Kapitel 10

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Sonnenstrahlen suchten sich einen Weg in mein Zimmer und schienen auf mein Gesicht. Sonne ? Sonne im Winter ? Müde rappelte ich mich auf und öffnete das Fenster.

Mir wurde ein wundervoller Anblick geboten : Sonnenstrahlen, die sich glitzernd im Schnee spiegelten..

Ich hätte stundenlang dieses Naturschauspiel betrachten können.

Meine Mutter erwartete mich bereits sehnsüchtig am Frühstückstisch. »Liebling, da bist du ja!« Seit wann freute sie sich so sehr mich zu sehen ? Ich rieb mir müde die Augen, vielleicht träunte ich ja. »Wo ist Papa ?«

»Es ist schon 14 Uhr, er ist mit deinem Bruder beim Spiel.«

Ich schaute auf die Uhr. Ups, ein bisschen verschlafen ... Naja, besser als jetzt auf einer staubigen Tribüne zwischen verschwitzten Menschen zu hocken, oder ?

»Aber Schatz, jetzt ess erstmal was!« Sie drückte mich förmlich auf einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber hin. »Dein Lehrer hat mir alles erzählt ! Ich bin so stolz auf dich mein tapferes Mädchen !«

Sie grinste mich wie ein Honigkuchenpferd an. Okay, das war zu viel Liebe und Besorgnis für mich, das war ich nicht gewohnt.

»Hm. Ja, reden wir wann anders ? Mir gehts nicht so gut, ich bin in meinem Zimmer. « Ohne auf ihre Reaktion zu warten, packte ich mir einen Apfel und ein Glas Orangensaft.

Erst auf der Treppe nach oben, viel mir ein, dass Tobi ja noch anrufen wollte. Ich rannte nochmal runter und da ich keine Hand mehr frei hatte, klemmte ich mir das Telefon unter meinen linken Arm.

Kurz nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, klingelte auch schon das Telefon.

»Hey Schatz« Ich warf mich auf mein Bett, da das sicherlich wie immer ein langes Gespräch werden würde. Wenn ich mal redete, dann hörte ich auch nicht so schnell wieder auf.

»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Elena.« Meine Augen weiteten sich und dummer Weise verschluckte ich mich an der Luft und hustete wie eine Behinderte drauf los. Fuck, ich hatte sofort an dieser Betonung meines Namens erkannt wer da dran war.

» Entschuldigen Sie, Herr Schwab.« Zum Glück konnte er nicht sehen wie rot ich wurde.

» Kein Problem.« Er lachte. »Wie geht es dir ?« Süß, er sorgt sich um mich ?! Aber warum, dass hätte er doch auch morgen in der Schule fragen können ..

Mir fiel auf, dass ich ihm nochnicht geantwortet hatte.

»Oh, sorry .. Mir gehts ganz gut, nur was zum Teufel haben Sie meiner Mutter gestern Nacht erzählt ? Sie überschüttet mich quasi mit Liebe.«

Wieder lachte er. Dieses Lachen ließ täglich hunderte Schülerinnen schwach werden. Verständlicher Weise, es gab kein vergleichbares Lachen auf der ganzen Welt.

»Gut, das freut mich. Meine Jungs waren um dich besorgt und ich natürlich auch.« Er klang so, als meine er das ernst. »Ist das nicht gut mit deiner Mutter ?«

»Doch, nur bin ich das einfach nicht von ihr gewöhnt.« Mein Lehrer lachte wieder und ich musste irgendwie auch mitlachen. Das tat gut.

»Egal was Sie ihr für Märchen erzählt haben, danke, ich dachte schon sie bringt mich eigenhändig um.« »Das könnte ich doch nicht zu lassen, dafür bist du viel zu wichtig.« Mein Herz pochte etwas schneller. Hallo, Erde an Elena ? Du hast einen Freund, du Schlampe !

»Außerdem hab ich ihr keine Lügen erzählt, du bist doch ein tolles Mädchen.« »Danke.« Wow, es war unglaublich was seine Worte in mir auslösten.

Jetzt gab es eine peinliche Stille. »Also dann, ich sag mal Tom und Co. dass es dir gut geht. Erhol dich noch und wir sehen uns dann Montag. Bye.« »Okay, danke für den Anruf. Bis dann.«

Ich legte auf und lag dann einfach regungslos auf meinem Bett. Ich war so in Trance, dass ich das erneute Läuten des Telefons erst garnicht bemerkte.

»Hallo, hier ist Elena Meyer.« Den gleichen Fehler wie vorhin würde ich bestimmt nicht nochmal machen.

»Woho, was los ? So förmlich heute.« Tobi meldete sich mit seiner aufgesetzten coolen Stimme.

»Du musst bei mir nicht mit deiner extrem männlichen Stimme reden.« Merkte er nicht, wie lächerlich das war ?

»Anscheinend stehst du ja auf sowas.« What ? »Was redest du, Tobi ?« »Na, Herrn Schwab oder wie der heißt mit seinen Kumpels.« Er sprach seinen Namen abfällig aus.

Ich lachte laut los. »Gehts noch ? Die haben mich gerettet, während du mich sitzen lassen hast und anstatt dass du dir Sorgen macht um mich, bist du wie ein Kleinkind eifersüchtig ? Du hast doch Probleme.«

»Ey, ist doch wahr. Wie dich der Alte immer anschaut. Boa El, bitte.«

Wollte der mich verarschen. »Hackts bei dir ? Sei lieber mal für mich da und kümmer dich um mich wie ein Freund und benimm dich nicht wie ein Baby.«

Ich schrie die letzten Worte ins Telefon und legte dann auf. Tränen stiegen mir in meine Augen. Seit wann war Tobi so ? Früher hatte er mir zugehört, früher fuhr er selbst wenn ich nur Fieber hatte zu mir nach Hause und passte auf mich auf, früher ...

Between themWo Geschichten leben. Entdecke jetzt