Prolog

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4 Jahre zuvor...

I.

Ich bin aufgeregt.
So viele Tränen sind geflossen nach dem uns das erste Wunder vor 3 Monaten genauso schnell verließ wie es kam. So sehr hatten wir gehofft es klappt noch einmal. Und so sehr freuten wir uns nun auf das was kommt.
Der Schwangerschaftstest vor einer Woche zeigt 2 dicke Striche an.
Heute war der Termin beim Arzt und ich sitze im Wartezimmer und hoffe das alles gut geht.
Während ich wartete dachte ich an Theo und mich.
Wir waren seit 2 Jahren ein Paar und liebten es frei zu sein. Reisen, Konzerte besuchen und am Wochenende in den Tag leben. Eigentlich wollte er nie Kinder und durch eine hormonelle Störung sollte es mir auch gar nicht ohne Hilfe gelingen je schwanger zu werden.
Doch dann war ich es plötzlich doch. Ein kleines Wunder sollte in mir heran wachsen. Und obwohl Kinder nie ein Thema für uns waren, freuten wir uns sehr auf den kleinen Wurm.
Leider zog das Wunder 6 Wochen später weiter und hinterließ eine Lücke. Der Wunsch einer Familie war in mir geweckt und auch Theo ging es ähnlich. Also probierten wir es einfach weiter bis zum heutigen Tag.

"Frau Strohmann bitte!"
Die Stimme meiner Frauenärztin riss mich aus meinen Gedanken. Mit einem Kribbeln im Magen ging ich in den Behandlungsraum.

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II.

Eine Stunde später verlasse ich die Praxis und versuche Theo anzurufen.
Er geht nicht an sein Handy. Da ich auf Arbeit muss und nicht erst nach Hause fahren kann, schreibe ich ihm eine Nachricht.

Hallo Schatz oder sollte ich lieber Papa sagen?! 😍
Es ist amtlich, wir bekommen ein Baby. Laut der Ärztin bin ich bereits in der 12. Woche und der Entbindungstermin ist im April. Schatz ich bin so glücklich und freue mich so auf unseren Wurm. Ich bin jetzt erstmal auf Arbeit, aber heute Abend feiern wir das Wunder.
Ich liebe dich mehr als Worte beschreiben können.

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III.

Meine Nachricht an Theo ist 6 Stunden her. Bis jetzt hat er sich nicht gemeldet und ich mache mir langsam sorgen.
Ich fahre so schnell es geht nach Hause. Hoffentlich geht es Theo gut. Mein Kopf sagt mir er bereitet einfach nur eine Überraschung für uns vor. Mein Bauchgefühl sagt mir aber etwas anderes.

Ich drehe den Schlüssel und rufe direkt nach ihm. Keine Reaktion, kein Theo.
Seine Jacke fehlt am Kleiderständer, seine Schuhe stehen nicht da. Ich bemerke, dass unser großer Reisekoffer fehlt. Die Hälfte des Kleiderschrankes ist leer. Alle seine Sachen sind weg. Auch im Bad steht nichts mehr von ihm. Keine Zahnbürste, kein Rasierschaum, kein Aftershave.
Mir wird schlecht und schwindelig. Ich merke wie mir heiße Tränen übers Gesicht laufen. Und dann entdecke ich ihn, den Brief der mein ganzes Leben verändern soll.

Hannah, ich kann das nicht.
Du weißt ich wollte nie Kinder und ich muss dir nun ehrlich sagen, dass ich auch jetzt keine will. Ich will meine Freiheit genießen ohne Babygeschrei, will reisen ohne dabei Windeln zu wechseln und vor allem will ich nicht die Verantwortung für jemanden außer mir selbst übernehmen.
Mein Cousin fragte mich vor einigen Tagen ob ich Lust habe mit ihm nach Mexico zu gehen und mein Flug ging heute Mittag.
Ich wünsche dir, dass du dieses Baby behältst und wenn nicht, dass du jemanden findest der mit dir ein neues macht.

Theo

Ich lege den Brief zur Seite und genau in diesem Moment merke ich, wie etwas Wichtiges in mir zerbricht.

ElefantenohrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt