Kapitel 12

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"Ich kann nicht glauben, dass Sly einfach so abgehauen ist.", brummte Zap, der sich mit Jake nach dem Streit an der Grenze des Dunkelreichs in seiner Bibliothek getroffen hatte. Entsetzt sah der Magier von seinem Buch, das er dabei war zu lesen, ab. "Wie bitte?", schnaufte er,"Ihr habt ihn doch mit eurem Gebrüll verjagt! Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass euer Kopf noch auf euren Schultern hängt! Ich an seiner Stelle hätte euch nacheinander zerstückelt bis ihr nur noch einen Haufen Matsche wärt. Es ist verdammt nochmal schwer für einen Drachen bei seiner ersten Verwandlung die Kontrolle zu behalten, das habe man euch Hohlköpfen doch in der Schule beigebracht! Aber nein, ihr Dämonen glaubt ja alles besser zu wissen, nicht wahr? IHR SEID SCHULD, DASS MEIN BESTER FREUND NUN IM DUNKELREICH HERUMSPAZIERT UND SICH DEN GEFAHREN DORT AUSSETZEN MUSS!" Beim letzten Satz der er nur noch aus seiner Kehle schrie, knallte er das Buch auf den Tisch wobei Zap sichtlich erschrak. Zum ersten Mal seit Jahren war Jake so ausgerastet, dass die Ader auf seiner Stirn pochte. Der Meister des Stroms war während der Rede ebenfalls immer mehr im Sessel eingesunken und starte ihn nur noch mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Gesicht hatte die gleiche Farbe angenommen als ein Stück Kreide.

Langsam, jedoch ohne den vor Wut kochenden Jake aus den Augen zu lassen, hob er sich vom Stuhl auf und begab sich Richtung Ausgang. Die Tür wurde allerdings von einem Regal blockiert, sodass eine Flucht unmöglich war. "Du bleibst hier, bis ich mit die fertig bin!", knurrte Jake und grinste wegen der Hilflosigkeit des Dämons. Vorsichtig trat Zap näher zum Magier, machte eine beruhigende Geste mit seinen Händen und sagte erstickt:"Ganz ruhig, Jake. Wir wollen ja nicht, dass sich der Vorfall vor 3 Jahren wiederholt, nicht? Ich weiß, dass du einige Zeit den Schatten ausgesetzt warst, aber bitte, ich flehe dich an, beruhige dich." Wie Zap verlangte, schüttelte Jake die finstere Energie die sich in ihm gesammelt hatte ab und rückte das Regal wieder auf seinen Platz. "Tut mir leid.", flüsterte er dabei. Mit zitternden Fäusten verkroch er sich tiefer in das Labyrinth aus Bücher bis er schließlich ganz verschwand. Zap atmete tief ein und aus und kontaktierte daraufhin Flynn. "Du, ich, am alten Treffpunkt. Jetzt." Immer noch schwer atmend stützte er hinaus während Jake sich in seinem Zimmer verbarrikadierte. "Reiß dich zusammen!", mahnte er sein Spiegelbild an und verankerte seine Finger in seinen blonden Haaren. Um keinen Preis durfte er nicht noch einmal dem tiefen Abgrund von Gier und Hass verfallen, doch die Wunden in seinem Herzen die zurückgeblieben waren rissen erneut auf und er musste daran denken wie es damals dazu gekommen war, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.

* "Sieh es ein, du kannst mich nicht aufhalten! Sobald ich über das gesamte Magiereich herrsche, wird mir auch der Rest zu Füßen liegen. Erst reiße ich mir das Reich der Menschen unter den Nagel, dann bleiben Satan und Gott nichts anderes übrig als sich mir, dem mächtigsten Magier aller Welten, zu verbeugen!", schnaubte Jake seine Freundin an. Allerdings ließ sie sich dies nicht bieten und fauchte zurück:"Hör gut zu, Merlin! Noch bist du nicht König und wenn du mich so weiter rum schubst und anherrschst, kannst du gleich deine Sachen packen und dich vom Acker machen! Das letzte was ich an meiner Seite brauche ist ein machthungriger Bastard, der mein Volk ausnutzt um einen Krieg gegen den Rest der Reiche anzuzetteln." Jake, der von dieser Aussage überhaupt nicht amüsiert war, holte mit der Hand aus und klatschte ihr eine. Nicht vorbereitet, schlug sie mit dem Kopf gegen die Mauer und landete schließlich auf dem Boden. Einige Sekunden verstrichen doch sie lag immer noch regungslos dar, sodass Jake begann sich sorgen zumachen. Er beugte sich über den dunkelgrauen Körper seiner Freundin und rief besorgt:"Melantha!" Erschrocken von sich selbst, strich er ihr ihre dunkelroten Haare aus dem Gesicht, doch sie bewegte sich immer noch nicht und Jake fing in seiner Panik an Melantha an ihren Schultern zu rütteln. Zufälligerweise trat Zap in das Zimmer um irgendeine Nachricht zu verkünden, doch als er die Prinzessin bewusstlos am Boden liegen sah, stürmte er sofort zu ihr und trug sie ins Bett. Dabei schubste er Jake unbewusst zu Seite. "Pass auf sie auf. Ich geh und hol einen kalten Lappen.", brabbelte er in seiner Unruhe. Was in seinem Umfeld geschah, schien Zap nicht mitzubekommen. Ebenfalls entging ihm auch Jake's durchbohrende Blicke. Er stand in der Ecke und beobachtete jede einzelne Bewegung, jeder Gesichtsausdruck, doch das was Zap's Blicke ihm zeigten, gefiel ihm ganz und gar nicht. Dieser rannte endlich raus um den besagten Lappen zu holen. Seltsamerweise zweifelte Jake plötzlich, dass sie ihn noch liebte und er spielte mit dem Gedanken, dass Melantha ihn betrogen hätte. Mir einer Handbewegung schloss er die Tür ab und trat wieder näher ans Bett. "Öffne deine Augen", befahl er,"Ich weiß ganz genau, dass du nur so tust als ob." Ruckartig tat sie wie ihr befohlen und warf ihm einen mürrischen Blick zu. Ihre blutroten Pupillen, sowie der rote Kreis um die Pupillen herum, glühten, da der Rest ihrer Augen pechschwarz war. "Verschwinde.", meinte sie trocken, doch Jake ließ sich nicht von ihr abschrecken und bückte sich zu ihr runter. "Du hast mich mit Zap betrogen.", flüsterte er ihr bedrohlich ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Ist sie wach?", fragte Zap außer Atem der mit dem Tuch angerannt kam. "Nein.", krächzte Jake der so tat als würden ihm die Tränen aufsteigen. Was der Dämon allerdings nicht wusste: Der Magier kontrollierte Melantha mit seinen Kräften, sodass ihre Augen wieder zufielen als Zap den Raum betrat. *

Erschüttert und enttäuscht von sich selbst ließ sich der Zauberer auf die Knie fallen. Er durfte es sich nicht erlauben die Kontrolle zu verlieren, ansonsten wäre Hylark sofort dem Untergang geweiht sein. Damals war ihm seine Habgier zu Kopf gestiegen, weil er wusste er sei das zweit mächtigste Geschöpf des Magiereichs, aber warum er jetzt wieder damit anfing wusste er selbst nicht. Knapp nachdem er versuchte diese Erinnerung wieder zu verdrängen, kämpften sich die Nächsten wieder nach oben.

* "Lüge mich gefälligst nicht an! Ich weiß ganz genau, dass du mit Zap regelmäßig schläfst!", schrie Jake Melantha an. "Tue ich nicht! Verdammt Jake, ich liebe dich und sonst kein anderer. Wäre dies nicht der Fall würdest du jetzt nicht vor mir hier stehen! Und schon gar nicht würde ich mir die Mühe geben unserer Hochzeit zu planen! Mein Gott, was ist denn in dich gefahren?!", brüllte die Prinzessin zurück. Plötzlich packte Jake sie am Hals und hob sie hoch als wäre sie ein Fliegengewicht. Sie zappelte mit ihrem gesamten atemberaubend schönen Körper und versuchte kläglich nach Luft zu schnappen. "Nicht in diesem Ton, Fräulein. Wag es noch einmal und deine Tage sind gezählt.", warnte Jake sie und ließ sie im letzten Moment auf den Boden krachen.*

* "Jake.", ertönte ein Flüstern im dunklen Zimmer. "Hmm?", grummelte der Angesprochene verschlafen. "Steh auf, ich will die etwas zeigen!", sprach Melantha aufgeregt und hüpfte rundherum wie ein kleines Kind. "Was ist denn jetzt wieder?", stöhnte der Magier genervt und schwang sich aus dem Bett. Ohne auf seine Frage einzugehen, zog Melantha ihn mit in den Thronsaal, wo ihn eine Überraschung erwartete. Anstatt zwei Thröne stand nur noch einer da. "Was zum?!", setzte Jake an, wurde aber von seiner Verlobten unterbrochen. "Sag adieu zum Titel König.", grinste sie hämisch und zeigte ihren schneeweißen Zähne. Mit einem lauten Brüllen drehte sich der Magier um, holte bereits mit der Hand aus, doch Zap funkte dazwischen indem er ihn paralysierte. "Es ist Zeit nach Hause zu gehen.", meinte der Dämon und warf ihn über seine Schulter. "Das nennt man eine offizielle Scheidung.", lachte sie, doch noch bevor beide den Saal verließen, drehte sie sich um und wischte sich die Tränen weg.*

Seufzend stieß sich Jake vom Boden ab und entschied sich auf die Suche nach Sly zu machen.

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