Das Hufgetrappel war in dem kleinen Dorf kurz vor Forli schon von weitem zu hören. Niemand dachte sich etwas dabei. Wie oft kamen Händler hier hindurch um von der Festung und Stadt Forli wieder zurück Richtung Florenz oder einer der großen Städte zu kommen. Irritierend war, dass die Pferde scheinbar nicht langsamer wurden je näher sie dem kleinen Ort ohne Name kamen. Sie wurden eher schneller. Alle Bewohner, die sich an diesem Abend auf der Straße aufhielten, bemerkten das mit Unbehagen. Sie hatten zwar nicht viel Ahnung von Politik und doch hatten sie die richtige Vermutung. Die Allianzverträge zwischen der Familie Sforza und dem heiligen Stuhl in Rom, über die inzwischen sogar schon die einfachen Menschen in ganz Norditalien sprachen, waren erneut gescheitert. Erneut hatte Papst Sixtus seine Wünsche bei einer der mächtigsten Familien Italiens nicht durchsetzen können. Ein Raunen ging durch die Menge. Die Mütter packten die Kinder und zerrten sie in die Hütten. Die Männer bewaffneten sich vorsichtshalber und versammelten sich am Dorfplatz als bereits die Pferde um die Ecke der Straße kamen. Innerhalb von Sekunden brannten die ersten Holzhütten wie das Freudenfeuer zu Ostern. Frauen und Kinder wurden aus den Hütten gezerrt und ohne großes Aufheben wurden ihnen die Kehlen aufgeschnitten. Aus einer der Hütten die dem Zorn der Männer noch entgangen waren sah eine Gestalt dabei zu wie ihr Bruder unter der Übermacht der wesentlich besser ausgebildeten Soldaten fiel. Die Gestalt hielt sich mit aller Macht den Mund zu um nicht zu schreien als auch ihr Vater einen Degen in die Seite gerammt bekam. Plötzlich war es bis auf das knistern der brennenden Hütten still draußen. Die Schreie der Sterbenden verstummten und man hörte nur die leisen Stimmen der Soldaten. Ein einzelnes Pferd kam angetrabt. Eine Stimme vor der Tür sprach zischend: „Wieso steht diese Hütte noch? Glaubt ihr, ich spreche Befehle nur aus, um mich selbst reden zu hören? „ Der Mann schlug dem ihm am nächsten stehenden Soldaten mit der Faust ins Gesicht. Dieser ging zu Boden und die restlichen Anwesenden wichen einige Schritte zurück „Ich sagte vernichtet die umliegenden Orte und seine Bewohner. " „Ja Graf Riario." Riario stieg vom Pferd ab und sah sich um während einer seiner Soldaten an dem Scheiterhaufen der Toten eine Fackel entzündete und auf das Haus zu ging um es abzubrennen. Beinahe das ganze Dorf war bereits dem Erdboden gleich gemacht. Niemand war dem Zorn des Grafen und seinem Gefolge entgangen. Die verbrennenden Leiber der Männer, Frauen und Kinder stanken bestialisch aber der General der heiligen katholischen Kirche hatte weitaus schlimmeres erlebt, als sich an so etwas noch zu stoßen. Es interessierte ihn nicht im Geringsten, ob Menschen gestorben waren. Er hatte sein Ziel in Forli nicht erreicht und mit einer Niederlage zu seinem Vater zurückzukehren war nie eine besonders gute Idee. Als er einen Schrei hörte drehte er sich um und sah gerade noch, wie der Soldat mit der Fackel zu Boden ging und das vor der Hütte herumliegende Stroh am Boden in Flammen aufloderte. In dem Chaos, das nun entstand sah er einen weiten Soldaten mit offener Kehle tot zu Boden stürzen, bevor er die mit einem Kapuzenmantel verhüllte Gestalt sah, die die Verwirrung der Soldaten ausnütze um einen weiteren von hinten mit einem Schwert durchstieß. Riario zog selbst sein Schwert und ging ruhig auf den Gegner zu, der immer mehr in Bedrängnis kam. Die Soldaten der römischen Garde hatten den Angreifer jetzt endlich wahrgenommen, sein Vorteil durch die Überraschung war dahin. Obwohl der Kampf eindeutig aussichtslos war, gab er nicht auf. Er wollte anscheinend im Kampf sterben. Gut den Gefallen würde Riario ihm tun auch wenn es ihm ein bisschen leidtat so ein Fechttalent zu töten. Der Bauernjunge hatte scheinbar einiges gelernt und man könnte ihn bestimmt weitertrainieren. Riario dachte nach. Vielleicht hatte es einen Grund, dass dieses Kind überlebt hatte. Er ließ leicht lächelnd seinen Degen herumwirbeln und ging dann auf seinen jungen Gegner zu. Die anderen Soldaten wichen einige Schritte zurück und machten ihm Platz. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie klein der Junge war. Älter als 13 -14 war der Junge bestimmt nicht. So eine Talent zu töten ging ihm gegen den Strich. Allerdings hatte er genug Kinder und sogar Säuglinge getötet um längst kein Mitleid mehr mit den Totgeweihten mehr zu haben. Das durfte er sich nicht erlauben, dafür beendete er zu viele Leben.
„Junge, lass die Waffe fallen. Ich nehme dich mit nach Rom und gebe dir eine zweite Chance. Meine Männer werden dir beibringen zu kämpfen und du wirst in meine Leibgarde aufgenommen." Seine Leibgarde sah ihn verwundert an, wagte es aber nicht auch nur ein Wort zu sagen. Zwar hatte dieses Kind gerade drei ihrer Kameraden getötet, ber es stand ihnen nicht zu Riarios Anordnungen in Frage zu stellen. Genau das machte den Jungen für Riario in seinen Augen würdig der Garde beizutreten. Kaum jemand war dazu fähig. Gerade in seiner engsten Truppe, die mit ihm persönlich unterwegs war, waren die fähigsten Kämpfer Italiens versammelt. Gut, da Vinci hatte sie mehr als einmal geschlagen. Aber der war ein anderes Problem. Das Chaos auszunutzen und dadurch seine Unterlegenheit zu umgeben versprach einiges an strategischem Können. Der Angesprochene schnaubte allerdings nur unter seiner Kapuze und griff dann an. Man merkte in seinen Stichen und Hieben, dass er bereits müde war und das Schwert nur noch schwer in die Höhe bekam. Trotzdem schaffte er es Riario einen kleinen Schnitt an der Hand beizufügen bevor dieser ihn Momente später entwaffnete. Riario hielt ihm den Degen an die Kehle: „Los Kleiner. Kapuze runter. Ich will wissen wer du bist bevor das Licht in deinen Augen erlischt." Als sein Gegner die Hände hob um den Mantel zurückzustreichen fiel dem Grafen auf wie zierlich diese war und ihm kam ein unmöglicher Verdacht der sich Momente später bestätigte. Als die Kapuze fiel ergossen sich dem Kämpfer schwarze Locken den ganzen Rücken herab. Braune Augen sahen ihn beinahe spöttisch an bevor das Mädchen von vielleicht 17 Jahren die Hände fallen ließ und ihm direkt in die Augen sah: „Los. Tötet mich. Das wolltet Ihr doch." Riario lachte kalt auf: „Richtig. Schneidet ihr die Kehle durch und werft sie zu den anderen." Das Mädchen wehrte sich wie wild und es brauchte 2 Soldaten um sie fest zu halten. Für ihre kleine Statur hatte sie eine ganz schöne Kraft. Riario wandte sich überrascht um als er erneut die Stimme der Gefangenen vernahm. „Bastarden wie euch schließt man sich nicht an. Und dem heiligen Vater glaubt hier sowieso niemand mehr ein Wort. Ein Lügner, Betrüger und bestimmt nicht der Nachfolger Christi." Der Graf machte einen schnellen Schritt auf sie zu und schlug ihr mit der Rückhand in Gesicht sodass sie stolperte und beinahe hinfiel. Kurz bevor sie wirklich am Boden landete packt er sie an den Schultern und zwang sie ihm in die Augen zu schauen: „ Weißt du wer ich bin Hübsche? Conte Girolamo Riario. Generalhauptmann und Graf der heiligen römischen Kirche. Ich habe meine Meinung geändert. Männer, nehmt sie fest und schaut darauf, dass sie nicht noch mehr von euch tötet. Kämpfende Frauen können nützlich sein." Als seine Soldaten sie packten wehrte sie sich erneut mit Händen und Füßen und wollte sie scheinbar dazu bringen sie doch noch umzubringen. Nur Kraftmäßig hatte sie praktisch keine Chance gegen seine Soldaten.
„Kannst du reiten meine Hübsche?" fragte Riario. Alle lachten um ihn herum über seinen doppeldeutigen Witz. Sie schaute ihn nur verächtlich an. „Ich fasse das als ein "Ja" auf. Bindet ihr die Hände zusammen und setzt sie auf eines der Pferde aus dem Stall da drüben. Führt das Pferd dann an meine Seite. Wir reiten jetzt nach Haus. Der heilige Vater wird nicht erfreut sein über unsere Misserfolg." „Die Sforza werden sich euch nie anschließen." Er ließ den Satz in der Luft hängen und stieß sie in die Richtung seiner Männer. „Werft sie über ein Pferd und nehmt sie mit. Ich will sie in Rom aber lebend antreffen! Ich reite voraus. Wir treffen uns in der heiligen Stadt."
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(Beendet) Die Dämonen in Rom
FanfictionBEENDET Florenz und Rom zwei Gegensätze, die sich doch auch irgendwie anziehen. Zwei Mittelalterliche Stadtstaaten, die ohne einander nicht können und doch nichts miteinander zutun haben wollen. Der Artista und der Conte --- und dazwischen ein Mädch...