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5 Tage bis zum Vollmond

Aufgeregt quietschte ich, als ich einen Schlag in Banes Bauch landete.
Staunend zog er die Brauen hoch und grinste.
,,Gut gemacht, Kleine", lobte er mich.
Das Spektrum an Spitznamen das er für mich hatte, war unglaublich. Nur wenn er ernst war, benutzte er meinen richtigen Namen. Und wann war Bane mal ernst? So gut wie nie.
,,Wollen wir mal versuchen, deine hübschen Zähne hervorzurufen? Bin mal gespannt, ob es Werwolf- oder Vampirzähne werden. Obwohl sie sich nicht wirklich unterscheiden", gestand Bane letzteres.

,,Wie soll ich das machen?", fragte ich und runzelte die Stirn. Auch wenn Bane nie wirklich mit mir während des Trainings redete, schaffte er es doch immer mich weiter zu bringen. Vermutlich weil er wusste, wie es lief.

,,Denk einfach wieder daran. Glaub. Stell dir am besten vor, wie du deine Zähne bei jemanden in den Hals rammst." Bane zuckte mit den Schultern.

Ich riss die Augen auf, bevor ich seufzte und die Augen schloss.
Einige Minuten, oder auch nur Sekunden, versuchte ich es, aber nichts geschah. Einmal blitzte Schmerz in meinen Zähnen auf, aber dann verlor ich die Vision sofort.
,,Versuch es weiter. Ich glaube ich habe gerade ein Stückchen Zahn aufblitzen sehen. Stell dir jemanden vor, auf den du sauer bist. Den du am liebsten umbringen oder verletzen würdest", hörte ich Banes Stimme leise sagen. ,,Vielleicht die Leute, die deinen Dad umgebracht haben", schlug er vor.
Ich schluckte und plötzlich war mir zum Weinen zumute. Was wäre, wenn mein Dad noch leben würde? Ich könnte zufrieden mit ihm zusammen leben. Aber jemand hatte ihn mir genommen. Scheinbar absichtlich. Als das wabbelige Gefühl des Weinens verschwand, spürte ich die altbekannte Wut in mir aufkommen.
Kranker Weise stellte ich mir wirklich vor, wie ich einem Gesichtslosen Typen die Kehle aufschlitzte. Mit meinen Zähnen.

Ich schrie auf, als ich spürte wie unglaublicher Schmerz durch meine Zähne fuhr. Fest presste ich meine Augen zusammen und stellte mir weiterhin gewalttätige Dinge vor, die ich mit diesem Gesichtslosen machen würde.
Immer mehr pumpte Schmerz mit durchbrechender Wut und Kraft durch meinen Körper, bis ich schließlich nicht mehr wusste wo ich war. Es waren nicht so schlimme Schmerzen wie beim ersten Mal, als ich meine übernatürliche Ader zu spüren bekommen hatte, aber sie waren trotzdem nicht mehr normal.
Kraftlos knickten meine Knie unter mir weg.
Bane fing mich auf und ich öffnete meine Augen.
Bane wirkte verschwommen und scharf zugleich. Ich blinzelte und erkannte ihn schärfer als sonst, erkannte viel mehr Details und konnte ihn trotz der Nacht so erkenne, als wäre es Tag. Meine Nase erzitterte, als ich seinen Geruch stärker und genauer als je zuvor wahrnahm.
,,Hübsche Zähne, Kleine. Gefallen mir. Ich würde sagen, sie ähneln ehr die eines Vampirs, aber frag ruhig nochmal deinen Alpha." Bane lächelte, hielt mich immer noch fest.
Durch seine Berührung pumpte langsam wieder Energie durch meine Adern. Ich stützte mich an seinen muskulösen Unterarmen ab und stand wieder auf eigenen Beinen, als ich merkte, dass ich wieder zu Kräften kam.

,,Wie wäre es mit einem kleinen Kampf?", fragte Bane und grinste breit. ,,Du hast Kraft, ziemlich viel. Fahr am besten noch deine Krallen aus, achte aber bitte darauf mich nicht umzubringen."
Wenig später stand ein anderer Bane vor mir.
Die Krallen blau leuchtend, Haariges Gesicht und grünleuchtende Augen. Einige Schuppen zogen sich von seinem Nacken bis zu den Armen und überzogen die Unter- und Oberarme nur halb.
Es sah krank aus, wie er die Gesichtszüge eines Wolfes, die Krallen und Zähne eines Wolfes und die Augen und Schuppen einer Echse hatte.
Aber es gefiel mir. Ich hatte keine Angst vor ihm, verspürte nicht den Drang mich ihm zu unterwerfen.
Bane fuhr grinsend über meine Ohren und lachte. ,,Du hast sogar Werwolfs Ohren."

,,Was habe ich denn dann von einem Vampir?", fragte ich. Meine Stimme hörte sich stärker an als vorher und ich merkte wie Bane etwas zurückwich. Nur etwas, als Mensch hätte ich es nicht bemerkt.

,,Du bist nicht so haarig wie Werwölfe, da setzt sich die Vampir Ader durch. Außerdem leuchten deine Augen nicht ausschließlich golden, sondern sind durchbrochen mit einem leuchtenden Rot. Deine Nase ist immer noch die süße, kleine Nase die du zuvor besessen hast. Es sieht unglaublich aus."

Ich atmete aus und lächelte zufrieden, als ich zurücktrat und locker meine Hände hob.
Der folgende Kampf war vermutlich der coolste in meinem Leben. Endlich waren Bane und ich auf einem Level, wahrscheinlich war ich sogar noch stärker, so wie alle es immer behaupteten.
Nach kurzer Zeit war Bane auf dem Boden und ich über ihm. Ich saß auf ihm, presste seine Arme mit meinen Beinen auf den Boden und hatte keine Probleme, diese Position zu halten.
Ich grinste auf ihn herab, worauf er außer Atem lachte.
Er strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und die Geste war so intim, dass ich blinzelte und zurückwich.
Bane blinzelte und wirkte wieder wie vorher.

,,Gut gemacht. Überbringen wir die gute Nachricht doch deinem Alpha."
Ich stand auf und auch Bane erhob sich blitzschnell.
,,Aber warten wir damit bis morgen", fügte Bane hinzu und lächelte verhalten.

Als wir zurück zum Haus gingen, war ich wieder die, die ich zuvor immer gewesen war. Ein menschliches, schwaches Mädchen. Aber verändert fühlte ich mich trotzdem.

The hybrid werewolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt