Von Kämpfen und Lawinen

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Stille. Kein Gelächter, kein Schritt, kein Kampfschrei, nichtmal eine Windböe war zu hören. Selbst die Natur schien vor Angst die Luft anzuhalten. Nur diese eine Frage geisterte allen im Kopf herum: Was würde als nächstes passieren? Zombey hatte seine Truppe bisher sicher durch den Schneeberg geführt, darauf bedacht, die Spuren der Mataner nicht aus den Augen zu verlieren. Doch diese hatten einen gewaltigen Vorteil, denn sie waren zu Pferd unterwegs, wie man an den Hufspuren erkennen konnte. Das einzige Pferd, das sie selbst besaßen, war das von Maurice, welches all ihre Ausrüstung in einem Wagen mit sich zog und als Kriegspferd absolut unbrauchbar war. Und so stellte sich allen eine weitere Frage: Werde ich das überleben? Nachdem sie alle das Massaker hatten ansehen müssen, dass die Mataner der obersten Armee zugefügt hatten, war der stetige Gedanke zu sterben in ihren Köpfen allgegenwärtig. Würde sie in diesem Schnee überhaupt jemand jemals finden, jemals um sie trauern, jemals wissen, wer und wozu sie hier waren? Würde das nach einer Niederlage überhaupt jemanden interessieren?

Maurice' Kopf ratterte wegen all diesen Fragen. Er wollte sie nicht beantworten, dass würde ihn nur noch mehr beunruhigen. Und diese endlose, drückende Stille machte ihn fertig. Doch was danach passierte, hätte er auch lieber vermieden, auch wenn es endlich diese ungewisse Stille durchbrach. Mit einem kurzen Aufschrei stolperte Paluten über den tiefen Schnee  und riss Manu mit sich, der darauf gegen den Wagen fiel, welcher in die Luft ging und einige ihrer Raketen verschoss.

Stille. Dann ein Aufseufzen Zombeys. ,,Idioten! Schnappt euch die Ausrüstung, oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist. Wir haben unseren Standort verraten! Beeilung!", rief er und es kam Hektik in die Truppe. Sie begaben sich in Kampfposition, als ein großer brauner Fleck auf sie zukam. ,,Raketen bereit?", fragte Zombey. Doch er wartete die Antwort gar nicht mehr ab. ,,Feuer!" Und immer wieder schossen sie auf diesen großen braunen Fleck zu, ohne einen wirklichen Schaden anzurichten. Er kam immer näher und näher, bis sie sogar den Anführer der Mataner erkennen konnten. ,,Das ist Shi Toang, Anführer der Mataner und gefürchtetster Mann in ganz China.", erklärte Zombey ruhig und konzentriert. ,,Nehmt eure Schwerter bereit, wenn wir sterben, dann im Kampf. Und wartet mit der letzten Rakete auf mein Zeichen!", sagte er mit autoritärer Stimme, sodass es Maudado kalt den Rücken hinunter lief. Ein Klirren ertönte, als sie alle ihre Schwerter zogen.

,,Das soll es also gewesen sein.", dachte Maurice, als die Mataner ebenfalls ihre Schwerter zogen und, Shi Toang vorne weg, auf sie zu galoppierten. Bereit für sein Leben zu kämpfen, starrte Maudado auf die Klinge seines Schwertes, in der sich der Gipfel eines Berges spiegelte. ,,Würde doch nur ein Wunder geschehen, dass die Mataner überrollen würde-Aber Moment mal! Das war es doch!", hatte Maurice einen Geistesblitz. Schnell nahm er sich die letzte Rakete, die gerade gefeuert werden sollte und rannte auf die Mataner zu. Er musste sich beeilen! ,,Maudado!", hörte er Zombey schreien, doch alles, was Maurice in dem Moment tun konnte, war rennen.

,,Ori", keuchte er und die Katze kletterte aus seiner Kaputze. ,,Bist du bescheuert, was machst du?!", brüllte dieser auch direkt drauf los. ,,Schnell Ori, ich brauche Feuer! Jetzt!", schrie Mauice, ließ sich auf seine Knie fallen und richtete die Rakete aus. Shi Toang kam ihm immer näher. ,,Oh, ich sehe, du willst den Anführer persönlich abknallen!", sagte Ori. ,,Feuer, jetzt!", rief Maurice. ,,Ist ja gut.", murrte Ori beleidigt und zauberte an die Zündschnur der Rakete eine kleine Flamme. ,,Du blödes Teil, zünd' doch schneller!", beschimpfte Maudado voller Panik die Rakete, als Shi Toang nur noch wenige Meter entfernt war. Er sah schon in die gelben Augen des Anführers, die ihn kampflustig anblitzen, als die Rakete endlich schoss, und genau in den Gipfel des Berges traf. Volltreffer!

,,Was?! Er standt doch direkt vor dir, wie konntest du daneben zielen!", schrie Ori aufgebracht und auch Shi Toang lachte selbstgefällig. ,,Ori, schnell!", sagte Maurice und nahm ihn auf seinen Arm. In Windeseile begann er wieder zu rennen und in wenigen Sekunden wurde allen klar, wieso.

Maurice' Rakete hatte eine Lawine ausgelöst, die nun geradewegs auf die Mataner zu rollte. ,,Lauft!", brüllte Maudado seiner Gruppe zu, doch diese hatten schon lange ihre Beine in die Hände genommen und rannten los, bis zu einem sicheren Felsvorsprung. Nur Zombey wartete auf Maudado, doch die Lawine kam immer näher, genauso wie Shi Toang, der ihm wild mit seinem Schwert fuchtelnd folgte. ,,Zombey renn'!", schrie Maudado. ,,Nicht ohne dich!", rief dieser zurück und rannte auf Maudado zu. Die Lawine erhob sich wie ein Monster und verschluckte Shi Toang, ebenso wie dessen Männer, doch Maurice lief immer noch auf Zombey zu, der sich nicht vom Fleck bewegte. Immer bedrohlicher wurde die Lawine, als er endlich Zombey ereichte, seine Hand im Laufen ergriff und ihn mit sich zog. Der Fels war nur noch wenige Meter entfernt, doch die Lawine wurde immer schneller und immer gewaltiger. Und Maurice war erschöpft und merkte, wie seine Kraft langsam nachließ. Und schon war es um ihn geschehen.

Die Lawine hatte ihn erwischt und er spürte nur noch Schnee, und die Hand von Zombey in seiner eigenen. Seine Orientierung war verloren, er wusste weder wo unten, noch oben war. Alles, was er wusste, war, dass er Zombeys Hand fest in seiner Hand hielt und diese auch nicht los lassen durfte. Er merkte noch, wie sie auf einmal einen Abhang hinunter fielen, als sie plötzlich mitten in der Luft hingen blieben. Maudados Sicht wurde klarer, als ihm bewusst wurde, dass sie nicht mehr unter einem riesen Haufen Schnee begraben waren und nun sah er auch den Abgrund, den sie hinunter zu fallen drohten. Was er auch sah, war der Grund, warum sie dies tatsächlich nicht taten, sondern auf halber Strecke in der Luft hängen geblieben waren: Zombey hielt ein Seil umschlungen in seiner Hand, dessen anderes Ende Manuel und Paluten hielten, sowie ein paar andere Soldaten ihrer Truppe. ,,Lass' bloß nicht loß, Maudado!", bettelte der Hauptmann voller Panik. ,,Ich denke nicht mal dran.", antwortete Maurice und ergriff auch noch mit seiner anderen Hand die Hand seines Freundes. Stück für Stück wurden sie die Schlucht wieder hinauf gezogen.

Oben angekommen brach die ganze Mannschaft in Jubel aus, was Devillius äußerst missmutig betrachtete. Lachend fiel Maudado zuerst Manuel und Paluten um den Hals, bevor er Zombey in eine Umarmung zog und seinen Kopf an dessen Brust drückte. ,,Du hast es geschafft.", flüsterte Zombey. ,,Nein, das-" ,,Maudado!"

Und plötzlich wurde alles schwarz vor seinen Augen und er verlor abermals die Orientierung.

,,Was ist denn jetzt schon wieder schief gelaufen?", waren seine letzten Gedanken.

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Drama, baby!

Hoffe es gefällt euch! Etwas spät, aber besser spät als nie, wie ich immer zu sagen pflege. :D

#Yolomaudadolo-t euer Life!

Lg Kiki

Zomdado-Story | ReflectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt