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Marc hat mein Geständnis von gestern nicht wieder angesprochen, als er mich vorhin angerufen hat. Er war so, als hätte ich es nie erwähnt und möchte, dass ich heute Nachmittag zu ihm komme. Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist - ich mit ihm allein, aber ich kann auch nicht nein sagen. Ich vermisse ihn wahnsinnig und merke jetzt schon wieder ein Stechen in der Brust, wenn ich an nächste Woche denke. Ich will nicht, dass er wieder fliegt.

Fröhlich, aber etwas bedrückt schleiche ich ins Bad und dusche. Mittendrin kommt Nico herein, als ich gerade dabei bin, meine Beine zu rasieren.

»Hast du was vor?« Seine Augenbraue ragt in die Höhe und ein schelmisches Schmunzeln umspielt seine Lippen.

»Mhmmm«, antworte ich unentschlossen und stelle das Wasser ab.

Mit abwartenden Blick hält Nico mir das Handtuch entgegen und rührt sich nicht von der Stelle. Genervt stoße ich meinen Atem aus.

»Ja ich fahre zu ihm!«, kommt genervt aus meinem Mund.

»Zu ihm?«, hakt er nach und verschränkt seine Arme vor der Brust.

»Ja, wieso?«

»Weil doch klar ist, wo ihr landet. Und wie willst du ihm die beiden hier erklären? Sie sind nur noch schwach, aber bei Tag fallen sie auf.«

Nico streicht vorsichtig über meine noch feuchte Haut auf meinem Dekolleté über die beiden noch schwach sichtbaren Blutergüsse von Fussel. Er war einfach zu ungestüm, zu leidenschaftlich und... es hat mir viel zu sehr gefallen.

Ich muss schlucken. Die Erinnerung an Montag und die Tage davor setzt sich wieder als Kloß in meinem Hals fest. Mit Blick in den Spiegel halte ich mich am Waschbecken fest und stütze mich ab.

»Nico ich pack' das nicht!«, hauche ich erschöpft von allem, »Er ist so lieb, verstehst du? Und ich fühle mich so schlecht jedesmal, wenn er so ist.«

Wie immer ist Nico mein Fels, legt seine Arme von hinten um mich, legt sein Kinn auf meine Schulter und blickt mir im Spiegel ins Gesicht.

«Er liebt dich. Und du ihn. Er wird dir verzeihen. Und Fussel auch. Männer sind da anders als Frauen.« Ich drehe mich in seinen Armen und schaue ihn nun ohne Spiegel an.

»Ich hab' es ihm erzählt... also dass ich mit jemandem geschlafen habe. Und er gibt sich selbst die Schuld dafür«, sage ich verständnislos, schüttele hektisch meinen Kopf und greife in Nico's Pullover um meiner Aussage Nachdruck zu verschaffen.

»Aber nicht dass es Fussel war?«

»Das hab' ich nicht übers Herz gebracht«, hauche ich niedergeschlagen und lehne meine Stirn an seine Schulter.

»Ach Josie... und morgen? Silvester? Du meinst das geht gut?«

»Wenn Fussel sich zusammen reißt, dann ja«, sage ich während ich meine Pille aus dem Blister drücke und in meinen Mund stecke.

»Warum hast du eigentlich meinen Gummi-Vorrat schrumpfen lassen, wenn du die nimmst?« Nico sieht grad richtig niedlich aus. Sein ganzes Gesicht ist ein Fragezeichen. Die faltige Stirn, die zu Schlitzen geformten Augen und seine zusammen gezogenen Lippen.

Blitzschnell recke ich meinen Kopf in die Höhe und drücke ihm einen Kuss auf seinen Schmollmund.

»Sicher ist sicher, weißt du doch. Stell dir mal vor, da wäre was schief gegangen und das brauche ich jetzt nicht auch noch«, antworte ich über meine Schulter und tapse über den Flur in mein Zimmer.

Unschlüssig stehe ich vor meinem Spiegel. Eigentlich könnte ich so zu einer Beerdigung gehen. Schwarze Stretchjeans, schwarzer Rollkragenpullover und dunkel blaue Socken. Nico steht wie nimmer in meinen Türrahmen gelehnt und schaut mich abschätzend an. »Date mit dem Teufel?«

Falsch gedacht? [2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt