Manche Erinnerungen hören nie auf weh zu tun. Egal wieviel Zeit vergeht..
[Januar 2017]
Die Vorbereitungen:
Es ist früh morgens. Die Krankenschwester bringt mir mein Tablett mit meinem Frühstück. Das wird vorerst die letzte Mahlzeit für mich sein. Ich muss heute den ganzen Tag abführen und darf nichts essen, damit mein Bauch für die OP morgen leer ist. Eigentlich müsste man jetzt meinen, dass mir das leicht fällt. Aber zwischen dem sich selbst Essen verbieten und es verboten bekommen zu Essen gibt es doch einen ziemlichen Unterschied.
Es ist kurz vor 9 als die Visite in mein Zimmer kommt. "Jemand deiner Eltern müsste vorbeikommen um die Papiere für die Vollnarkose zu unterschreiben." Mir wird übel. Ich habe so eine Angst, am liebsten würde ich aufstehen und wegrennen aber von den ganzen Abführmitteln bin ich total schlapp. "Ich rufe sie an", sage ich.
Eine gute Stunde später kommt die Ärztin nochmal in mein Zimmer. Ich sitze weinend auf meinem Bett und erzähle ihr das ich nicht wirklich was erreichen konnte. "Ich versuche es selbst nochmal", sagt sie genervt und verlässt mein Zimmer. Weitere 2 Stunden später sitzt mir mein Vater gegenüber und wir besprechen mit den Ärzten das Vorgehen morgen durch.
Die kommende Nacht verbrachte ich schlaflos.Der nächste Tag, meine erste Narkose:
Ich starre völlig verstört an die Wand. Ich konnte vor Angst und Hunger nicht schlafen. Jetzt hieß es warten. Stundenlanges quälen voller Panik, Hunger, Herzrasen und Tränen. Gegen Nachmittag kommt die Schwester zur Tür rein. "Hier,zieh das Hemd an, es geht gleich los." Ich habe das Gefühl die Schwester müsste mein Herz hören, so laut hämmert es gegen meine Brust. Ich ziehe mich um, lege mich zurück ins Bett und werde schier endlos lang durchs komplette Krankenhaus geschoben. Ich schaue nach oben, die Kacheln der Decke verschwimmen. Schließlich kamen wir zu einer Schleuse, alles wirkt so kalt, alles ist aus Metall. Überall Geräte. Ich schließe meine Augen und versuche nicht zu brechen, ich hatte selten so eine Panik. Dann kommt der für mich zuständige Arzt "Ist denn gar keiner mit dir hier?" "Nein..",sage ich. Mir schießen Tränen in die Augen. "Nein, nein ich bin alleine." "Okay, keine Angst ich pass gut auf dich auf", sagt er. Gut.. denke ich. Ich werde in den Raum gefahren. Neben mir tausend verschiedene Geräte. "Schau dich am besten gar nicht erst um.", sagt der Arzt. "Zu spät..",denke ich und versuche meinen Atem zu regulieren. Ich bekomme einen Fingerclip, EKG Elekroden und eine Sauerstoffsonde angelegt. Sofort schlägt der Monitor Alarm. Ich schaue nach rechts. Puls 190.
"Ganz ruhig". Ich gebe dir jetzt etwas zum einschlafen und wenn du aufwachst ist alles vorbei. Panisch schaue ich die Narkoseärztin an. "Ich pass auf dich auf.", sagt sie. Willst du meine Hand nehmen? Sofort greife ich nach ihrer Hand. Ich spüre wie es warm in meinem Arm wird und wie langsam alles vor meinen Augen verschwimmt. "Denk an was schönes", höre ich sie sagen. Doch ich dachte daran wie es wohl wäre, wenn ich während der Narkose sterben würde.
Das nächste, an das ich mich erinnere ist das ich extrem lautes Piepen höre. Ruckartig öffne ich meine Augen, schließe sie aber sofort wieder. Ich habe keine Kraft. Überall sehe ich Ärzte in grünen OP Kitteln und will jemanden fragen, wann es denn endlich losgeht. Dann erinnerte ich mich an das was die Ärztin zu mir gesagt hatte. "Wenn du überall grüne Menschen siehst, dann hast du es geschafft". "Ich lebe noch", denke ich. Ich will mich bemerkbar machen, doch bekomme ich weder meine Augen, noch meinen Mund auf. Auf die andere Seite drehen ist auch unmöglich. Alles brannte, mein ganzer Mund tat so höllisch weh. Und dann kam der Moment der mir so unglaublich weh tat. Ich bekomme meine Augen auf, sehe mich um. Überall, an jedem Bett, neben jedem der gerade aus der Narkose aufwachte saß jemand. Jemand aus der Familie, ein Freund.. Jemand der einen beruhigen konnte. Nur an meinem nicht. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so alleine gefühlt wie in diesem Moment. Ich merke wie eine Träne meine Wange herunterrollt.
Das nächste was passierte war, das auf einmal zig Ärzte vor meinem Bett standen.
"Sie ist wach, sie ist wach!" Irgendein Arzt leuchtet mir in die Augen, klopft mich ab und bewegt irgendwas. Ich frage mich langsam wie spät es eigentlich ist..
"Na endlich, Selina! Du wolltest ja gar nicht mehr aufwachen." Er lacht.
Ich kann nicht lachen, ich weine. Als er das sieht, bückt er sich zu mir nach unten. "Tut dir irgendwas weh? Was ist los?" "Meeein Muuund", stottere ich. "Ich kann mich nicht bewegen". "Das ist normal, das wird wieder. Durch dein Antidepressivum hast du etwas länger geschlafen als normal". "Wir bringen dich jetzt wieder auf dein Zimmer". Er lächelt mich an.
"Okay", sage ich. Viel mehr bringe ich an diesem Tag auch nicht mehr raus. Es ist nämlich schon abends.
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《Schattenkind.》
Короткий рассказ"Los,sofort! Wir brauchen Hilfe hier!! Patientin ist kollabiert!", schreit eine Schwester die neben mir hockt. Ich liege auf dem Boden des Krankenhausflurs mit meinen 36kg Körpergewicht.. Warum bin ich hier? Warum bin ich hier, wenn alles nur noch s...