Abends hatte ich absolut keine Lust auf Training. Ich war müde vom Schultag und dem frühen aufstehen und musste mir nicht James Tritte reinziehen.
,,Wie gehts dir?", fragte mich James und wärmte sich in der Zeit auf.
Ich ließ mich an einem Baum heruntergleiten und seufzte. ,,Wie immer. Okay, nein. Ich habe keine Ahnung wie es mir geht." Ich seufzte abermals. ,,Zeig mir wie ich mich verwandeln kann. Versuch es wie bei dem einen Mal aus mir herauszulocken", forderte ich ihn auf.
,,Chloe, es kommt von selbst, wenn es an der Zeit ist." James runzelte die Stirn. ,,Was veranlasst dich dazu das aufeinmal zu wollen?", fragte der Alpha verwirrt.
,,Keine Ahnung."
,,Ich muss dir etwas erzählen, da ich möchte das du darauf vorbereitet bist", begann James dann.
,,Quellen haben mir gemeldet, dass Jäger hier in der Stadt sein sollen. Sie töten jene Werwölfe, die Menschen schonmal Leid zugefügt haben und das ist fast jeder Werwolf, denn die meisten können sich am Vollmond nicht kontrollieren."
Aufmerksam hörte ich zu.
,,Du musst aufpassen, sie sind momentan hinter keinem von uns her und wissen nichts über deine Identität, aber sie verfolgen schon seit Monaten einen Hybrid. Es gibt noch einen. Sie wollen ihn umbringen, nicht weil er auch jemanden umgebracht hat, sondern viel mehr weil sie sich vor ihm fürchten und ihn als zu große Bedrohung ansehen. Du musst aufpassen, dass du nicht auffliegst." Eindringlich blickten mich James dunkelgrüne Augen an, während er die Augenbrauen zusammenzog.,,Wir müssen den Hybriden finden", sagte ich, anstatt ihm auf seine anderen Aussagen zu antworten.
,,Wir müssen ihn oder sie beschützen, James.",,Das kannst du nicht von mir oder meinem Rudel verlangen, Chloe. Auch wenn du durchaus Potenzial zu einem Alpha hast, bist du keiner und kannst nicht alleine entscheiden, wen wir aufnehmen. Wir kennen den Hybriden nicht, wir wissen nicht wie er oder sie sich verhält. Das viel größere Problem ist aber auch das wir somit die Aufmerksamkeit der Jäger auf uns und auch auf dich lenken, und sie anfangen würden uns zu verfolgen und zu töten. Es geht nicht, Chloe."
Ich biss die Zähne und versuchte nicht weiter James zu überreden.
Wenn Bane es war, dann würde ich mich darum kümmern. Auch wenn ich keine gute Person war, konnte ich es doch nicht mit meinem Gewissen vereinen jemanden weiterhin alleine vor den Jägern flüchten zu lassen, gerade auch weil ich wusste wie es war allein zu sein.
Diese Person, vielleicht war es Bane, war auch ein Hybrid und er oder sie konnte mir vielleicht etwas beibringen oder würde mich verstehen.
Ich hoffte es.Beim Training brachte mir James den Angriff bei.
Wie man gezählte Schläge und Tritte abgab und seine Deckung dabei nicht verlor.
Mal wieder traf James mich oft, aber dieses mal absichtlich nicht ins Gesicht.
Es freute mich immer wieder, wenn ich auch nur einen Schlag bei meinem scheinbar unschlagbaren Onkel landete.Außer Atem grinste ich und strich mir eine schwarze Strähne aus dem Gesicht.
Der Schweiß rann mein Gesicht herunter und die Nachtluft umspielte sanft mein Gesicht.,,Komm schon, gehen wir zurück. Lust was zu essen?", fragte James, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und wuschelte mir durch die Haare.
Überrascht von dieser familiären Geste nickte ich.
Es war zwar mitten in der Nacht, aber Training machte hungrig. Ich war ein hungriger Teenager Hybrid, der gut etwas zu Essen vertragen konnte.,,Essen geht immer."
Ich mochte es, wenn es dunkel war. Die Sterne die hier im Wald zu sehen waren, waren atemberaubend, der Himmel so dunkel das man träumen konnte. Man hörte Tiere die herum huschten, da die Natur hier noch so unberührt war.
,,Kannst du mir etwas von Dad erzählen? Er hat gewissermaßen ein Doppelleben geführt und von seinem Leben hier weiß ich nichts.",,Natürlich." Ganz offensichtlich freute James sich, dass ich mich dafür interessierte. ,,Rick und ich waren nicht nur Brüder, sondern Freunde. Beste Freunde. Er war dazu bestimmt der nächste Alpha zu werden, hatte schon immer die Willensstärke und die Güte dazu, was ich immer beeindruckend fand. Nicht nur für mich war er ein kleines Vorbild, sondern auch für viele andere im Rudel. In der Schule hatte er viele Freunde. Jeder mochte ihn, er hatte aber auch viele Feinde. Ich meine, wenn man immer geradeheraus die Wahrheit sagt, muss man einstecken." James blickte gedankenverloren in die Luft. ,,Irgendwann kam deine Mutter, Jessica. Sie war die Neue und lief Rick geradewegs in die Arme. Es dauerte nicht lange und sie wurden ein Paar. Rick brach eine kleine Regel, als er sie ohne Absprache hierherbrachte. Und die oberste, als er ihr unser Geheimnis verriet. Den Rest kennst du ja." James zuckte bedauernd mit den Schultern und zum ersten Mal verspürte ich seine Trauer, seine Schuldgefühle und seine Wut.
Mir wurde klar, dass nicht nur ich unter dem Tod meines Dads gelitten hatte. Nicht nur ich hatte getrauert und verloren, sondern auch James.
Und es tat mir mehr leid, als je zuvor, dass ich kein einziges mitfühlendes Wort zu ihm gesagt hatte.
Ständig war ich jene Chloe, die trauerte, die Mitleid bekam, die den Tod nicht verarbeiten konnte und ach so schlimme Dinge erlebt hatte.
Aber ich war nicht die einzige und es war Zeit mit dem Tod meines Dads abzuschließen.
Mit dem meiner Mom würde ich mich später befassen.
,,Chloe? Alles okay?" Eine Hand wedelte vor meinem Gesicht herum und ich blickte in das Gesicht von James.Ich fiel ihm einfach in die Arme, auch wenn ich nicht die Art von Personen war die bedeutende Umarmungen verteilen konnte.
,,Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich mich so misstrauisch verhalten habe und es tut mir leid, dass dein Bruder gestorben ist. Auch wenn er nie hiervon erzählt hat, hat er euch in seinem Herzen behalten.",,Oh, Chloe." Gerade James war zwei Köpfe größer. Er strich mir über die Haare und ich hörte wie sein Herz regelmäßig in seiner Brust schlug. Es beruhigte mich.
Ich hatte schon ganz vergessen, wie gut Umarmungen manchmal taten.
,,Schon gut. Du hast das Misstrauen einer Wolfes einfach im Blut. Ist okay, Hauptsache es geht dir hier besser."
DU LIEST GERADE
The hybrid werewolf
WerewolfChloe war schon immer die Außenseiterin. Die komische, die keine Eltern hat. Die, die alle zwei Monate ihre Pflegefamilie wechselt. Als sich jedoch Verwandte der 17 jährigen melden um sie aufzunehmen, ist Chloe nicht nur misstrauisch sondern auch zu...