9. Kapitel

60 6 1
                                    

Pov: Manu

Nachdem ich meinen Cappuccino ausgetrunken habe stehe ich auf und stelle die Tasse in die Spüle. Im Flur stecke ich mein Handy mit den Worten "Ich bin dann mal weg!" in meine Hosentasche und schließe die Tür hinter mir. Ich hüpfe die Stufen im Treppenhaus herunter und verlasse das Haus. Hmm.. Ich werde Tim mal fragen, was wir mit dem Mädchen machen sollen. Vielleicht hat er ja eine Idee wie wir wenigstens ihren Namen erfahren können und wo sie überhaupt herkommt. Nicht, dass schon eine Suchaktion gestartet wurde.. Ich wechsle auf die andere Straßenseite und hole mein Handy raus.

Pov: Delay

Ich beobachte schweigend das Mädchen und breche nach einiger Zeit die Stille: "Weißt du was, wir machen die Verbände mal ab und schauen, wie's aussieht. Danach kannst du ja duschen wenn du willst. Ich geb' dir ein T-Shirt von mir und eine nicht so große Jogginghose wird sich auch finden. Einverstanden..?" Sie schaut mir - mit einem Ausdruck den ich nicht wirklich definieren kann - in die Augen. Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu auf den sie mit einem Nicken antwortet und mit ihren Lippen ein "Okay." formt. Also stehe ich auf und stelle mich neben ihren Stuhl. Das Mädchen klappt ihr Notebook zu, dreht sich zu mir und rutscht langsam vom Stuhl. Ich ziehe diesen ein wenig hinter, damit sie sich problemlos hinstellen kann. Dann lege ich wieder einen Arm um ihren zarten Körper und begleite sie ins Bad. "So.. noch ein großes Handtuch.." Ich nehme ein Badehandtuch aus dem Schrank und lege es auf das Waschbecken. Sie setzt sich auf den Hocker vor der Dusche und ich knie mich hin. "Dann wollen wir mal sehen.." Vorsichtig lege ich meine Hände um ihr Knie und mache den Verband ab. "Wenn ich dir weh tue, dann schrei einfach." sage ich und lächle.

Pov: Ayleen

Als ich meine E-Mails durchschaue, macht mir dieser Delay den Vorschlag, die Verbände ab zu machen und duschen zu gehen. Er will mir sogar ein T-Shirt und eine Jogginghose von sich geben! Darauf schaue ich ihn verdutzt und vollkommen planlos an. Wieso um alles in der Welt finde ich diesen einen Ausdruck in seinen Augen nicht? Den Ausdruck, der mir sagt, dass ich jetzt sofort abhauen muss, weil das alles nicht ernst gemeint ist? Wieso sehe ich das nicht?
Vielleicht, weil dieser Ausdruck nicht da ist..? Nein! ..oder? NEIN!

Es fühlt sich an, als hätte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Denn ich nicke und nehme den Vorschlag an. Was ist bloß los mit mir...

Wir gehen ins Bad und ich setze mich auf einen Hocker. Delay legt ein Handtuch heraus und kniet sich vor mich. "Dann wollen wir mal sehen.. Wenn ich dir weh tue, dann schrei einfach." Mir huscht ein Lächeln über die Lippen. Er wickelt langsam und so vorsichtig den, mit mehreren roten Flecken übersäten Verband von meinem Knie ab. Nach einer Weile kommt mein aufgeschlagenes Knie zum Vorschein. Ich atme vor Schreck hörbar ein und starre darauf. "Keine Angst, es ist halb so schlimm. Warte kurz." Er steht auf und holt aus dem Schrank ein kleines, türkisfarbenes flauschiges Handtuch. Dann dreht er den Wasserhahn auf und tränkt eine Ecke davon mit kaltem Wasser. Er kniet sich wieder zu mir: "Ich werde jetzt rundherum das Blut ein wenig abtupfen. Dann siehst du, dass es gar nicht so sehr aufgeschlagen ist. Ja?" Ich nicke ängstlich und immer noch ein wenig geschockt und kneife meine Augen zusammen, als er das kalte Handtuch auf mein Knie legt.

Nach einer Weile merke ich jedoch, dass es gar nicht schmerzt. Ich mache meine Augen wieder auf und sehe, mit welcher Behutsamkeit sich Delay um meine Wunde kümmert. Wow. Ich verstehe zwar nicht wieso er das macht, aber WOW...

Nach ein paar Minuten sieht mein Knie gar nicht mehr so böse aus. "Siehst du? So schlimm war es doch gar nicht." Er schaut mir in die Augen und lächelt mich an. "Ähm, gucken wir uns mal dein Schienbein an." Er wendet sich also meinem anderen Bein zu. Die Hälfte von dem was er macht bekomme ich gar nicht mehr wirklich mit. Ich beobachte ihn die ganze Zeit, wie er, mit einem etwas besorgtem Blick, aber mit größter Vorsicht alles für meine Gesundheit tut. Für MEINE Gesundheit.

Ich bin so paralysiert von seinem Tun, dass er mich sogar einmal fragt, ob bei mir alles gut ist.
Als dann endlich auch mein Arm versorgt war, steht er mit den Sätzen "Ich lasse dich jetzt erstmal allein. Ich lege dir die Sachen dann vor die Tür, die kannst du dir nehmen, wenn du fertig bist." auf. Er wirft das Handtuch in die Waschmaschine und nimmt die alten Verbände mit raus. "Ähm, brauchst du noch irgendwas?" Ich schüttle meinen Kopf und flüstere:

"Danke"

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Ich sehe was, was du nicht siehst. | DelayLP | GermanletsPlay FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt