Neue Entwicklungen

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Liebe Leute, hier das nächste Kapitel. Ich wünsche euch ganz viel Spaß und hoffe, dass euch dieser Abschnitt der Geschichte gefällt. Ich freue mich natürlich wie immer über Rückmeldungen. :*

p.s.: Falls euch ein besserer Titel für dieses Kapitel einfällt, heraus damit :D


Die Tage bekamen ihren Rhythmus. In der Früh brachte Chiara das Frühstück und verband Riarios Rücken auf dessen Wunden sich nach der ersten Woche bereits Eine neue sehr feine Hautschicht gebildet hatte. Dann musste sie sich zu ihm setzen und vorlesen. Stundenlang saß sie da, bis ihre Zunge beinahe taub war. Am Beginn der zweiten Woche, begann Riario aufzustehen und sich normal zu bewegen. Außerdem zwang er sie dazu ausschließlich Latein mit ihm zu reden, was dazu führte, dass sie ihn einen Tag lang bis auf das vorlesen anschwieg. „Das geht so nicht weiter Chiara." Er kam auf sie zu, packte ihr Kinn und sah sie streng an: „Du sprichst jetzt Latein. Du brauchst diese Sprache." Sie versuchte den Kopf zu senken um seinem Blick zu entgehen." „Ja Conte." „Tztz wie heißt es richtig." „Ita es Comes." „Bene factum Chiara. Comprehendis quare facimus?" „Certe Comes." „Appellatio tuus melior fies." „Gratias."

Je länger ihr Training dauerte, desto strenger wurde Riario. Nicht selten kam es vor, dass ihr sie schlug wenn sie lateinische Vokabel nicht richtig aussprach oder ihr Wörter entfielen. Auch beim Fechttraining ging es inzwischen härter zu. Zu Beginn hatte der Graf noch selbst mit ihr geübt, war Schrittfolgen mit ihr durchgegangen und beaufsichtigte sie beim Krafttraining. Er war dabei zwar oft übertrieben streng und ungehalten, wenn sie nicht auf Anhieb alles konnte, aber man merkte deutlich, dass ihm das Unterrichten Spaß bereitete und ab und an kam es sogar vor, dass er sie lobte.  Nach drei Wochen und ein paar Tagen wurde Chiara panisch. Sie hatte noch 3 Tage und nichts was sie tat reichte Riario nur im Mindesten. Ihre Laune war dementsprechend im Keller und nicht selten reagierte sie ihm gegenüber nicht besonders respektvoll.

Den ganzen Tag war sie am Exerzierplatz fertig gemacht worden. Riario hatte sie einem seiner Hauptmänner übergeben. Sie kämpfte bereits seit 4 Stunden und hatte aufgrund ihres Kleides kaum eine Chance. Ständig stieg ihr jemand absichtlich auf den Saum, der am Boden schliff und so eine perfekte Hilfe war sie zum stolpern zu bringen, sie abzulenken oder ihr eine Falle zu stellen.

„Ich kann nicht in Röcken kämpfen!! Ich kann niemals Männer besiegen wenn ich ein Kleid anhabe!" Chiara sah den Conte wütend an und senkte ihre Fechtfeder. Langsam ging Riario auf sie zu. Chiara wich keinen Zentimeter zurück, trotzig sah sie ihm entgegen. Die Soldaten der Schweizer Garde, die um sie herumstanden und teilweise mit ihr, teilweise untereinander gekämpft hatten, drehten sich zu ihnen um. Riario holte aus und schlug ihr wieder einmal ins Gesicht. Diesmal so fest, dass Chiara zu Boden ging.  „Werde eben kreativer. Du bist doch sonst nicht dumm." Sie versuchte aufzustehen, doch er stand mit einem Fuß auf ihrem Rücken und drückte sie hinunter. Die Soldaten um sie herum lachten. Die hatten Chiara sowieso nicht gerne gesehen. Sie hielten nicht besonders viel von kämpfenden Frauen, trauten sich es wegen Riairo aber nie laut zu sagen. Die Möglichkeit diese Abnormität auszulachen kam ihnen gelegen. Zwei, die dort standen und lachten, erkannte Chiara. Es waren welche gewesen die sie mitgenommen hatten, die sie vergewaltigt hatten. Sie wurde wütend, mehr noch sie kochte. Wie konnte es Riario wagen sie so bloß zu stellen. Sie hatte mehrere von diesen dreckigen Soldaten bereits besiegt. „Schieb deine eigene Schwäche nicht auf äußere Zustände. Nicht das Kleid ist Schuld. Du bist es. Beweg dich eben schneller. Verändere den Zustand, der dich behindert und versuch bei ausweglosen Situationen eben ein Lösung zu finden."  Fast hörte sie ihn sagen: Sei mehr wie da Vinci. Er drückte noch fester zu und beugte sich dann zu ihr herab. Leise sagte er: „Du bist nutzlos Chiara. Dein Bruder würde sich schämen wenn er dich so kämpfen sähe. So kann ich dich nicht gebrauchen verschwinde und komm nicht zurück. Jemand der sich nicht anstrengt hat keine weitere Chance verdient. Leb auf der Straße, Hure." Bevor er seinen Fuß von ihrem Rücken geben konnte drehte Chiara herum und stieß ihn von sich runter und sprang auf. Bevor sie gehen musste, wollte sie ihn noch verletzen. Wollte dafür sorgen, dass er sich an sie erinnerte und  nie vergaß war er getan hatte. Ciara fühlte so viel Wut in sich. Die beiden Soldaten töten, das wollte sie auch noch. Sie sah Riario tief in die Augen und riss dann mit einem Ruck die oberste Rockschicht ihres Kleides herunter. Die Soldaten um sie herum pfiffen. Die Kleidschichten darunter waren kürzer sie hörten knapp unterhalb ihrer Knie auf. So stand sie vor dem Grafen der sie genauso erbarmungslos ansah wie zuvor, als er sie beleidigt hatte. Natürlich, von hier wegzukommen, das war ihr Wunsch gewesen, als er sie aus dem Kerker befreit hatte. Sie wollte weg von ihm, flüchten, doch inzwischen hatte sich einiges verändert. Sie wollte nach Florenz, da Vinci kennen lernen, die Medici aus der Nähe sehen. Aber vor allem wollte sie die Anerkennung des Mannes, der vor ihr stand. Jetzt gerade wollte sie ihm aber Schmerzen zufügen. Dafür, dass er sie bloß gestellt hatte und es gewagt hatte ihren Bruder ihr gegenüber auch nur zu erwähnen. Außerdem hatte er Rech, sie würde als Hure enden. In einer Bewegung riss sie ihren Degen in die Höhe und griff an. Riario schlug zurück und auch die übrigen Soldaten griffen wieder an. Chiara war voller Adrenalin. Die beiden Soldaten, die sie vergewaltigt hatten, waren dumm genug nah genug an sie heranzukommen. Eigentlich hatte sie die Order nur zu entwaffnen und nicht zu verletzen aber das war ihr egal. Es war ihr letzter Kampf im Vatikan. Dem Einen brach sie mit einem Schlag alle Finger seiner Waffenhand dem anderen stach sie Kurzerhand in die Schulter. Den dritten Soldaten entwaffnete sie, bevor Riario, den Degen locker in der Hand, auf sie zu kam. Er kämpfte erst seit 4 Tagen wieder, war dementsprechend schwächer als sonst. Chiara hatte ihn seit Tagen beobachtet und wusste wo seine Schwachstellen waren. Wäre er vollkommen genesen, hätte sie überhaupt keine Chance gegen ihn, aber aufgrund seiner Verletzungen an der linken Schulter konnte er den Arm auf der Seite noch nicht ganz heben und hatte deshalb bei schnellen Hieben und Sprüngen nicht das übliche Gleichgewicht. „Tz, tz, tz. Hattest du nicht Anweisung, nicht zu verletzen?" Riario lächelte böse. Chiara schürzte die Lippen, machte einen Schritt seitwärts und langsam begannen sie sich zu umkreisen: „Wissen sie, Conte, ich wollte mit einem Knall gehen. Was für eine Schande für die Schweizer Garde und persönliche Leibarmee des großen Girolamo Riario von einem 17 jährigen Mädchen geschlagen zu werden." Riarios Augen glitzerten für einen kurzen Moment, er wusste ganz genau, dass das seine Männer nur dazu bringen würde noch härter zu trainieren und das war gut so. Sie waren in letzter Zeit aufgrund der vielen kriegerischen Siege selbstgefällig geworden.Die Augen wurden wieder ernst, als seine Schülerin ihn angriff. Unglaublich schnell wirbelte sie herum, ihr „gekürztes" Kleid wehte um sie herum und anerkennend bemerkte er, dass sie jede Schwäche seiner Verletzung, die sie bei ihm erkannte ausnutzte. Sie zwang ihn Ausfallsschritte zu machen, die ihn aus dem Gleichgewicht brachten und konzentrierte sich ganz auf seine linke Seite, die er schlechter verteidigen konnte. Chiara hatte Recht gehabt. Ohne ihr störendes Kleid hatte sie mehr Bewegungsfreiheit und sie focht tatsächlich besser als zuvor. Trotz der Pause hatte er aber mehr Ausdauer als sie und so hatte er einen entscheidenden Vorteil. Je länger sie kämpften, desto müder und unkonzentrierter wurde sein Gegenüber und man sah in ihrem Gesichtsausdruck, dass sie es leid war sich weiter einem Kampf hinzugeben, den sie nur verlieren konnte.

„Na meine bella Chiara? Schon müde?" Riario begann sie wieder zu provozieren. Ihr unstetes Gemüt würde sein Vorteil sein. „Wirklich, was würde dein Bruder sagen, wenn er dich so sähe. Unzüchtig angezogen und noch dazu so schlecht mit dem Schwert." Je wütender sie wurde, desto mehr konnte der Conte sie zu sich locken und mit einem Schritt und einem Wort nach dem anderen, veranlasste er sie ihre Deckung aufzugeben. Dann schlug er zu. Riario sprang auf Chiara zu und hieb ihr mit dem Knauf seines Schwertes auf den Unterarm. Chiara hatte keine Chance und ließ ihren Degen fallen. Ehrlich überrascht sah sie auf und ihrem Gegner in die Augen als ihr dieser die Waffe an den Hals hielt.

Riario sah sie abschätzend an. „So viel Beharrlichkeit, und so wenig Ausdauer." „Bitte." Nun war es Riario, der überrascht war. Chiara hatte sehr leise gesprochen, beinahe geflüstert. Außer ihnen hatte dieses kleine Wort niemand gehört. Der Conte sah ungläubig zu seiner Dienerin herab, er hatte viel erwartet, dass sie wütend sein würde, glücklich endlich weg zu können, frei zu sein und zu leben. Stattdessen sah sie ihn von unten herauf bittend an. „Non repudiare me." Verstoß mich nicht. Es war nicht perfekt, ihr Latein, aber er sah ihre Motivation, ihn auf Latein zu bitte, bei ihm bleiben zu dürfen. „Verschwinde." Riario sah sie emotionslos an. Das junge Mädchen vor ihm straffte die Schultern und nickte, dann drückte sie seinen Am beiseite, hob ihren Degen auf und übergab ihm dem Conte. Riaro nahm ihn und als sich Chiara umdrehte packte er sie bei der Schulter. „Ich erwarte dich heute Abend wie gewohnt um deinen lateinischen Text zu kontrollieren. Wehe, du hast auch nur einen Fehler darin, das ist deine letzte Chance. Hast du mich verstanden?" Chiara atmete tief ein, sie war den Tränen nahe. Eine letzte Chance, und die würde sie ergreifen. Wie oft hatte er sie inzwischen schon hast du mich verstanden gefragt. Inzwischen wusste sie, dass es darauf nur eine richtige Antwort gab. „Ja Conte Riario." Er stieß sie von sich und als Chiara sich beim Tor zu den Waffenkammern umdrehte, um noch einmal auf den Platz zurückzublicken, war er bereits in die andere Richtung verschwunden.

Langsam ging sie durch die düsteren Gänge des Vatikans zurück zu den Räumen der Dienerschaft. Als sie durch die Tür trat durchfuhr sie ein Stechender Schmerz im Unterleib, und ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie schon seit geraumer Zeit hätte bluten müssen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und eine Faust in ihren Bauch gepresst versuchte sie sich zu ihrer Pritsche zu schleppen. Kurz bevor sie es allerdings erreichte wurde ihr schwarz vor Augen.

(Beendet) Die Dämonen in RomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt