|25|- Schlimmer als gedacht?

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Na ja, ich kann so etwas schlecht einschätzen. Und was denkst du?
Manchmal benötigt man seine Zeit.

Stand auf einem neuen, ansonsten unbeschriebenen Stück Papier, das erneut von ihm kam. Ich stoppte damit, den Stift zwischen meinen Fingern hin und her zu drehen und schrieb:

Ich denke, vielleicht von beidem etwas?
Da hast du wohl recht.

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|Dienstag in der Schule|

»·Summer

Wieder schob ich unseren nicht-digitalen Chatverlauf zu ihm zurück und bemerkte, dass die Lücke zwischen uns etwas kleiner geworden war. Räumlich, ebenso wie virtuell betrachtet. Leicht musste ich lächeln. Vielleicht würde das alles ja doch gar nicht so schwierig werden, wie ich anfänglich befürchtet hatte. In meinem Inneren entzündete ein Hoffnungsschimmer, nicht größer als die Flamme eines Streichholzes, aber er war da. Und ich beschloss, daran festzuhalten. Vielleicht, und damit meine ich ganz vielleicht, war dieser Zettel gerade ein Startschuss gewesen. Ich konnte es auf den Tod nicht ausstehen, mir falsche Hoffnungen zu machen und am Ende bitter enttäuscht zu werden, aber gegen die aufkommende Neugier und das minimale Glücksgefühl konnte ich nichts ausrichten.

Gerade kam der Zettel zurück, als Mrs. Edwards aufstand und das Lächeln auf meinem Gesicht zum Sterben verurteilte, indem sie uns mitteilte, dass die zwanzig Minuten bereits vergangen waren. Wir sollten die Aufgabe nun beendet haben, meinte sie. Mit aufgerissenen Augen sah ich geschockt auf mein Blatt hinunter, auf dem gerade einmal sieben Sätze standen. Dem Arbeitsauftrag nach zu urteilen, wo uns gesagt wurde, wir sollten mindestens zweihundert Wörter schreiben, war dies definitiv zu wenig.

Warum lasse ich mich auch immer so schnell ablenken?

Obwohl, die kleine Unterhaltung mit David war wesentlich interessanter als Politik gewesen. Prüfend sah ich zu dem Jungen neben mir. Er hatte ernsthaft anderthalb Seiten geschrieben. Anderthalb?! Wie kam das aus seinen Fingern raus? Und das, während er mit mir diese Zettel geschrieben hatte?

Vielleicht versteht er Politik einfach und hat was in seinem Hirn, im Gegensatz zu dir.

Inneres? Halt deinen Mund. Ich wollte jetzt nicht mit dir diskutieren. Ich musste mich klein machen, damit meine Lehrerin mich bloß nicht sah.

Also tat ich genau dies und rutschte auf meinem Stuhl etwas nach unten und legte meine Faust vor meine Lippen. Zu meiner Verwunderung nahm sie einen von denen dran, die sich gemeldet hatten. Da hatte ich ausnahmsweise mal Glück und eigentlich hatte ich -aus welchem Grund auch immer- nicht den schlechtesten Eindruck bei ihr hinterlassen.

Immer noch den Blick auf die Autoritätsperson vorne gerichtet, nahm ich den beschriebenen Zettel. Als ich sicher war, dass ihr Blick nicht mir galt, blickte ich nach unten und las seine Antwort, ohne dem zuzuhören, was einer meiner Mitschüler auf Befehl der Lehrerin vorlas. Aber da war ich lange nicht die Einzige.

Möglicherweise

War das einzige Wort, welches auf dem erneut sehr vollen Blatt stand. Ich sah das als Antwort auf beides zuvor und die Unterhaltung hiermit als beendet, auch, wenn ich gerne noch etwas mit ihm geschrieben hätte. Ich konnte gerade für sehr wenig Freude aufbringen, denn ich wette, dass ich gestern in die Luft gesprungen wäre, hätte er mir diesen Zettel geschrieben. Das Blatt faltete ich zurück in den kleineren Zustand und ließ es hinten in meinem Ranzen verschwinden. In dem Moment ertönte die alte, rauchige Stimme unseres Schulleiters aus den über der Tür angebrachten Lautsprechern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 11, 2017 ⏰

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