Von Heimkehr und Liebe

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Auf dem Rücken seines Pferdes flog Maurice nur über die Wege und Felder, beflügelt von dem Gedanken endlich wieder seine Eltern sehen zu können. So war es kaum Morgengraun, als er den allzu vertrauten Hof erreichte. Vorsichtig stieg er ab. Ori war inzwischen eingeschlafen, wurde allerdings wach, als Maurice das quietschende Tor öffnete. „Nanu? Sind wir etwa schon da?", fragte er verschlafen. Maurice deutete ihm, leise zu sein, da er ungern seine Eltern wecken wollte. Also sprang Ori einfach wieder in Maurice' Kaputze und versuchte weiterzuschlafen. Langsam führte Maurice sein Pferd zurück in den Stall, gab ihm etwas Heu und Wasser, schließlich hatte auch das Pferd sich eine Pause verdient.

Nun befand sich Maurice vor der größten Aufgabe: Seinen Eltern begegnen. Denn so sehr er sich auf das Wiedersehen freute, er hatte auch Angst vor ihrer Reaktion. Schließlich hatten sie es ihm verboten, fortzuziehen. Er nahm all seinen Mut zusammen und wollte gerade an seine Haustür klopfen, als diese aufgerissen wurde und seine Mutter sich ihm um den Hals warf. „Maurice, oh Maurice! Du bist es wirklich! Ich dachte zuerst, wer ist denn da in unserem Stall, aber dann habe ich dich erkannt!", redete sie drauf los und löste sich von ihm. „Du weist gar nicht, was für Sorgen wir uns gemacht haben, als du eines Nachts einfach weg warst. Wir konnten dir doch nicht nachreiten, sonst wärst du erst recht aufgeflogen! Oh Maurice, was bin ich froh, dass du wieder da bist!" Und somit zog sie ihn in eine zweite Umarmung. Maurice, vollkommen überwältigt die Wärme seiner Mutter zu spüren, konnte nicht anders, als in Tränen auszubrechen. „Es ist alles gut, Mama. Ich habe ganz tolle Leute getroffen, die mir geholfen haben. Und der Kaiser hat die Verfolgung von Lichtwesen aufgehoben! Jetzt wird alles besser!", sagte er schluchzend. „Ich weiß Maurice, die ganze Nachbarschaft redet davon und die ganzen Zeitungen werden heute voll damit sein. Aber komm' doch erstmal rein. Du bist doch sicherlich entsetzlich müde.", antwortete seine Mutter und gemeinsam traten sie in das gemütliche Haus ein. Gerade als Maurice das Wohnzimmer betrat, trat sein Vater ein. Sie starrten sich eine Weile an, bevor Maurice die Stimme erhob: „Vater, es tut mir Leid-" Doch sein Vater unterbrach ihn. „Maurice. Mein Junge, komm' her!" Und abermals wurde Maurice in eine herzzereißende Umarmung gezogen. „Du weißt ja gar nicht, wie stolz ich auf dich bin.", flüsterte er in die Umarmung und wieder liefen Tränen die Wangen von Maurice hinab. „Ich mag vielleicht oft enttäuscht gewesen sein, weil du weder stark, noch kräftig warst. Aber du hast es uns alles gezeigt, Maurice. Und ich habe gemerkt, dass ich keinen starken Sohn brauche. Ich brauche nur dich, denn du bist eine wundervolle Person, so wie du bist, und ich bin so unglaublich stolz auf dich."

„Es tut mir so Leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe, aber ich konnte nicht einfach mit ansehen, wie Vater in den Krieg gezogen wäre.", sagte er, als er sich von seinem Vater löste. „Und ich hätte wahrscheinlich nicht überlebt, wenn ich nicht so unglaublich tolle Leute kennengelernt hätte.", führte er weiter, bevor er Ori aus seiner Kaputze hob. Verwundert sahen seine Eltern die Katze an, die müde blinzelnd die Augen öffnete. „Man Maudado, lass' mich schlafen.", murmelte er und wirkte gar nicht begeistert davon, dass Maurice ihn auf den harten Boden setzte. „Mutter, Vater: Das ist Ori. Er ist meine Lichtkatze und hat mir sehr geholfen. Durch ihn habe ich auch meine Magie entdeckt.", erklärte er seinen verdutzten Eltern. „Scheint so, als hättest du uns viel zu erzählen.", lächelte seine Mutter, als sich Ori auf dem Sofa einkuschelte. Und so kuschelte sich die Familie gemeinsam auf das Sofa bei einer heißen Tasse Tee, und Maurice erzählte von allem, was er erlebt hatte. Er erzählte, wie er den Entschluss gefasst hatte, selbst in den Krieg zu ziehen, wie er Ori getroffen hatte, und unter dem Namen Maudado der Armee beitrat, wie Paluten, Manuel, Ori und er sich zuerst nicht leiden konnten und dann beste Freunde wurden, wie er Zombey von sich überzeugt hatte, und wie er herausfand, dass er ein Seher war, bis hin zu dem Aufbruch, der Erkenntnis, dass Zombeys Vater gefallen war, und wie die Mataner sie im Schneeberg angriffen. Er erzählte, wie er die Mataner wegen seiner Seher Fähigkeiten besiegen konnte, und wie Devillius ihn als Lichtwesen enttarnt hatte und Zombey sich von ihm abwandte und ihn der Armee verwies, wie Ori und er sich darauf zusammengerappelt hatten, weil der Kaiser immernoch in Gefahr war und die Mataner nicht endgültig besiegt, und wie Zombey sich bei ihm entschuldigte und sie so letztendlich China und den Kaiser retten konnten. Er erzählte auch von den Geschenken und zeigte seinen Eltern den Spiegel und das Diadem, das immernoch auf Oris Kopf thronte. Und er erinnerte sich an den Abschied von Zombey.

Zomdado-Story | ReflectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt