3 :: Fünfzehn Meter

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Ich lasse die Blicke der anderen vorerst an mir vorbeigehen und lege meinen Koffer vorsichtig auf das Bett direkt unter dem Schwarzhaarigen, welches als Einziges frei ist. Ich sehe mich um und halte Ausschau nach einem freien Schrank. Es gibt optimaler Weise vier in unserem Raum, jedoch kann ich nicht erkennen, welcher Schrank noch nicht belegt ist. Gerade will ich zur Ablenkung mein Handy aus der Hosentasche ziehen, als plötzlich der Schwarzhaarige aus dem Bett über mir gekonnt nach unten springt und sich direkt vor mich stellt. Eine Schockstarre macht sich in mir breit. Was passiert jetzt? Will er mich schlagen?

Nein. Er streckt mir seine Hand aus und stellt sich vor.

"Ich bin Nathan!" Dabei lehnt er sich an die Treppe des Bettes. Ich erwidere seine Begrüßung.

"Hi, ich bin Noah." Seine Hände fühlen sich weich und gepflegt an. Jetzt kommen auch die beiden anderen Jungs auf mich zu. Auch sie stellen sich mit Namen vor. Alec und Zee. Alec trägt zu einer Seite einen Undercut, hat hellbraune Haare und ist ziemlich groß. Ich schätze ihn auf 1,85m. Zee hingegen wirkt ziemlich klein, vielleicht 1,70m, blonde Haare, Surferfrisur.

"Der Schrank da ist deiner", fährt Nathan fort und zeigt auf einen der zwei Schränke auf der linken Seite des Raumes.

"Alles klar, weiß ich Bescheid", erwidere ich kleinlaut. Unser Grüppchen löst sich wieder auf und ich fange an, meinen Koffer auszupacken und den Schrank zu füllen. Im Rücken spüre ich noch immer, wie Nathan mich anstarrt. Aber was mache ich mir eigentlich für Hoffnungen und Gedanken? Der ist so was von hetero. Die Mädchen werden ihm hundertprozentig nur so entgegen fliegen. Verständlich. Nur, gibt es hier ja keine.

Erneut werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Doch dieses Mal scheint es etwas Ernstes zu sein! Eine Sirene ertönt. Dann schellt die Schulglocke. Ich sehe meinen Zimmergenossen die Panik in die Augen steigen. Hektisch springen sie auf, Alec und Zee reißen die Fenster auf. Ich werde von Nathan am Arm gepackt und zum Fenster gezogen.

"Das ist der Feueralarm. Und es ist keine Übung!"

Ich schaue panisch aus dem Fenster. Schüler rennen auf die Rasenfläche hinter dem Internat. Ich sehe nach rechts. Rauch steigt auf. Ganz in der Nähe. Vielleicht 2 Zimmer weiter.

"Wir müssen die Leiter runter!", ruft Alec aufgeregt. Tatsächlich. Am Fenster ist eine Feuerleiter angebracht, welche bis zum Boden reicht. Ich schätze die Höhe auf 15 Meter.

Zee klettert zuerst aus dem Fenster. Alec folgt ihm. Nathan sieht mich an. Sein Blick brennt sich förmlich bei mir ein.

"Soll ich als Nächster?", frage ich vorsichtig. Er nickt. Ich beuge mich noch einmal über die Fensterbank und sehe nach unten.

"Nun mach schon!" Nathans Stimme klingt energisch. Ich setzte vorsichtig meinen rechten Fuß auf die erste Stufe. Dann den linken. Eine Stufe nach der anderen. Alec und Zee stehen bereits unten und sehen zu mir auf. Nicht nur sie. Alle! Ich zittere am ganzen Körper. Nathan rückt nach. Mein Blick bewegt sich abwechselnd auf und ab. Mehr als die Hälfte ist geschafft. Gerade als sich meine Panik ein wenig legt, passiert es. Ich rutsche ab und falle. Dann wird mir schwarz vor Augen.

***

Ein Piepen. Es nervt mich. Ich öffne meine Augen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Zuerst sehe ich nur weiß, dann, dass ich in einem Bett liege und an einem Tropf hänge. Offensichtlich bin ich im Krankenhaus.

"Noah, du Idiot. Du bist ja endlich wach." Ich erschrecke. Nathan?

"Was machst du hier?", frage ich entsetzt. Jegliche Schüchternheit ist für kurze Zeit verflogen.

"Ich bin zur Begleitung mitgeschickt worden."

"Wieso Begleitung? Wofür denn?" Nathan sieht mich skeptisch an.

"Du kannst dich wirklich an nichts erinnern? Auch nicht an das Feuer?" Ich strenge mich an. Und tatsächlich, ein Teil fällt mir wieder ein.

Mein Handy klingelt. Ich sehe auf dem Display, dass es meine Mutter ist. Wie peinlich...

"Geh doch ran", setzt mich Nathan unter Druck. Ich folge seiner Anweisung.

New BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt