Entschuldigt die Verspätung, ich war leider krank. Nächste Woche wieder pünktlich. Ich freue mich über jede Art der Rückmeldung, solange sie respektvoll gehalten ist. Ganz liebe Grüße, Heljia.
Es gab weitaus schöneres als Gefangene der Schweizer Garde zu sein. Die Reise war beschwerlich und mehr als einmal verfluchte sie sich selbst, den Mund nicht gehalten zu haben. Sie lag meist gefesselt über einem Pferd oder aber die Soldaten setzten sie hinter einen der ihren und zwangen sie so sich an ihre Peiniger anzukuscheln, damit sie nicht herunter fiel während sie quer durch Italien galoppierten. Sie kamen unbehelligt in Rom an. Niemand wagte es sie auch nur anzusprechen. Ab und zu bekam sie mitleidsvolle Blicke zugeworfen von den Bewohnern einzelner Dörfer.
Die erste Nacht war die schlimmste gewesen. Nachdem die Soldaten sie durch Schläge und Tritte willig gemacht hatten kam das unvermeidbare. Der erste, der sie vergewaltigte und sie damit entjungferte, wurde von den anderen noch angefeuert während sie schrie. Danach verloren sie recht rasch das Interesse an ihr. Die Männer saßen gemeinsam beim Feuer während sie gefesselt in der Nähe unter einem Baum lag. Immer wieder kam einer zu ihr und befriedigte sich, bevor er zu den anderen zurück ging. Irgendwann kam keiner mehr und sie erlaubte sich zu schlafen. Ihre Tränen waren nach dem 10, der zu ihr kam, versiegt gewesen. Sie schrie auch nicht mehr, es brachte so oder so nichts. Sie hatten ihr die Ehre genommen aber ihren Stolz würde sie niemals brechen. Das hatte sie ihrem Bruder geschworen, bevor er, der Jüngere aber Größere von ihnen beiden, hinaus zu ihrem Vater gerannt war. Er hatte ihr einen Degen gegeben, damit sie sich selbst töten konnte bevor die Soldaten sie erwischten aber sie musste ja unbedingt Rache üben. Jetzt wollte sie wenigstens dieses letzte Versprechen halten.
In Rom angekommen interessierte sich niemand mehr für sie. Mit den Worten „Conte Riario wollte sie behalten" übergab sie der Hauptmann „ihrer" Soldaten dem Kerkermeister und der stieß sie ohne viel Aufhebens in eine der Zellen. Einmal am Tag kam jemand um ihr etwas zu essen zu bringen ansonsten ließ man sie in Ruhe. Sie sah keinen der Soldaten mehr und auch Riario tauchte nicht auf. Durch ein Licht ganz oben in ihrer Zelle konnte sie abschätzen wie viele Tage sie bereits da war. Ein Woche. Zwei Wochen. Drei Wochen. Sie wurde ruhiger, gewöhnte sich an die Tag und Nacht erklingenden Schreie der Gefolterten und begann in ihrer eigenen Welt zu leben.
Riario stieg in Florenz wütend auf sein Pferd. 2 Wochen waren seit der Niederlage in Forli vergangen und inzwischen wusste es jeder in ganz Norditalien. Auch die Verwüstungen der Dörfer, die um Forli liegen, hatte sich herumgesprochen und er war in Florenz noch frostiger empfangen worden als das bereits vorher der Fall war. Lorenzo „il Magnifico" de Medici wollte ihn zu Beginn nicht einmal empfangen und als er es dann doch tat hatte er nur abfällige Blicke für ihn über und interessierte sich nicht im Mindesten für das Angebot ihm da Vinci abzukaufen. „Leonardo gehört mir nicht, Riario. Wann versteht ihr das endlich. Für kein Geld der Welt würde ich meinen Kriegsbaumeister hergeben. Erst recht nicht an Rom und seinen vermaledeiten Papst. Also gebt es auf „edler" Herr und verschwindet aus meiner Stadt!". Da Vinci war während des gesamten Gespräches hinter Lorenzo gestanden und hatte grinsend irgendetwas in sein Notizbuch gekitzelt. Riario hätte ihn am liebsten erwürgt. Mit einer Niederlage nach Rom zurückzukehren war dumm, mit zwei allerdings lebensmüde. Der heilige Vater würde nicht begeistert sein und das bedeutete normalerweise Tote.
Seit seiner Rückkehr war eine Woche vergangen. Die Schwellung an seinem Auge klang langsam ab und es nahm wieder eine weniger blaue Farbe an. Als er über den Schnitt in seinem Gesicht strich den der Fischerring des Papstes ihm beigefügt hatte erinnerte er sich an einen anderen Schnitt an seiner Hand und ihm fiel ein, dass er nicht allein nach Rom zurückgekehrt war. Schnellen Schrittes eilte er zu den Kerkern hinab. Sie war bereits 3 Wochen da unten. Sie hatte damals eindeutig einiges über die Sforza gewusst und war nicht so ungebildet gewesen wie er erwartet hatte. Vielleicht konnte man noch etwas von ihr erfahren, töten konnte man sie so oder so noch. Während er die Stiegen hinunter eilte griff er sich an die Hand, wo sie ihn verletzt hatte. Ihre Fechtkunst war unausgereift aber für eine Frau oder eher Mädchen recht gut und brauchbar. Er hatte bereits eine Frau, die für ihn äußerst erfolgreich arbeitete. Wieso nicht eine weitere zu einem Wolf im Schafspelz heranziehen? Lucretia war in Florenz in Ungnade gefallen und verschwunden also wieso nicht ein neues hübsches Ass im Ärmel heranzüchten. Als er zu ihrer Zelle kam musste er das „hübsch" aus seinen Gedanken streichen. War sie vorher zierlich gewesen, war sie jetzt nur noch Haut und Knochen ihr Haare hingen ihr in fettigen, verschmutzten Strähnen herab und sie saß zusammengekauert in einer Ecke. Als er die Zelle betrat sah sie mit einem leicht irren Blick auf und meinte belustigt: „Ihr. Dachte Ihr hätte mich vergessen, mein Herr." Er grinste spöttisch und stieg auf ihr Spiel ein: „Ich würde euch nie vergessen, meine Hübsche." Sie hob eine Augenbraue: „Hübsch, bin ich nun wirklich nicht mehr. Aber danke für eure Aufmerksamkeit. Was wollt Ihr von mir?" „Informationen." „Ich bin nur ein Bauernmädchen. Ich habe keinerlei Informationen für Euch." „Für ein Bauernmädchen drückst du dich viel zu gewählt aus und du weißt anscheinend einiges über die Sforza. Ich zitiere: Bastarden, wie euch schließt man sich nicht an. Beinahe wortwörtlich das, was mir Luca de Sforza de Forli eine Stunde zuvor ins Gesicht geschleudert hatte." Er ließ den Satz einen Moment so stehen: „Wie heißt du?" „Signorina Collelucia." Riario lachte kalt auf. Jede aufgesetzte Freundlichkeit wich aus seinem Gesicht und er hockte sich vor dem Mädchen auf den Boden. Er packte grob ihr Kinn und zwang sie brutal ihm in die Augen zu schauen: „Mein liebe Kleine", sagte er abfällig, „Du hast keinen Nachnamen mehr. Deine Familie ist tot. Deine Verwandten wurden von meiner Garde abgeschlachtet. Du sitzt hier im Kerker im Vatikan. Keiner vermisst dich, niemand wird dich suchen. Der Einzige, den du noch im Ansatz interessierst bin ich. Gib mir was ich will und ich werde sehen ob ich dich aus dieser Zelle heraushole", er sah sie eindringlich an und sah mit Genugtuung, dass sie Angst hatte und ihre Augen sich bei seinen Worten mit Tränen füllten und er beschloss diese Angst noch weiter zu schüren. „Ich kann die Informationen, wir sind uns ja einig, dass du welche besitzt, selbstverständlich auch aus dir herausfoltern. Haben wir uns verstanden?" Sie sah ihn schmerzerfüllt an. Er konnte sehen, wie sie mit sich selbst rang: „Ja. Chiara. Mein Name ist Chiara." Er ließ spöttisch ihr Kinn los und stand auf: „Steh auf, Chiara. Du kommst mit mir mit!". Chiara stand vorsichtig auf. Als sie drohte umzukippen griff der Graf nach ihrem Arm und zerrte sie hinter sich her. Chiara war vor seiner Hand zurückgezuckt, doch er hatte sie sanfter angefasst als erwartet. Tatsächlich stützte er sie hauptsächlich.
Sie wanderten ewig von einem Trakt in den anderen. Verwunderte Blicke folgten ihnen und Chiara konnte sich ungefähr vorstellen was für ein komisches Paar sie abgeben mussten. Der General der heiligen römischen Kirche zerrte ein verschmutztes, dreckiges Mädchen hinter sich quer durch den Vatikan und hatte dabei ein Gesicht aufgesetzt als würde er gleich alle, inklusive ihr, töten. Würde sie sich nicht in einer so drastisch misslichen Lage befinden müsste sie wahrscheinlich lachen. Aber so blieb ihr nichts anderes übrig als hinter ihm herzu stolpern. Chiara dachte über seine Worte nach während sie versuchte mit ihm Schritt zu halten. So grausam sie auch gewesen waren, er hatte Recht. Sie hatte weder eine Familie noch eine Zukunft. Ihr Lebenswillen war nicht erloschen. Natürlich damals im Dorf wollte sie sterben. Aber jetzt? Sie war 17 und allein. Wenn sie nur sein Vertrauen bekäme, könnte sie abhauen und vielleicht irgendwo ein Leben anfangen. Chiara atmete tief durch, sie könnte nach wie vor unten im Kerker sitzen. Sie hatte es dort herausgeschafft sie würde es auch aus dem Vatikan in die Freiheit schaffen. Angelo, dachte sie an ihren Bruder, niemand nimmt mir meinen Stolz, versprochen. Aber Sterben kann ich immer noch.
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(Beendet) Die Dämonen in Rom
FanfictionBEENDET Florenz und Rom zwei Gegensätze, die sich doch auch irgendwie anziehen. Zwei Mittelalterliche Stadtstaaten, die ohne einander nicht können und doch nichts miteinander zutun haben wollen. Der Artista und der Conte --- und dazwischen ein Mädch...