So wie sie

Zu klein

Katja wunderte sich über die schnelle Antwort ihrer Freundin. Sie hatte bis jetzt nicht gewusst, dass Ellie sich über so etwas Gedanken machte. Sie schwieg einen Moment, um ihre eigenen Gedanken zu sortieren.

"Aber das kannst du doch auch alles machen, ohne, dass du so aussiehst wie Laura", wollte sie gerade sagen. Doch ehe sie den Mund öffnen konnte hatte Ellie sich verabschiedet und war an ihrer Haltestelle ausgestiegen.

Zuhause angekommen stellte Ellie als erstes ihre Schultasche in die Ecke und sich selbst vor den Spiegel.
Was sieh sah gefiel ihr nicht. Ihre Augen hatten den selben undefinirbaren Farbton wie immer, ihre Haarfarbe lag irgendwo zwischen hellbraun und strasenköterblond. Sie war zwar nicht zu dick, allerdings auch nicht besonders groß, wodurch dieser eine Vorteil ihrer Meinung nach nicht sonderlich zur Geltung kam.
Auch sonst hatte Ellie viel an sich auszusetzen. Von abstehenden Ohren, bis zu O-Beinen. Am hässlichsten aber fand sie ihre Nase. Im Gegensatz zu Lauras gerader, unauffälliger Nase, war die ihre leicht hakenförmig und im Vergleich zum Rest ihres Gesichtes recht groß.

All das führte nicht gerade zu großem Selbstbewusstsein. Deshalb kam es auch des öfteren vor, dass sie anfing zu stottern, sobald sie zu jemand anderes als ihrer Familie oder ihrer Freundin Katja sprach, was ihr noch unangenehmer war als alles andere.

Das Einzige, was sie davon abhielt sich wie ein Maulwurf im Erdboden zu vergraben, war die Tatsache, dass selbst ein so perfekter Mensch wie Laura Scherer Makel hatte. Und dieses Makel saß auf Lauras gerader-unaffälliger-Nase.
Es war eine Narbe. Keine große Narbe, aber dennoch eine Narbe und  eine Narbe ist ein Schönheitsmakel und wer ein solches besitzt ist dann doch nicht ganz perfekt.

Ellie schloss für einen Moment die Augen und stellte sich vor, wie es wäre sie zu öffnen und zu sehen, dass alles, was sie an sich auszusetzen hatte, sich selbst nach ihren Wünschen verändert hatte.