Kapitel 39~Teufelskreis

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Pov Palle

Letzte Nacht ist Manu stark alkoholisiert nach Hause gekommen. Ich weiß nicht wo er war und ich denke ich würde es garnicht wissen wollen. Es war wirklich verdammt spät oder auch früh, je nach dem wie man es definieren möchte. Die ganze Zeit ist er gegen Schränke oder Wände gelaufen (wie ich ohne Brille xD ) und schließlich hat er eine Diskussion mit der Tür angefangen. Ich frage mich nur, wie er nach Hause gefunden hat. Zum Glück musste ich ihn nicht helfen da ich überhaupt nicht weis wie man mit solch stark alkoholisierten Menschen umgeht. Nach einer halben Stunde des Gefluches hat er den Weg ins Bett gefunden und ist dann auch schließlich eingeschlafen. Ich allerdings habe mir Gedanken darüber gemacht, wo er war und was passiert ist. Doch irgendwann konnte ich auch einschlafen.

Nun sitzen wir gemeinsam im Wohnzimmer und schauen uns ein paar Folgen Scrubs an. Es ist merkwürdig still denn normalerweise würden wir über irgend ein Thema philosophieren, den Fernseher ausstellen und das Thema ausphilosophieren bis das Ende in einen neuen Anfang mündet. So entstehen beliebte und zum Teil verwirrende drei-Stunden-Konversationen. Doch jetzt sitzen wir schweigen hier, und trauen uns nicht einmal, uns gegenseitig  in die Augen zu sehen. Ich bezweifle stark, das Manu sich auf die Serie fixiert, sondern mit den Gedanken ganz woanders ist. Genauso wie ich es bin. Ich kann das Thema von gestern Abend einfach nicht so untern Tisch fallen lassen, nur...wie soll ich es am geschicktesten angehen ? In meinem Kopf bildeten sich tausende Ideen um dieses Thema zu beseitigen. Entweder man ignoriert es oder man hört auf wegzurennen und führt ein Gespräch. Ich entschied mich für die zweite und auch wohl klügste Variante .

''Hey Manu, willst du reden?'' fragte ich ziemlich leise. Manu nickte stumm,  schaltete den Fernseher aus und drehte sich zu mir um.'' Tut mir leid Palle, wenn ich dir gestern Abend Sorgen bereitet hab. Es ist nur...ziemlich...kompliziert, würde ich sagen.'' sein Unwohlsein war im Klar ins Gesicht geschrieben. ''ja, ich war wirklich besorgt. In meinem Kopf sind tausend Sachen eingefallen die dir hätten passiert sein können und ehrlich gesagt, hab ich gehofft dass keine war geworden ist.'' nach einem längeren Schweigen fuhr Manu fort.'' Es gibt da etwas, was ich noch niemanden erzählt habe und es auch eigentlich nie vorhatte. Du weißt doch, dass ich einen Stiefvater hatte der so gut wie jeden Abend alkoholisiert nach Hause kam. Je nach Laune hat er meine Mutter, meine Geschwister, mich oder uns alle  geschlagen . Es war furchtbar. Doch wir haben uns einfach nicht getraut zur Polizei zu gehen da er uns ständig Drohte, falls wir dies tun würden, dass er uns das Leben zur Hölle machen würde. In dieser Zeit gab es nicht einen Abend an dem meine Mutter nicht geweint hatte...''  seine Stimme wurde zittriger und Tränen tropften bei diesen Erinnerungen auf das Sofapolster.

''Schatz, du musst nicht weiter erzählen. '' versuchte ich ihn zu beruhigen doch er fuhr einfach fort.'' Es wurde immer schlimmer und irgendwann, verstarb meine Mutter. Das war  wohl der einzigste Tag wo er zu begreifen schien, was er uns angetan hatte. Doch anstatt sich zu verbessern und aus diesen Fehlern zu lernen, hat er erbarmungslos weiter gemacht. Wir waren aber schon in einem alter, wo wir hätten ausziehen können. Eines Tages nach der Schule sind Peter und ich zum Jugendamt gegangen uns haben uns erkundigt wie wir von dem versoffenen Typ wegkommen können. Unter gewissen Voraussetzungen sind wir alle heil von dem Verrückten geflüchtet. Seit Jahren haben wir nichts mehr von ihm gehört, zum Glück...es war schlimm Palle, sehr schlimm.'' langsam zog ich ihn in eine innige Umarmung um ich zu beruhigen.'' Und deswegen flüchtest du dich in Arbeit, um dem Problem aus dem Weg zu gehen?'' ich konnte Manu verstehen. Ablenkung hilft Betroffenen in solchen Situationen enorm nur dadurch werden die Probleme nicht behandelt. Man rennt weg, ohne es je gewollt zu haben. Und irgendwann kommen sie wieder und holen dich schließlich doch ein. Es ist ein Teufelskreis aus dem man so schnell nicht raus kommt. Und Manu steckt mitten drin. Nun liegt es an mir, ihn da rauszuziehen.

''Ja, da hast du recht. Es tut mir leid, dass ich dich gestern angeschnauzt habe. Ich...ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte...es tut mir so leid.'' Trauer und schuld beschreiben seine Worte auf den Punkt genau. ''Aber Manu, ich war ja selber nicht besser. Hätte ich das gewusst, hätte ich auf jeden Fall anders gehandelt. Danke, dass du mir die Geschichte erzählt hast. ich werde dich unterstützen, das schwöre ich.'' In seinen Augen lag Dankbarkeit und Zuversicht. Ich werde ihn um Himmels willen aus dieser Schleife rausholen. Ich werde ihn beschützen auch falls wir irgendwann nicht mehr zusammen sein sollten.



Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :D
Mir ist die Idee zu diesem kleinen Handlungsstrang irgendwann in der Nacht eingefallen und ich wollte sie unbedingt in diese Geschichte mit einfließen lassen.
Über Feedback würde ich mich sehr freuen.
also bis zum nächsten mal
Tschauuuuuuuuuuuuuuuuuu



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