Kapitel 4 Teil 1

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Mathe zog sich wie Kaugummi. Noch mehr als sowieso schon. Mit jeder Sekunde wurde ich unruhiger, einen merkwürdigen Druck in der Magengegend. Als es endlich zur Erlösung klingelte, war ich schon aufgesprungen und auf dem Weg zur Tür. Liss hechtete mir verwirrt hinterher und rief meinen Namen. Ich hörte sie kaum und beschleunigte meine Schritte. Ich konnte jetzt nicht mit ihr reden. Ich konnte jetzt mit niemandem reden. Ich wusste selbst nicht wohin ich eigentlich wollte, doch plötzlich fand ich mich auf dem Mädchenklo wieder. Blinzelnd starrte ich geradeaus, hinein in mein Spiegelbild. Ein vollkommen irres Spiegelbild. Meine schwarzblauen Augen beobachteten mich mit aufgerissenem, starrem Blick. Mein Kiefer knirschte, weil ich die Zähne so sehr zusammenbiss. Ich wusste nicht wie ich die nächsten Stunden überstehen sollte, doch ich musste mich zusammenreißen. Es wäre schwach, einfach abzuhauen. Es wäre schwach sich weinend auf der Toilette zu verstecken. Es wäre schwach, aufzugeben. Auch wenn es nichts zu gewinnen gab. Ich wollte nicht schwach sein.

Ich hob das Kinn und sah mir in die Augen, versuchte mich an einen neutralen Gesichtsausdruck und nahm die Schultern zurück. Dann atmete ich einige male ein und aus und öffnete die Tür zum Mädchenklo. Beinahe rannte ich dabei ich Lissa hinein. Während sie noch erschrocken um sich blickte setzte ich schon ein breites Lächeln auf.

„Tut mir leid, ich musste wirklich ganz dringend aufs Klo, sonst hätte ich auf dich gewartet.", sagte ich.

Blinzelnd antwortete sie.

„Ach, kein Problem. Asteri hat noch auf mich gewartet. Ich war gerade dabei dich zu suchen." Bei Asteris Erwähnung kam mir die Galle hoch, aber ich versuchte es einfach zu ignorieren.

Es klingelte erneut, was bedeutete dass wir nur noch wenige Minuten bis zur nächste Stunde hatten. Ich holte noch einmal tief Luft und folgte dann Liss.

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