15 | Balrog und Korrigane

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Langsam hob ich meinen Blick und schaute in die hellen Augen von Isaac. Dieser betrachtete mich immernoch komplett verwundert.
"Ich glaube, wir sollten mal reden" fand er nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu Wort.
"Ich... Nein! Ich muss gehen" stammelte ich und wollte mich von ihm wegdrücken, doch er hielt mich mit eisernem Griff fest.
"Lass mich bitte los, Isaac" meinte ich schon etwas trotziger.
"Micaela!" Ermahnte er mich. Irgendwie fand ich durch den Druck, der auf mein Unterarm ausgeübt worden war auch mein Selbstbewusstsein wieder. Das lag wohl mehr an dem Adrenalin, das langsam durch den Schock wieder die überhand gewann, dennoch bezweckte es was es sollte...
"Isaac" äffte ich ihn nach und versuchte erneut mich aus seinem Griff zu befreien.
"Du hat dich gerade in eine blonde Schönheit verwandelt und dann plötzlich wieder zurück" sagte er, als wäre das Grund genug mich fest zu halten.
"Was soll das jetzt bitte heißen?!" äußerte ich mich empört, da meine weiblichen Gene diese versteckte Aussage, vermutlich falsch, deuteten.
Kurz schien ich Isaac sichtlich verwundert zu haben und genau diesen Moment nutze ich um mich loszumachen und eilig davon zu laufen. Als ich merkte, dass er mir folgte fing ich an zu rennen. Doch die blonde Schönheit war definitiv sportlicher gewesen als ich, denn Micaela war immernoch eine komplette Versagerin in Sport. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Isaac mich überholte und sich dann umdrehte in gemächlich vor mir her joggte.
"Von mir aus können wir das den ganzen Tag machen" neckte er mich fröhlich.
"Bist du Superman oder so?" Fragte ich und lief nun wieder keuchend. Isaac lachte und knallte mit voller Kanne gegen einen Pfosten, den er mit dem Rücken nicht sehen konnte. Sein Blick hatte diesen unbezahlbaren Ausdruck der aus einer Mischung aus Verwundert, überrascht und schmerzerfüllt hatte, dass ich einfach losprusten musste. Doch ich hatte mich schnell wieder gefasst und nutze die Chance die restlichen 10 Meter bis zur ziemlich belebten Hauptstraße zu sprinten. Hier würde mich Isaac sicher nicht blöd anmachen oder festhalten... Hier waren zu viele Menschen. Da mir der Schock aber immernoch tief in den Knochen saß, lief ich zügig zu dem Bankautomaten, ließ etwas Geld raus, bezahlte das Päckchen bei der jungen Dame, deren Gestalt ich angenommen hatte und brauste so schnell ich konnte nach Hause. Dort angekommen war das Adrenalin nun komplett abgeklungen, denn ich stieg Zitternd von meinem Motorrad und schleppte mich zur Haustüre wo ich mehrfach versuchte mit Zitternden Finger die Schloss in die Tür zu stecken. Wieso hatte ich mich in diese Frau verwandelt? Wieso war das möglich? Ich träumte sicher noch. Nach dem gefühlt 100 Anlauf schaffte ich es dann endlich die Tür zu öffnen und lief langsam die Treppen hoch. Als ich dann auch die Wohnungstüre aufgemacht hatte ließ ich einfach die komplette Motorrad Montur und dem Päckchen im Flur fallen und ließ mich in mein Bett fallen und schlief sofort Todmüde ein.

Ich gähnte und öffnete meine Augen, um nach dem Übeltäter zu schauen, der mir die ganze Zeit sanft ans Bein gestoßen hatte. Ich erblickte zwei gelben Augen, eine Schnauze und zwei Ohren. Ich stieß einen erschrocken Schrei aus und die kleine Katze legte ihren Kopf schief.
"Mamá" schrie ich nun aus vollem Hals.
"Was ist los?" Fragte sie erschrocken und kam in mein Zimmer.
"Was macht die Katze hier?" Wollte ich wissen.
"Ach, du kennst sie schon?" Lächelte meine Mutter liebevoll und machte seltsame lock-Geräusche, woraufhin die kleine Katze unter dem Bett hervor kroch und zu meiner Mutter lief und sie diese hinter den Ohren kraulte.
"Ja, es hat mich geweckt" meinte ich mürrisch.
"Weißt du, ich muss dir was tolles erzählen" begann meine Mutter und setzte sich dann zu mir auf die Bettkante.
"Oke, das klingt nach einer Lebensumstellung... Ziehen wir wieder zurück?" Fragte ich teils hoffnungsvoll, teils gespannt.
"Nein, nein... Aber ich hab ein super Job Angebot bekommen" strahlte meine Mutter.
"Oh... Herzlichen Glückwunsch" meinte ich und war komplett überrascht.
"Naja, die Sache hat aber einen Haken" druckste sie herum.
"Wer hätte das gedacht" sagte ich und forderte sie somit auf wieder zu sprechen.
"Ich kann nur dort arbeiten wenn ich von 12:00-21:00 Uhr da bin und das heißt, dass du ziemlich viel alleine zuhause sein wirst." Berichtete sie.
"Und deswegen hast du mir eine Katze gekauft?" Wollte ich verdutz wissen.
"Ja, ich dachte, dass du dann nicht so viel alleine sein musst" nickte sie und strahlte mich an, da sie wohl dachte, dass ich mich riesig darüber freuen würde. Ich wollte ihr nicht das Herz brechen, deswegen setzte ich ein lächeln auf.
"Das ist ja echt super nett von dir!" Dankte ich ihr und umarmte sie.
"Sie hat noch keinen Namen, du darfst sie Taufen" sagte sie, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mein Zimmer. Seufzend ließ ich mich zurück ins Bett fallen und dachte an meinen tollen Traum, in dem ich meine Gestalt ändern konnte.
"Achso und Micaela! Räum deine Sachen aus dem Flur" brüllte meine Mutter aufeinmal durch das Haus. Verwirrt stand ich auf und realisierte dann auf einmal, dass das ganze gar kein Traum gewesen war! Rasch öffnete ich meinen Laptop und rief meine Cousine an.
"Ela!" Begrüßte sie mich und lächelte mich an.
"Lu? Bist du gerade alleine?" Fragte ich hastig.
"Ja.. wieso? Was ist passiert?" Wollte sie sofort allamiert wissen, stand auf und ich hörte wie sie die Tür schloss.
"Ich ehm... Mann ich kann das nicht erklären, das klingt so, als wäre ich verrückt... Vielleicht bin ich ja verrückt..." Murmelte ich vor mich hin.
"Ist es passiert?" Erkundigte sie sich dann.
"Was?" Gab ich verwirrt zurück.
"Bist du endlich keine Jungfrau mehr?" Hackte sie breit grinsend nach.
"Nein! Ich bin immernoch Jungfrau Lu" stöhnte ich genervt und sie sah ein wenig enttäuscht aus.
"Was dann?" Fragte sie.
"Also, ich war heute in der Stadt und wollte für meine Mutter was abholen. Da ich aber nicht mit Karte zahlen wollte musste ich was abheben gehen und hab so zwei Typen gesehen, die ich aus der Schule kenne und die mich schon Mal blöd angemacht haben. Also bin ich vor denen weggelaufen und als die mir hinterher sind, hab ich mir gewünscht, wie so eine Verkäuferin auszusehen, bei der ich davor war und dann sah ich plötzlich auch so aus wie sie!" Erzählte ich schnell. Meine Cousine äußerte sich erst einmal nicht dazu und schaute mich nur erstaunt an.
"Ja! Und ich weiß nicht, ob ich mir das nur eingebildet hab, oder ob ich jetzt komplett durchdrehe" fuhr ich fort und strich mir durch meine Locken.
"Probiers halt nochmal aus." Schlug sie vor.
"Gott nein! Ich konnte mich erstmal gar nicht mehr zurückverwandeln und das will ich nicht riskieren" lehnte ich den Vorschlag sofort ab.
"Google es!" Forderte sie mich auf.
"Was denn? How to Gestaltenwandeln?" Fragte ich sie sarkastisch.
"Nein du Dummerchen! Google nach Korriganen! Wir wissen doch schon, dass du eine bist!" Half sie mir auf die Sprünge. Auf einmal kam mir wieder dieser ganze Übernatürliche Quatsch in den Kopf, den ich bis jetzt komplett verdrängt hatte.
"Du glaubst echt, dass ich übernatürlich bin?" Wollte ich etwas verwundert Wissen, da es sowas nun mal nicht geben konnte!
"Oke.. Ich muss zugeben, dass ich auch nicht ganz ehrlich zu dir war" gab sie nun zu und ich schaute sie abwartend an.
"Meine Schwester... Sie ist auch eine. Deswegen hat meine Mutter sie weggeschickt." Berichtete Lu traurig.
"Das passt doch gar nicht zu Tantchen" gab ich überrascht zurück.
"Sie musste. Meine Schwester war außer Kontrolle... Aber jetzt les dir den Eintrag durch und recherchier Mal ein bisschen und dann Ruf mich noch Mal an" sagte Lu und legte auf, bevor ich etwas erwidern konnte. Also ging ich auf Safari und tippte Korrigane in die Suchleiste ein. Die nächsten 20 Minuten verbrachte ich damit ungläubig irgendeinen Eintrag über Gestaltenwandler durchzulesen. Zu Korrigane selbst gab es nur einen einzigen Eintrag, aber die Tatsache, dass diese Tagsüber hässliche alte Weiber mit roten Augen sein sollten und nachts schöne Frauen, die für Männer unwiderstehlich waren, ließ mich verwirrt die nächste Seite aufrufen. Deswegen rief ich nach dem dritten Eintrag auch wieder meine Cousine an.
"Ela hey!" Begrüßte sie mich und sah mich gespannt an.
"Ich verstehe das ganze noch nicht wirklich" sagte ich sofort und sie lächelte.
"Es genügt schon, wenn du ein bisschen Hintergrund wissen hast" nickte sie und fuhr fort.
"Also unsere Familien stammen von dem Maia Gott Balrog ab. Er war ein abgrundtief böses Geschöpf, das aber bald vernichtet wurde. Doch er hatte Nachfahren. Diese waren so gut wie alle böse. Nur eine Handvoll hatten sich dem guten zugewendet. Eines Tages traf einer von ihnen bei Nacht auf eine Korrigane, als er sie bei Tag sah, dachte die Korrigane er würde ihr den Rücken zuwenden, doch der Nachfahren Balrog ließ sich nicht von dem Äußeren abschrecken und blieb bei ihr. So verliebten sich die beiden und so weiter und so sofort... Auf jeden Fall schwängerte er eines Nachts die Korrigane in der Gestalt der jungen Frau und sie erwarteten ein Kind. Da das Kind bei Nacht geboren wurde entstanden Mischlinge des Balrog Geschlechts und der Korrigane. Diese haben eine besondere Aura. Reine Korrigane haben eine innere rote Aura. Das bist du nicht. Dann gibt es noch die reinen Nachkommen Balrogs, die eine schwarze innere Aura haben und die Mischlinge, die eine weiße Aura besitzen. Bei den Mischlingen gibt es noch verschiedene Unterformen der Auren. Sie sind unterschiedlich Schwach oder so stark, dass andere übernatürliche Geschöpfe sie sofort wittern können..." Erklärte meine Cousine.
"Du machst Witze oder?" Fragte ich sie und schaute sie an, als hätte sie mir gerade einen schlechten Witz erzählt.
"Nein... Ich bin doch auch wie du" seufzte sie.
"Ich dachte deine Schwester?" Wollte ich wissen, da mich dieser ganze Quatsch noch etwas verwirrte.
"Bei ihr dominierten die Gene von Balrog. Sie konnte schlimme Sachen anstellen... Ich dagegen bin unter den Mischlingen ein nichts. Das einzige, was ich kann ist meine Augenfarbe zu verändern und meine Reaktionszeit ist gestärkt" meinte sie Schulterzuckend.
"Es ist so verdammt schwer, dir das zu glauben" schüttelte ich meinen Kopf... Doch irgendwie wusste ich das sie Recht hatte. Als ich wieder in meinen Laptop schaute blickte ich in zwei strahlend Orangefarbenen Augen und blickte verwirrt ein zweites Mal hin.
"Ich lüge nicht..." Lächelte Lu.
"Ich... Oh mein Gott!" stammelte ich. 
"Geb dir Zeit mit der Veränderung klar zu kommen. Aber behalt es ja für dich! Es gibt genug Menschen die so Leute wie dich, mich und meine Schwester aus dem Weg haben wollen" schärfte sie mir ein und ich nickte langsam. Ich starrte noch weitere fünf Minuten, nachdem Lu aufgelegt hatte meinen Bildschirm an, bis mein Handy klingelte. Ich zuckte zusammen bis ich dannach griff und auf dem Display sah, dass mir mein Bruder geschrieben hatte.

Engelchen!
Wie geht es dir?
Ich muss später noch einen Stützpunkt weiter, also mach dir
keine Sorgen, falls ich dir nicht sofort schreibe...
Ehrlich gesagt, habe ich sogar etwas Angst. Die Gegend hier zu verlassen
ist gefährlich... Aber ich schaff das schon!
Ich vermisse dich ganz fürchterlich
Jaime.

Ich lächelte liebevoll mein Handy an und spürte auf einmal wie etwas um meine Beine Strich. Ich sah wieder das kleine Monster von vorhin, das mir meine Mum gekauft hatte. Ich absolute Tierhasserin musste aber tatsächlich eingestehen, dass das Kätzchen schon irgendwie verdammt süß war. Sie war so verdammt klein und zerbrechlich... Es hüpfte mir auf den Schoss und begann laut wie ein Dieselmotor zu schnurren. Ich streichelte sie vorsichtig und überlegte über einen Namen nach, doch mir viel außer Monsterchen nicht wirklich viel ein und so konnte man nun wirklich nicht seine Katze nennen...

Als ich Abends ins Bett viel war ich komplett erleichtert nun einfach in die Welt des Schlafes versinken zu können. Der Tag kam mir vor wie eine gesamte Woche uns ich wollte morgen unbedingt Isaac und Co aus dem Weg gehen. Müde wollte ich gerade die Augen schließen, als das Monsterchen mein Bein attackierte. Seufzend setzte ich mich auf, packte das kleine Wesen und legte es neben mich auf das Kissen, wo es mit mir zusammen einschlief.

Micaela - Teen Wolf Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt