Erschrocken drehte ich mich zu Saiko um.
Wie lange stehe ich schon so? Vermutlich lange genug, dass sich andere darüber Gedanken machen.
,,Nein nein. Alles OK ich hab mir nur den Raum angesehen." ,,Na wenn das so ist...", mit hoch gezogenen Augenbrauen schloss er die Tür hinter mir und da stand ich nun.
Langsam und gemütlich lief ich zu der Kommode und ließ meine Hand darüber streifen während ich den Eimer begutachtete. Ich ließ die Decke nach unten fallen und machte den Lappen nass. Nachdem ich mich gewaschen hatte, betrachtete ich mein Knie. Es sah nicht so schlimm aus, jedoch war es dreckig. Also tauchte ich den Lappen erneut in das Wasser um die Wunde zu reinigen. Als ich fertig war, nahm ich das Nachthemd und zog es an. Als ich wieder in Richtung der Tür lief, sah ich mich im Spiegel und hielt inne. Ich konnte mich vom Kopf bis zu meiner Hüfte sehen und bemerkte, dass ich schrecklich aussah.
Meine langen, dunkelbraunen Haare hingen zerzaust an mir herab. Sie endeten kurz vor meiner Hüfte und waren normalerweise glatt. Meine lange, dünne Gestalt sah recht traurig in dem Spiegel aus und mein Augenmakeup für mein linkes Auge war verblasst.Oh Gott...Was ist mit meinen Augen los?!
Meine Pupille war trüb und ich sah aus, als wäre ich blind-also fast. Das muss wohl von diesem grellen Licht kommen, das von Erebo...
Die Leute dachten das manchmal auch so, wenn sie mich das erste mal sahen. Durch meine fast unnatürlich hellblauen Augen. Und nun war es noch schlimmer. Manchmal hasste ich mich auch so schon dafür. Es gab eine Zeit in meinem Leben als alles noch normal war. Ich versteckte nichts. Schämte mich nicht. Und ich hatte Augen, für die mich niemand als Freak abstempelte.
Auch mein normalerweise mit Haarspray fixierter Pony über meinem linken Auge war ausgewaschen vom Regen. Doch ich deckte mein Auge auch ohne Makeup oder Haarspray ab. Darin habe ich jetzt immerhin schon Jahrelange Übung. Mein linkes Auge funkelte, war jedoch getrübt und war etwas unnatürlich Hell. Noch heller, als das andere.
Doch das war mir jetzt egal. Jetzt wo alles anders war, konnte ich auch gleich ganz von forn anfangen. Ich ging zur Tür und als ich sie aufmachte, erschrak ich kurz. Die Frau stand vor mir.
Hat sie die ganze Zeit hier gestanden?
,,W...wie lange stehst du schon hier?"
,,Etwa 5 Minuten.", antwortete sie selbstverständlich und ich stellte es einfach nicht in Frage. ,,Es muss alles furchtbar anstrengend und zehrend gewesen sein nehme ich an", ihre weiche Stimme war angenehm. Wie vorhin schon. Sie war so ruhig. So...ausgeglichen mir gegenüber.
Sie begleitete mich die Treppe hinunter in die Küche. Es duftete herrlich nach Suppe und warmem Brot, was mich zufrieden lächeln ließ. Doch diese ganze Gastfreundschaft war mir unangenehm.
Ich setzte mich auf einen Stuhl und sie stellte mir einen Teller Suppe mit einem Brötchen vor die Nase. ,,Hier, iss erstmal. Du siehst hungrig aus. Saiko müsste auch gleich hier sein." Und als hätte man ihn gerufen, stand er auch schon im Türrahmen. Heleisya gab auch ihm etwas zu essen und nahm sich selbst auch etwas. Nach einigen Minuten, in denen wir still da saßen und unsere Suppen schlürften, brach Heleisya die Stille und begann zu fragen: ,,Wie kommt es dazu, dass Saiko dich mitgebracht hat?" Ich sah zu ihr auf und sie sah mich mit leicht wehmütigem Blick an. ,,Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich kann dir zwar antworten, weiß aber nicht was alles wahr ist, oder wie alles miteinander zusammenhängt" Sie sah mich fordernd an und nachdem ich tief durchgeatmet hatte, fing ich an alles zu erzählen. Zuerst das mit dem Mann...und was er sagte, konnte sie mir übersetzen. Es schockiere mich. ,,Ich meine mich zu erinnern, dass er etwas sagte was so klang wie..kis rah e...", sie unterbrach mich schnell. ,,Es bedeutet, bitte hilf mir." ,,Was meinte er damit?" ,,Seine Aufgabe als Mitglied dieses Klans ist es, seinen Auftrag in der Welt zu erfüllen, der ihm aufgetragen wird. Und ich denke, dass er auch nicht unbedingt im Gefängnis sitzen wollte. Auch wenn ihn weitaus schlimmeres erwartet wenn er gefasst wird. Ihre Anführerin wird ihn befreien...doch das bedeutet nichts gutes. Diese Menschen wurden alle nie wieder gesehen" Verängstigt schaute ich die beiden abwechselnd an. ,,Man Heleisya. Verstör sie doch nicht noch mehr", fuhr Saiko die Frau an.
,,Naja jedenfalls", fuhr Heleisya fort, ,,sie versuchen die Geschichte eurer Welt zu verändern" Sie senkte nachdenklich den Kopf und ich aß meine Suppe weiter. Doch es plagte mich. Und mit leiser, fast weinerlicher Stimme fragte ich: ,,Gibt es denn eine Möglichkeit wieder zurückzukommen...also...zurück in meine Welt...?" Sie zog die Augenbrauen hoch und holte tief Luft. ,,Die die in meine Welt kommen, haben es ja immerhin auch geschafft.", hing ich an.
,,So einfach ist das nicht. Nemesys ist die mächtigste Magierin dieser Welt, die sich dem Bösen widmet. Sie ist in der Lage, Portale zu erschaffen." ,,Und wenn ich zu ihr gehe um sie zu bitten mich zurückzuschicken?" Unterbrach ich sie hastig. Doch ich bekam nur ein Lachen zurück. ,,Das einzige was sie für dich tut, ist dich zu töten Scarlet. Vergiss es." Dann unterbrach Saiko den Dialog ,,Und was ist mit der Sage vom Hectawald?" Heleisya hielt in ihrer Bewegung inne und blickte ihn geistesabwesend an. Ihre Augen schweiften zur Tür und wieder zurück. Saiko schien ihre Geste zu verstehen. Er ging ins Wohnzimmer und kramte in dem Bücherregal. Er kam wieder mit einem dicken Buch welches er auf den Tisch legte. Dieser Wackelte und knarzte unter der Last. Auf dem braunen Einband stand eine schnörkelige, schwarze Schrift, die ich nicht entschlüsseln konnte.
Heleisya schlug das Buch auf und blätterte darin herum. Immer wieder sah ich Bilder von komischen Gestalten, Landschaften und Szenarien. Bis sie auf einer Seite inne hielt. Ein langer Text, den ich nicht entziffern konnte, bedeckte die erste Seite. Auf der Anderen waren Bilder. Eines von einer komischen Gestalt. Sie stand auf 2 Beinen und der lange Hals hing nach vorn bis zum Bauch. Die Klauen hingen schlaff nach unten zu den Knien und trotz der nach vorne gebeugten Haltung, stand es recht Aufrecht und die Haut der Kreatur war grün und gelb gefleckt, doch der Übergang der Farben war fließend, die schwarzen Augen ließen es tot aussehen. Auf dem anderen Bild war ein helles Licht mitten in einem Wald. Grüne und gelbe Schleier zogen sich wie ein Ölfilm kreisförmig herum. Kreaturen wie auf dem Bild darüber standen davor. Unter den Bildern waren Beschreibungen, die ich wieder nicht lesen konnte. Dann fing Heleisya, nachdem sie schwer Luft holte an vorzulesen.
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Scarlet
De TodoScarlet Brown ist am späten Abend auf dem Heimweg und hatte es doch tatsächlich geschafft sich in ihrem eigenen Dorf zu verlaufen. Zu allem Überfluss sind da diese Geräusche...das grelle Licht...und Saiko...in dieser Welt ist einfach alles anders...