Meine Kindheit.

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[2003, zu dem Zeitpunkt bin ich 3 Jahre alt]

Du bist anders..

Man sollte meinen, dass ich als kleines Kind normal, glücklich und gesund war. So wie die meisten Kinder eben. Aber selbst als Kleinkind war ich schon anders. Ich habe ganz normal mit meiner Mutter und meinem Vater in einer Wohnung gelebt. Ich habe immer viel geweint. Mein Vater war zwar meistens da, aber für mich nicht wirklich present. Er hat viel gearbeitet und deshalb habe ich meine Kindheit eigentlich eher mit meiner Mutter verbracht. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Wir konnten zusammen rumalbern, haben viel gemeinsam unternommen. Auch bei allen Veranstaltungen des Kindergartens und der Vorschule war sie immer dabei. Meinen Vater sah man nur sehr selten außerhalb. Meine Zeit verbrachte ich sehr gern bei meiner Oma. Wir machten Fahrradtouren, Ausflüge, gingen Eis essen und hatten Spaß zusammen. Es war eine schöne Zeit, doch dann kam ich in den Kindergarten. Schon immer hatte ich große Angst vor neuen Dingen, Dingen die ich nicht kannte. So wie den Kindergarten. Jeden Morgen brachte mich meine Oma zum Kindergartenbus. Ich weinte und wollte einfach nicht, es war sehr schlimm. Im Kindergarten fand ich nicht wirklich Anschluss, war sehr schüchtern. Die anderen machten sich einen Spaß daraus, sperrten mich in der Toilette ein und nahmen mir mein Essen weg. Das endete irgendwann darin das ich im Kindergarten gar nichts mehr aß. Ich war immer ein sehr dünnes Mädchen.
Aber ich war anders.. Ich hatte Angst vor allem und jedem. Und ich entwickelte Zwänge. Eine Zeit lang musste ich bestimmte Abläufe immer und immer wieder wiederholen, dann hatte ich eine Zeit in der ich alles was ich anfasste, z.B. Steine, Blätter.. mit nach Hause nahm um meine Mutter zu fragen ob es giftig sei und ob ich sterben müsste. Als das vorbei war hatte ich ständig Angst mir könnte etwas passieren wenn ich bestimmte Gedanken in meinem Kopf sagte, z.B. das ich nicht leben wollte.
So wuchs ich auf..

Mit fünf Jahren sah ich einen Film im Fernsehen, wo ein Tier geschlachtet wurde. Tagelang ging bei mir essenstechnisch fast gar nichts mehr und dann wurde ich Vegetarier. Bis heute hat sich das gehalten. Und ich glaube, ich werde nie wieder Fleisch anrühren.

[2006] Ich komme in die Grundschule.

Eigentlich war ich ein ziemlich fröhliches Mädchen, ich habe viel unternommen, war so gut wie nie in meinem Zimmer sondern immer unterwegs mit meinen Freunden. Ich war draußen zuhause. Mein Essverhalten war eigentlich relativ normal, durch meine viele Bewegung brauchte ich halt auch einfach mehr.
Ich fing mit Kampfsport an, meine Mutter erhoffte sich davon, das ihr Kind etwas mehr Selbstbewusstsein bekäme, denn ich wurde immer noch gemobbt. Dennoch waren meine schulischen Leistungen top. Ich hätte alles werden können, was ich wollte. Arzt, Beamter, einfach alles. Meine Klassenlehrerin berichtete meiner Mutter ständig von meinen guten Noten. Ich hatte immer nur Einsen und Zweien in meinen Zeugnissen. Lernen viel mir nicht besonders schwer, ich musste es lediglich ein paar mal lesen und schon hatte ich es in meinem Kopf. Schon früher hatte ich diesen enormen Ehrgeiz, ich gab nie auf. Zu diesem Zeitpunkt ahnte aber noch niemand das ich diesen Ehrgeiz in meiner Zukunft nur noch gegen mich selbst wenden würde..


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