiden. Ich sah Stefan an und überlegte, aber ich war einfach zu fertig und ausgelaugt von dem Tag, ich konnte meine Augen kaum noch offen halten. Stefan sah mich lange an und küsste mich für einen kurzen Moment. Auch wenn der Kuss nur kurz war, steckte so viel Liebe und Leidenschaft in ihm und ließ mein Herz, wie so oft, höher schlagen. Nach dem Kuss sah er mir wieder in die Augen und sagte „ Ich glaube unsere Tochter wird es die paar Stunden auch noch ohne Namen aushalten“. Ich sah ihn an und das letzte was ich zu Stande brachte  war ein kaum hörbares „Danke“.
Stefan küsste mich sanft auf die Stirn und flüsterte ganz leise „Ich liebe dich, EUCH !" , aber da war ich schon im Land meiner Träume versunken.

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