Kapitel 59

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Ich weiß nicht, wie lange wir so da saßen und uns küssten, denn es kam mir vor wie eine Ewigkeit, von der ich hoffte, dass sie nie enden würde. Doch dann geschah etwas total klischeehaftes und vorhersehbares: Es begann zu regnen. Erst als unsere Haare vor Nässe tropften lösten wir uns von einander und sahen uns an. Elyas Augen funkelten voller Glück und das Lächeln, das sich auf seine Lippen geschlichen hatte, sah unauslöschbar aus. Er stand auf, umfasste meine Hand mit seiner und zog mich mit sich.

Wärme breitete sich dort aus, wo er mich berührte und obwohl ich vor lauter Regen tropfte, war mir kein bisschen kalt. Wir liefen schneller und noch immer hatte Elyas meine Hand nicht losgelassen. Hin und wieder bemerkte ich, wie er mir verstohlene Blicke zuwarf und sein Grinsen bei jedem Mal breiter wurde.

,,D-du Elyas?", fragte ich unsicher und brach somit die -zumindest für mich- unangenehme Stille, die uns seit dem Ende unseres Kusses umfangen hatte, ,,w-warum ha-hast du mich eigentlich geküsst?"

Die Worte waren leise und unsicher gewesen und dennoch war augenblicklich Elyas Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Er sah traurig aus und dieser Anblick zerbrach mir das Herz, denn ich wollte nicht, dass er so niedergeschlagen aussah. Immerhin war er von uns beiden der Optimist und ich hatte den leisen Verdacht, etwas furchtbar dummes gesagt zu haben.

,,Wieso? H-hat es dir etwa nicht gefallen?", gab Elyas eine Gegenfrage zurück und die Unsicherheit, die ich noch nie zuvor in seiner Stimme gehört hatte, erschrak mich. ,,Doch!", antwortete ich sofort bestimmt und ich erkannte, dass sich wieder ein Lächeln auf Elyas Lippen legten. Doch es war kein fröhliches Lächeln.

,,G-Grey es tut mir Leid, aber... Es tut so verdammt weh! Mein Gott Grey, ich liebe dich und es tut verdammt weh zu wissen, dass du nicht so fühlst. Du bist so niedlich und perfekt und ich liebe einfach alles an dir. Schon seit wir uns vor dem Skiurlaub das erste Mal gesehen haben, fand ich dich unglaublich anziehend. Ich mag es, dir nahe zu sein. Ich mag es, wenn du glücklich bist. Ich mag es, wenn du deine Gedanken aussprichst. Und dann haben wir uns richtig kennengelernt und ohne es zu bemerken konnte ich dich einfach nicht mehr aus meinen Gedanken streichen. aber ich hasse es zu wissen, dass meine Hoffnungen nie Realität werden können. Denn du fühlst nicht so, wie ich es gerne hätte. Es tut mir Leid Grey, dass ich unsere Freundschaft zerstört habe, aber ich kann das einfach nicht mehr. Und ich akzeptiere es, wenn du dich jetzt von mir entfernen möchtest, denn ich will, dass du glücklich bist. Und wenn du das ohne mich bist dann muss ich dich alleine lassen. So weh es auch tut."

Er war immer lauter geworden und die Tränen rannen ihm über die Wangen, während ich ihn ansah, als wären ihm noch weitere zwei Arme gewachsen. Elyas liebte mich? Aber.. ich war doch so komisch? So hässlich? So unnötig? Doch ich glaubte seinen Worten und sie trafen mich zutiefst. Ich wollte nicht, dass es ihm wegen mir schlecht ging.

,,H-hast du nächsten Samstag Zeit?", fragte ich leise und erntete nur einen verwirrten Blick.

,,Elyas, ich mag dich. Und ich glaube auch, mehr als nur mögen. Doch ich bin mir einfach nicht im Klaren darüber, was genau ich fühle. Ach, ich könnte so viele Dinge aufzählen, die ich an dir toll finde... Wahrscheinlich habe ich mich verliebt aber bitte, gib mir ein wenig Zeit. Ich will dich nicht verlieren, denn du bedeutest mir unglaublich viel. A-also, hast du nächsten Samstag Zeit? Ich würde dich gerne auf ein Date einladen...", erklärte ich mit zittriger Stimme und sah Elyas ängstlich an.

Sein Gesicht hellte sich auf und er murmelte ein ,,Klar!", bevor er mich in eine enge Umarmung zog. Dass wir dabei noch immer im strömenden Regen standen, störte keinen von uns beiden.

Freak. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt