Bumm, bumm, bumm. Das sich immer wiederholende Donnern an der metallenen Tür riss mich auf meinem kurzen Schlaf. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war sechs Uhr morgens, mein Kopf dröhnte und ich hatte nur 2 Stunden geschlafen. Diese verdammten Pillen!
Wieder schlug jemand von außen an die Tür. Ich stieg schlaftrunken aus dem Bett und öffnete sie. "Finley, klopfen ist in Ordnung, aber bitte schlag nicht die Tür ein." Ich rieb mir die Augen, um einen klareren Blick zu bekommen. Der Junge vor mir sah mich verwirrt und ein wenig hilflos an. "Aber Freya hat gesagt, ich solle dich wecken. Um einen Menschen zu wecken, muss man doch laute Geräusche machen." Der mechanische Unterton seiner Stimme ließ mich zweifeln, doch sein Gesichtsausdruck, seine Haltung und seine Art zu reden hielten mich am Glauben fest, dass irgendwo zwischen diesen Drähten und Kabeln eine echte Seele steckte. Finley war nämlich kein normaler Junge, so gern ich mir das auch manchmal wünschte. Er war einer der KI's, die die ELFH in Massen herstellte. KI steht für künstliche Intelligenz. Im einfachen Sinne war er also nichts weiter als ein Roboter. Zusammengebaut aus Draht, Metall, Kunstoffen, Plastik, Festplatten und noch mehr. Ich kannte mich damit nicht aus. Vielleicht war dies auch ein Grund, weshalb ich mir öfters einbildete, dass er doch ein Mensch war.
"Egal. Wo ist Freya?" fragte ich und holte mir eine Strickjacke aus meinem Zimmer, um sie über den Pyjama zu ziehen. (Es war eher eine Zelle, aber Zimmer klang gemütlicher). "Sie wartet auf dich im dritten Untersuchungsraum." Er zeigt in die Richtung, wo es zum besagten Raum ging, dabei kannte ich dieses Labyrinth aus etlichen Räumen, die fast alle gleich aussahen, doch schon lange auswendig.
Ich dankte ihm und ging leise meines Weges. Die Flure waren zu dieser Tageszeit noch wie ausgestorben. Ich genoss die wohlige Stille und versuchte meine lauten Gedanken währenddessen zu verdrängen."Setz dich auf den Tisch und warte kurz." meinte die weißblonde Frau im Kittel, als ich herein kam. Wie befohlen setzte ich mich auf den Tisch. Das Metall war eiskalt und obwohl ich nun seit 6 Jahren jeden Morgen hier saß, konnte ich mich immer noch nicht daran gewöhnen. "Zeigen die neuen Tabletten Nebenwirkungen?" Freya legte mehrere Blutentnahmeröhrchen samt Kanüle neben mich, krempelte meine Jacke hoch und zog eine Manschette um meinen Oberarm. Sie war eine großwüchsige und äußert junge Frau mit wasserfarbenen blauen Augen. Ihr Gesichtsausdruck war wie immer kalt. Eigentlich war alles an ihr kalt. "Ich bekomme wieder Einschlafstörungen." murmelte ich. Die Müdigkeit hatte mich immer noch im Griff. Sie begann nach und nach die Röhrchen mit meinem Blut zu füllen. "Gut, das ist nur die Umstellung. Die neuen Pillen sind nochmal ein wenig stärker." Während sie die Nadel wieder vorsichtig aus meinem Arm zog, griff sie nach meiner Hand, doch ich schreckte zurück. Ihr typisches und gespieltes Lächeln legte sich auf ihre blassen Lippen. "Du bist mir wohl immer noch böse, nicht wahr?" Freya hatte eine wirklich tiefe Stimme für eine Frau und jedes Mal bekam ich Gänsehaut, wenn sie sprach. Zu ihrer Frage gab ich kein Kommentar ab. Stattdessen brannte mir eine wichtigere Frage auf der Zunge. "Wie heißen die Tabletten? Du hast es mir noch nie gesagt." meinte ich vorwurfsvoll und versuchte ihren durchbohrenden Augen auszuweichen. "Aeternus iuvenis."
"Was heißt das?"
"Ewig jung." Ein zweites Mal griff sie nach meiner Hand. Diesmal war ich nicht schnell genug, um meine Hand wegzuziehen. Sie drückte meine Hand so fest, dass es schon fast schmerzte. "Du solltest mir dankbar sein. Sowas bekommt nicht jeder. Wir beide sind bis jetzt noch die Einzigen, die diese Tabletten nehmen. Abgesehen von denen, die an den Nebenwirkungen gestorben sind." Ihr Ton war gleichgültig aber auch belustigt. Erschrocken von ihrer Aussage weiteten sich meine Augen. Es gab schon Tote bei diesem Experiment?! "Keine Sorge, dir wird nicht das selbe Schicksal widerfahren." meinte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. "Darum kümmere ich mich. Im Gegenzug will ich aber keine Komplikationen, klar? Ab nun keine Widerreden mehr. Du hörst auf alles, was ich dir sage. Ab heute wird sich nämlich einiges ändern. Verstanden?" Ich wollte fragen, was sich ändert. Was würde jetzt passieren? Doch ich hatte zu große Angst vor der Antwort. Freya war eine kaltblütige Frau, die keine Scheu vor Mord zeigte. Ich hatte sie schon öfters morden sehen. Wenn sie also etwas vorhatte, dann etwas Schreckliches.
"Verstanden?" wiederholte sie sich.
"Ja, Freya."
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Freak Show
Teen FictionKomm her, ich erzähle dir eine Geschichte. Eine Geschichte, die dich schockieren wird. Eine Geschichte, die du nie mehr vergessen wirst. Ich erzähle dir vom "Experiment-Laboratory-For-Humans" oder kurz genannt ELFH. Noch nie davon gehört, nicht wa...