Fest

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Nach dem reichen Festmahl beginnt die Musik zu spielen. Die ersten Paare wagen sich auf die Tanzfläche und ihnen sollen noch viele folgen. Es herrscht eine fröhlich-ausgelassene Stimmung und jeder amüsiert sich köstlich. Die Menschen hier haben schon lange keinen solch freudvollen Tag mehr erlebt und das ist etwas, das jedes Volk ab und an braucht. Es ist schön mitanzusehen, wie die bewundernden Blicke dem neuen König auf Schritt und Tritt folgen und sich jeder tief vor ihm verneigt. Selbst, wenn Aragorn nur an ihm oder ihr vorübergeht. Eine Gruppe von Edelmännern hat sich um den König geschart. Sie stellen sich fast schon überschwänglich vor und warten auf ein Gespräch mit ihrem neuen Herrn. Auch die Lords und Ladies der Elben machen ihm ihre Aufwartung. Nicht nur die Elben von Imladris unter Elronds Führung, sondern auch jene aus dem Eryn Lasgalen und aus Lórien. Mit einem breiten Lächeln trifft mein Blick auch den ehemaligen Ringträger und seine drei tapferen Freunde. Merry und Pippin stoßen gerade mit den großen Bierkrügen in Händen an. Nach einigen Schlucken, springen die beiden auch schon auf und hüpfen ausgelassen um Frodo und Sam herum. Ein Grinsen stiehlt sich auf ihre Gesichter und schon haben sie die verdutz dreinblickenden Hobbits gepackt und hochgezogen. Arm in Arm tanzen sie in bester Hobbitmanier auf die Tanzfläche zu. Von dem Übermut ihrer Artgenossen angesteckt, schwingen nun auch die anderen beiden die Beine. Bei diesem Anblick entkommt mir ein feines Lachen.

» Es ist schön, dass sie alle vier wieder wohlauf sind, nicht wahr? «, fragt Gandalfs Stimme neben mir. Diesmal gar nicht erschrocken, wende ich mich dem Zauberer zu.

» Das ist es «, erwidere ich – noch immer leicht lächelnd –

» Doch ich fürchte, Frodos Schulterwunde wird niemals ganz verheilen «. Mit einem besorgten Blick auf den Schwarzhaarigen denke ich daran, als Aragorn ihn nach Bruchtal brachte. Mit einer Verletzung, die ihm der Oberste der Ringgeister selbst beigebracht hat. Morgulklingen sind tückisch und selbst Elronds Fähigkeiten stießen damit an ihre Grenzen.

» Ist es nicht ungerecht? Er hat so viel für uns alle getan und muss doch so etwas ertragen «, sage ich leise – mehr zu mir selbst, als an den weißen Zauberer gerichtet.

» Ja «, murmelt Gandalf,

» Das mag sein. Doch Gerechtigkeit kann ohne Ungerechtigkeit nicht existieren, wie es einen Regenbogen nicht ohne Regen geben kann, wie ein Leben ohne Freude, ja, ohne Liebe unerträglich ist. Alles hat seine gute und seine schlechten Seiten, so ist es seit jeher und so wird es immer sein bis zum letzten Tag «. Erstaunt sehe ich mein Gegenüber an und sinne über seine Worte nach. Natürlich hat er Recht. Allerdings ist es manchmal gar nicht so leicht, das zu begreifen, seine Worte gänzlich zu erfassen. Zumindest nicht sofort. Irgendwann versteht man, soviel ist gewiss.

» Wollen wir aber jetzt nicht darüber nachdenken. Der heutige Tag soll nicht von solchen Dingen getrübt werden «, damit reißt er mit aus meinen Überlegungen und ich kann ihm nur bestätigend zunicken.

Da taucht Legolas aus der Menge auf und gesellt sich zu uns. Als ich bemerke, dass seine Schwester nicht bei ihm ist, lasse ich meine Augen suchend durch den Saal wandern. Bald schon habe ich die Elbenprinzessin ausgemacht. Sie steht mit König Thranduil an einem der hohen Bogenfenster und scheint ihrem Vater aufmerksam zuzuhören.

» Lucea, darf ich dich um einen Tanz bitten? «, fragt nun Legolas besonnen, deutet eine Verbeugung an und streckt mir die Hand entgegen.

» Gerne «, erwidere ich und lasse mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Nach einigen missglückten Schritten haben wir uns aneinander angepasst und gleiten geschmeidig über das Parkett.

» Du scheinst nachdenklich «, stellt der Prinz nach einer Weile des Schweigens fest. Einen Moment betrachte ich ihn in seiner weißen, mit Goldfäden verzierten Tunika und lasse meinen Blick auf seinen seidig schimmernden Haaren ruhen.

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