Kapitel 7

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Frustrierte trat ich gegen den Mülleimer vor unserem Wohnheim. "Fuck!", stöhnte ich genervt auf. "Muss ja ein sehr erfreuliches Gespräch gewesen sein, wenn du jetzt das Bedürfnis hast, einen unschuldigen Mülleimer zu foltern"
Erschrocken fuhr ich herum und stellte  fest, dass Becks hinter mir stand. Sie betrachtete mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. "Rebecca.. Sorry, normalerweise bin ich gegen Gewalt an unschuldigen Mülltonnen.", lachte ich und versuchte meine Gefühle zu überspielen. Wieso musste ausgerechnet sie sehen, wie ich die Kontrolle verlor.

"Willst du drüber reden? Und bitte bleib doch bei Becks, meine Großmutter ist die einzige Person, die mich noch Rebecca nennt." Ich schüttelte den Kopf und erwiderte:" Nein, ist nicht nötig. Es ist alles gut." Sie musterte mich:" Bist du dir sicher? Du siehst nicht aus, als ob alles in Ordnung wäre."

Sie sah mich mit ihren braunen Augen an, als würde sie versuchen, tief in mich hinein zu blicken. Ich war wie paralysiert. Was sollte ich ihr sagen? Wer würde schon verstehen, dass ich ein Problem damit habe, den Plänen meiner Familie zu folgen. Pläne die für mich gemacht wurden, ohne mich jemals zu fragen, was ich eigentlich will.
Und würde es nicht klingen wie ein verwöhntes, zickiges Kind, dass jetzt plötzlich gegen die Eltern rebelliert? Schließlich ist das Internet voll von Artikeln über die glückliche Familie Carter, bei denen seit Generationen alles so läuft wie im Märchen. Eine erfolgreiche Anwaltsfamilie, deren wohlerzogene Kinder in die Fußstapfen der Ahnen treten, nur um noch mehr Ruhm, Ehre und vor allem Geld einzuspielen.

"Ich...", setzte ich an und brach doch wieder ab.
Ihr Blick lies mich immer noch nicht los, also versuchte ich ihm auszuweichen. "Wieso bist du eigentlich hier?" Becks zog eine Augenbraue nach oben und antwortete:" Du willst wohl wirklich nicht darüber reden, oder? Nur um es klar zu stellen, falls du doch mal reden willst, bin ich immer für dich da." Sie lächelte mir aufmunternd zu. Ich nickte. Sie lächelte mich an und meinte:" Was deine Frage betrifft... ich war grade auf der Party der Jurastudenten, doch du warst schon weg. Also dachte ich, ich versuche dich hier abzufangen um dich zu einem Mitternachtsimbiss zu entführen. Also, hast du Lust?"

Ich lachte, froh darüber, dass sie nicht weiter nachhakte und sagte:" Himmel, ich würde morden für eine richtig gute Portion Pommes und einen Milchshake " Becks lachte ebenfalls und erwiderte:" Nein bitte nicht! Du hast heute schon genug Unschuldige gequält!" Ich musste noch mehr lachen und merkte, wie mit Tränen in die Augen stiegen.

Ich liebte es, Zeit mit ihr zu verbringen. Es fühlte sich so unkompliziert und leicht an. Sie war niemand, der irgendetwas von mir erwartete und ich konnte einfach ich selbst sein. Zusammen liefen wir zum Parkplatz wo Becks blauer Mustang stand. Auf dem Weg sah ich immer wieder verstohlen zu ihr rüber. Sie hatte sich umgezogen. Nicht, dass sie schlecht aussah, als ich sie vor der Einführungsveranstaltung sah. Aber jetzt, mit den offenen Haaren, der eng anliegenden Jeans, dem schlichten Top und der Lederjacke sah sie mehr aus wie sie selbst. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte mich an. Wunderschön. Dieser Gedanken jagte mir durch den Kopf und ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken. "Wo genau gehts eigentlich hin?", fragte ich, vor allem um meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.

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