Die Reise zurück ins Ungewisse

67 7 1
                                    


Chiara sprach den meisten Teil der Reise nichts und Riario konnte sich denken wieso. Sie wirkte traurig und das machte ihm seltsamerweise zu schaffen. Aber auch, dass er selbst gerne geblieben wäre. Der Abend zuvor hatte ihm zu denken gegeben. Es war teilweise gewesen wie am Schiff als Leonardo sein Bein gepflegt hatte. Sie waren oft stundenlang an Deck gesessen und der Maestro hatte ihm seine Theorien über die Erde, die sich um die Sonne dreht erklärt. Auch wenn es eine der ketzerischsten Aussagen war, die Riario je gehört hatte, war sie durchaus einleuchtend gewesen. 3 Monate waren sie auf See gewesen und hatten sich kennen gelernt. Er hatte ihm von seiner Mutter erzählt, von Sixtus, seiner Kindheit und Leonardo hatte ihm von Andrea berichtet, seinem Vater und gemeinsam hatten sie beschlossen, dass sie das Buch der Blätter aufgeben würden. Es war es nicht mehr wert. Zu viel hatten sie verloren

Es war mitten in der Nacht gewesen. Gerade hatte Leonardo Riario die Theorie anhand der Venus beweisen wollen, als zu viele Wolken aufgezogen waren. „Artista. Wollt ihr das Buch der Blätter noch finden?" „Wollen schon. Aber es bringt so viel Leid mit sich. Mein Mutter, sie hat meinen Vater und mich dafür verlassen. Ich habe mein Leben hinter mir gelassen auf Geheiß irgendwelcher zwielichtigen Personen, die mich wahrscheinlich nur ausnutzen. Ich werde den Blechkopf reparieren, vielleicht hat meine Mutter uns noch etwas mitzuteilen, aber ich werde nicht mehr aktiv danach suchen. Zita ist gestorben, Nico und du wurden verletzt, Zo ist ein Wrack und ich bin müde nach der Pfeife anderer zu tanzen. Was wirst du tun?" „Ich werde nach Rom zurückkehren. Meine Strafe dafür empfangen, dass ich verschwunden bin." „Du hast nichts falsch gemacht, du hast einfach nur für dich gelebt. Zita hat dir verziehen. Du trägst keine Schuld. Und wenn sie dir verzeihen kann, wird Gott dir verzeihen."

Diese letzten Sätze hatten sich dem Grafen in das Gedächtnis gebrannt. Da Vinci hatte nicht einmal bemerkt, dass er dem Conte damit genau die Absolution erteilt, die er brauchte. Immer wieder hatte er sie sich vorgemurmelt während sein Vater ihn bestrafte und wenn er aus Albträumen über Zita aufgewacht war.

Chiara sah den Grafen lächeln, und beschloss ihn nicht in seinen Gedanken zu stören. Sie fragte sich, woran er dachte, wagte aber nicht zu fragen. Chiara fand es schade, dass es auf der Rückreise keine Gelegenheit gab noch einmal in Ruhe mit ihm zu reden. Wenn sie irgendwo übernachteten, zog er sich meist in sein Zelt zurück und wollte niemanden sehen. Sie fragte sich worüber er so krampfhaft nachdachte, was ihn so sehr beschäftigte.

Sie waren bereits kurz vor Rom. In einigen Stunden wäre sie wieder im Vatikan und das Abenteuer wäre vorüber. „Conte Riario?" „Ja, bitte?" „Wie geht es jetzt weiter mit mir?" Riario sah zu ihr hinüber. War sie sonst meist ein Stück hinter oder vor ihm geritten, war sie jetzt direkt neben ihm. „Wie bisher. Du lernst, du trainierst, du führst meine Befehle aus. Du bist nach wie vor meine Dienerin vergiss das nicht. Du warst die letzten Tage sehr frei. Damit ist es jetzt vorbei. Verstanden?" „Das war mir klar, Conte." Antwortete Chiara mit einem Lächeln. „Danke für die letzten Tage, ich werde mich anstrengen. Leonardo hat mich im fechten besiegt." „Das macht er bei jedem." Riario lachte auf. Das Glitzern in ihren Augen und ihr Ehrgeiz würde einiges an Spaß in den nächsten Fechteinheiten bedeuten. Chiara musste erneut lächeln, als sie sein Lachen hörte. Sie wusste, dass sein Gesicht wieder eine Maske sein würde, sobald sie in die Nähe des Vatikans kommen würden und sie hatte Recht. Kaum hatten sie die Stadtgrenze zu Rom passiert, sah Riario nur noch ausdruckslos gerade aus. Er war wie ausgewechselt. Ein anderer Mensch. Chiara seufzte. Den anderen Riario mochte sie eigentlich wirklich gern, aber dieser hier schlug sie, war grausam und zynisch. 

(Beendet) Die Dämonen in RomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt