Louis' Sicht
Michael fragte Liam, ob er denn eintreten wolle und ich huschte schnell in mein Zimmer. Wie verrückt hibbelte ich in meinem Zimmer auf und ab. Das Essen würde so toll werden! Ich hatte keine Ahnung warum ich das tat, aber ich glaube, ich wollte Liam einfach was Gutes tun. Liam musste mir nichts mehr geben, er war so wie er war. Und das ist auch gut so. So wie ich ihn liebte. Seine haselnuss-braunen Augen, in denen man sich den ganzen Tag lang verlieren konnte, seine pinken Lippen, die man den ganzen Tag küssen könnte, bis sie rot und geschwollen waren und Liam völlig aus der Puste war, sein Körper, welcher schon mehr als athletisch war und natürlich seine engelsgleiche Stimme, die ich den ganzen Tag hören könnte, klingt schnulzig ist aber alles wahr! Bei diesen vielen Gedanken über Liam, fragte ich mich langsam, womit ich ihn überhaupt verdient habe. Liam könnte sich so viele Frauen schnappen wie er wollte, aber ertat es nicht. Er hatte sich in mich verliebt, aber was war ich für ihn? Ich bin nur ein Geschichtsprofessor, mit einem Geheimnis. Seit meinem 6. Lebensjahr wurde ich der Nekromantie nahegebracht. Nun fragt ihr euch bestimmt : Was zur Hölle ist Nekromantie? Na ja, das kann man eigentlich ganz leicht beschreiben und zwar: Totenbeschwörung. Ich konnte Tote wieder das Licht der Welt erblicken lassen. Ziemlich abstossend, was? Aber es hat mir mein ganzes Leben lang geholfen. Wie sonst hätte ich rausgefunden, auf welche Weise Napoleon gestorben war? Ich hätte tausende von Büchern durchstöbern können und hätte nie die richtige Antwort gefunden. Also, warum Napoleon nicht persönlich fragen? Ich muss meiner Mutter dafür danken, dass sie mir die Nekromantie beigebracht hat. Bei diesem Gedanken musste ich an meine alte Kiste denken. Michael hatte sich gewundert, warum ich denn ausgerechnet immer diese schwere Kiste mitschleppen musste.
Eigentlich war in dieser Kiste rein gar nichts drin, außer das von meinem Urgroßvater geerbte "Nekromantikum". Komisches Wort, ich weiss. Ich umklammerte einen Henkel der großen Kiste und zog daran. Boah, die ist wirklich verdammt schwer! Ich zog fester an der Kiste, aber meine Hand rutschte aus und ich knallte mit dem Hintern auf den harten Boden meines Zimmers. "Fuck!" fluchte ich und schlug mir sofort die Hände vor den Mund. Böses Wort! Ganze böses Wort! Und dann auch noch so laut, dass es die ganze Nachbarschaft hören konnte. Michael kam ins Zimmer gestürmt. "Was ist passiert!?" fragte er stürmisch. "Nichts, alles okay." sagte ich ohne eine Miene zu verziehen, doch der Aufprall tat immernoch verdammt weh. "Na gut, wenn du meinst." meinte Michael mit einem Schulterzucken und verschwand aus dem Türrahmen. Zugversuch, die Zweite! Nochmal zog ich an der Kiste, diesmal mit Erfolg. Nur diesmal zog ich so doll an der Kiste, dass sie unter dem Bett hervor schlitterte und gegen die Wand knallte. Ich kniff die Augen zu und hörte ob jemand in mein Zimmer kommen würde, aber ich hörte rein gar nichts. Ach, sie hören also wenn ich mit meinem Hintern den Boden berühre, aber nicht wenn so eine zwei Tonnen- Kiste gegen die Hauswand knallt, oder was? Langsam öffnete ich meine Augen und schaute mich verwirrt um. Nein, sie hatten es wirklich nicht gehört! Ich fummelte an den großen Riegeln herum, sodass die Kiste mit einem kleinen Knall "aufplatzte". Und da lag es, in Leder und Tierfell eingebunden. Langsam umklammerte ich es, um es nicht zu beschädigen. Ich setzte mich auf mein Bett und schlug es einfach auf. Der Staub kam mir in Wolken entgegengeflogen und ich musste Husten. Ich entdeckte so viele Dinge, die ich noch nicht beschworen oder gesehen habe. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, welches noch nie ein Tier oder Ähnliches gesehen hat.
Ich war so vertieft, dass ich die Zeit vergessen hatte und nach einer Weile kam Liam herein. So schnell wie möglich, schlug ich das Buch zu. "Louis, du bist ja immernoch nicht fertig! Was machst du denn?" fragte er besorgt. "Nichts, was dich zu interessieren hat." meckerte ich ihn an. Er zog seine Augenbrauen zusammen und in seinen Augen spiegelten sich Trauer und Sorge wieder. Langsam schloss er die Tür wieder. Was habe ich gerade getan? Das wollte ich nicht! Ich wollte Liam nicht verletzen! Aber die wichtigste Frage war:
Hat er etwas gemerkt?
Liam Pov
Verletzt schloss ich die Zimmertür von Louis wieder und ging zurück zu Michael ins Wohnzimmer. Wobei ich ihn wohl gerade gestört hatte? Und was war das für ein Buch?
>>Alles okay?<<, fragte Michael.
>>Ja,ja.<<, meinte ich knapp. >>Falls Louis doch noch eines Tages fertig wird, sag ihm, dass ich draußen warte.<< Ich verließ die Wohnung. An der frischen Luft atmete ich erst mal tief durch. Den Kopf legte ich in den Nacken und sah in den blauen Himmel. Nur wenige Wolken waren zu sehen. Ich ging zu meinem Auto, wo ich mich gegen die Motorhaube lehnte.
Warum hatte Louis mich so angemotzt? Hatte ich irgend was falsch gemacht? Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust mehr auf mich. Tränen sammelten sich in meinen Augen, die ich probierte zu unterdrücken.
Er war mir viel zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich ihn jetzt noch hätte gehen lassen können, ohne mich selbst zu verlieren. Würde er gehen, würde er mein Herz mitnehmen. Mein Leben würde in Schutt und Asche liegen. Dieser Typ hatte es geschafft in wenigen Tagen mein Herz zu erobern.
Es kam mir vor wie Stunden in denen ich über uns nachdachte bis sich die Haustür endlich öffnete. Endlich umgezogen kam Louis zu mir. Er kam zu mir und wollte mich wahrscheinlich küssen, doch ging ich zur Fahrertür. Mit traurigen Blick sah er mir nach.
>>Liam?<< Ich blieb vor der Autotür stehen und sah ihn an. Mit ein paar großen Schritten war er bei mir, drückte mich mit den Rücken gegen das Auto und küsste mich verlangend. Ich konnte nicht anders und erwiderte den Kuss. Die Arme schlang ich um seine Hüfte und zog ihn eng an mich. Zwischen uns passte kein Blatt Papier mehr. In einer schnellen Bewegung drehte ich uns, wobei ich Louis hochhob und auf der Motorhaube absetzte. Zärtlich biss er mir auf die Unterlippe, was mich dazu brachte ihm Einlass zu gewähren. Sofort führten unsere Zungen einen leidenschaftlichen Kampf miteinander, den ich gewann. Er schlang die Beine um meine Hüfte, vergrub eine Hand in meinen Haaren und krallte sich in ihnen fest.
Ich ließ nach einer Weile von seinen Lippen ab und fing an seinen Hals zu liebkosten. Mit einem zufriedenen Seufzer legte Louis den Kopf in den Nacken.
>>Li … ich liebe dich.<<, brachte er heraus.
>>Ich liebe dich auch.<< Mit diesen Worten verpasste ich ihm einen Knutschfleck.