Träume

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             I.       

Ich renne. Renne immer weiter. Hinter mir eine dunkle Wand aus Blitzen und Donner. Ich renne schneller doch die Wand kommt näher und näher. Vor mir plötzlich ein Abgrund, tief und schwarz. Die Wand immer näher und bedrohlicher. Ich spüre ihren Sog. Unter mir bröckelt der Boden. Große Teile brechen ab. Ich versuche von Stück zu Stück zu springen um nicht in die Tiefe gerissen zu werden.
Plötzlich erscheint eine Hand. Ich greife sie und merke wie sie mich zu sich zieht. Tief blaue Augen sehen mich an.

Ich schrecke aus den Schlaf hoch.

Seit Theo mich sitzen gelassen hat, habe ich diesen Alptraum immer und immer wieder. Naja nicht genau diesen, denn seit 6 Tagen scheint mich im Traum jemand zu retten.
Vor 6 Tagen habe ich auch Patrick getroffen und ich frage mich ob er meine Rettung sein soll. Aber eine Rettung vor was?
Ich schüttle den Gedanken von mir und versuche weiter zu schlafen.

II.

Morgen ist es soweit. Mein Baby feiert seinen Geburstag. Da sein kleiner bester Freund erst am Wochenende zum feiern kommt, werden Marvin und ich uns gemeinsam einen schönen Tag zu zweit machen.
Ich will ihm noch einen großen Kuchen backen und seine Geschenke einpacken.
Bevor ich die Zutaten für den Kuchen zusammen suche, schaue ich auf mein Handy.
Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.

"Hallo Hannah, hier ist Patrick. Sorry, dass ich dir einfach schreibe, aber an deine Nummer zu kommen war gar nicht so einfach :-D . Ich hoffe, es ist ok. Würde mich freuen von dir zu hören. MPK"

Patrick hat meine Nummer?! Aber wie? Ich bin sehr verwirrt aber antworte ihm.

"Ähhh Hey Mister Kelly. Wie bist du an meine Nummer gekommen? Aber ich freue mich, von dir zu hören. H."

Mein Herz klopft. Er hat nach mir gesucht? Aber warum? Ich meine wir hatten zusammen einen schönen Tag und ich muss ja zugeben, dass ich mich über mich selbst geärgert habe, ihm meine Nummer nicht gegeben zu haben. Aber warum hätte er auch Kontakt halten wollen mit mir? Frau, Anfang 30 und alleinerziehend?
Während ich so darüber nachdenke, versuche ich die Zutaten für Marvins Kuchen zusammen zu mischen.
Mein Handy klingelt und auf dem Display sehe ich Patricks Nummer. Mit zittrigen Fingern gehe ich ran

H: "Äh ja Hallo?"

P: "Hey junge Frau, ich bin es Paddy. Ich dachte ich ruf einfach an."

Ich höre sein Lächeln in der Stimne.

H:"Oh man, du hast mich grad echt überrascht. Also ich freue mich echt von dir zu hören, aber wie bist du zu meiner Nummer gekommen?!"

P: "Well, ihr 2 wart so schnell weg und als ich an meinem Auto war, fiel mir auf, dass ich dich nicht nach deiner Nummer gefragt habe. Glaub mir, ich hätte mich dafür in den Hintern beißen können! Tja und dann hab ich überlegt. Du hattest ja noch mit einer deiner Kundinnen telefoniert und dabei deinen Nachnamen genannt, aber er fiel mir ewig nicht wieder ein. Und jetzt bitte nicht lachen, aber letzte Nacht hatte ich ihn im Traum plötzlich wieder im Kopf und Google spuckte mir dann heute Vormittag deine Nummer aus."

Ein herzliches Lachen ist zu hören. Mein Herz klopft immer wilder.

H:" Wow, da hast du ja quasi Sherlock Holmes gespielt."

P:" Yeah, a Little bit. Ähhhm also was macht ihr denn gerade?"

H:" Marvin schläft und ich bin dabei Kuchen zu backen. Er hat morgen Geburtstag und ich muss noch ein bisschen was für ihn vorbereiten."

P:" Oh cool. Das heißt der kleine Mann feiert morgen ordentlich Party?"

H:"Neee, erst am Wochenende wenn sein kleiner Freund und meine besten Freunde Zeit haben. Morgen machen er und ich uns einen schönen Tag zu zweit."

P:"Oh keine Oma und Opa oder Tanten und Onkels die seinen großen Tag noch mit feiern?"

Patrick klingt verwirrt. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass es für jemanden der aus einer Großfamilie kommt, wirklich seltsam klingt, dass ein Kindergeburtstag so klein gefeiert wird.

H:"Nö. Keine Familie. Nur er und ich. Wie immer."

P:"Also das geht doch nicht. Zum Geburtstag braucht man doch Gäste. Dann komme ich vorbei, wenn das für dich ok ist und wir feiern Marvin gemeinsam!"

Ähhh bitte was? Er will hier her. Hier in unser 70 qm großes Universum. Doch ehe ich überhaupt darüber nachdenken kann, höre ich mich selbst nur noch sagen:

"Ja klar gerne doch."

P: "Super. Ich kann euch ja auch nicht alleine den ganzen Kuchen essen lassen. Nicht das ihr noch einen Zuckerschock bekommt."

Er lacht herzlich und ich sehe seinen strahlenden Augen förmlich vor mir.

Wir machen aus, dass ich ihm meine Adresse dann noch zu sende und er Morgen Nachmittag vorbei kommt.
Nach dem wir uns verabschiedet haben, merke ich wie mein Körper vor Aufregung zittert. Er will uns besuchen. Er hat nach mir gesucht!
Das ist irgendwie nicht begreiflich für mich.
Gedankenverloren greife ich in den Schrank und nehme die Dose Zucker raus. Immerhin will ich ja einen tollen Kuchen backen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 20, 2017 ⏰

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