Kapitel 26

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Als ich mich fertig gerichtet hatte lief ich schnell in den Flur und zog mir meine dunkelblauen Vans an. Doch dann hörte ich, wie sich eine Türe öffnete und Elyas aus dem Zimmer heraustrat. Neugierig blickte er mich an und fragte:,, Wo geht's hin?". Was sollte ich ihm antworten? Ich geh mich kurz mit Charlene treffen, um über dich zu reden?! Das konnte ich nicht bringen. Also murmelte ich ein kurzes ,,Treff'mich mit Charlene in einem Café", drehte mich ein letztes Mal zu ihm und schloss dann die Türe so schnell es ging hinter mir. Auf seinem Gesicht hatte ich einen Hauch von Verwirrung aber auch Enttäuschung und...-nein, das konnte nicht sein! Niemals war er eifersüchtig gewesen. Er mochte zwar auf Typen stehen, was aber noch lange nicht hieß, dass er etwas von mir wollte. Niemand wird jemals etwas von dir wollen. Du bist es nicht wert, erinnerte mich meine innere Stimme verächtlich und ich blickte verletzt auf den Boden. Wie konnte man sich selbst nur so hassen? Nein, die Frage war doch eher, wie man nur so schrecklich langweilig und freakig sein konnte.

So gut es ging verdrängte ich die hässlichen Gedanken und versuchte, mich auf dem Weg nicht zu verlaufen. Doch trotz Google Maps und der angegebenen Laufzeit von sieben Minuten, verlief ich mich, und betrat erst zwanzig Minuten später das ,,Helado". Ich und mein nicht vorhandener Orientierungssinn... Ob ich es heute wohl wieder nach Hause schaffen würde? Wäre peinlich wenn nicht...

Innen herrschte eine angenehm ruhige und entspannte Stimmung, die unter anderem von dem Einfall des strahlenden Sonnenscheins erzeugt wurde. Dennoch war ich nervös, meine Hände schwitzten und ich musste mich ermahnen, nicht auf der Stelle wieder umzukehren, weshalb ich froh war, als ich die mir zuwinkende Charlene erblickte. Ihre roten Locken standen leicht von ihrem Kopf ab und die grünen Augen strahlten mich fröhlich an. ,,Hi, schön, dass du da bist. Hast du dich verlaufen?", begrüßte sie mich munter und ich lief leicht rot an, als ich nickte. Sie musste grinsen und deutete mir an, mich zu setzen. ,,Ich bin schon seit drei Stunden hier. Der Typ da hinten an der Theke ist mein Freund Michael. Er arbeitet hier und ich komme immer zum lernen hier her, mir gefällt die Atmosphäre", plapperte sie los und ich nickte erneut, ,,wie war dein Tag? Anstrengend?"

Kurz berichtete ich ihr von meinem Skitag, ließ allerdings die kurze Umarmung mit Elyas auf der Piste aus. Bevor ich ihr erzählen konnte, was ich ihr sagen wollte, wurde ich unterbrochen. Der Freund von Charlene -ich hatte mir seinen Namen nicht merken können- trat an den Tisch und fragte mich, ob ich etwas trinken oder essen wollte. Er war ein großgewachsener, schlaksiger Typ mit hervorstehenden Wangenknochen, der durch seine warmen, braunen Augen aber Herzlichkeit ausstrahlte. ,,Aber ich warne dich", sagte er, nachdem er meine Bestellung aufgenommen hatte, ,,Charlene gehört mir und wenn ich mitbekomme, dass du dich irgendwie an sie ran machst dann bist du einen Kopf kürzer". Eingeschüchtert nickte ich, während Charlene ein mahnendes ,,Michael!" zischte, dabei aber äußerst zufrieden aussah.

,,Tut mir Leid, er ist ein wenig überfürsorglich aber ansonsten echt mega nett. Aber jetzt zu dir: Wieso wolltest du mit mir reden. Es geht doch um diesen Elyas, richtig?", fragte Charlene schließlich, als Michael wieder gegangen war. Knapp nickte ich und holte dann tief Luft: ,,Er ist schwul". Schweigen. Ich sah Charlene an, die urplötzlich zu kichern begann. Hatte ich etwas falsches gesagt? ,,Grey", prustete sie los, ,,dass Elyas schwul ist, das hätte ich dir schon gestern sagen können. Das ist doch nichts neues!"

Verwirrt blickte ich sie an: Woran sah man das denn bitte? ,,Also wirklich, Grey. Das mag vielleicht eingebildet klingen, aber ich mache auf die meisten Jungs schon ein wenig- Eindruck. Aber auf Elyas nicht, er hätte sich niemals um den Finger wickeln lassen, selbst wenn ich es versucht hätte", verriet sie, ,,und außerdem: oft sind die bestaussehndsten Jungs schwul." Und wieso hatte ich das dann nicht bemerkt? Hatte wohl irgendwas mit weiblicher Intuition zu tun oder so...

,,Was höre ich da? Du hast einen Jungen angesehen, der nicht ich war?!", ertönte es da gespielt beleidigt von hinten und Michael stellte eine dampfende Tasse Kaffee vor mich auf den Tisch. ,,Ja, aber du weißt ja, ich liebe nur dich, Schatz!", säuselte Charlene mit übertrieben hoher Stimme und drückte Michael einen kurzen Kuss auf den Mund. Die zwei waren echt das perfekte Paar!

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt