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Überall schwarz. Das Einzige was ich gerade spüre ist das Gefühl umhergeworfen zu werden, wie auf einem Floß im Meer, bei Sturm. Ich versuche zu entkommen, aber es funktioniert nicht. Nach einer ewig langen Zeit gebe ich es auf und lasse mich treiben. Ich werde geschleudert und ich bereue bereits meine Entscheidung, aber plötzlich erscheint über mir ein Licht. Höchstens so groß wie ein Glühwürmchen. Ich kämpfe mich nach oben und tatsächlich kann ich für einen Moment auftauchen und Luft holen, bevor eine neue Welle mich nach unten drückt. Eine Welle an Erinnerungen. Wie mein Freund mit diesem Flittchen im Bett liegt und mich frech angrinst. Tatsächlich besitzt er dann auch noch die Dreistigkeit auf den Platz neben sich zu klopfen. Angeekelt drehe ich mich weg und spüre wie ich auf der Scheibe des Autos lande. Doch dieses mal ist die Zeit angehalten und ich kann mir alles genau anschauen. Das Auto sieht noch recht neu aus, aber nicht zu teuer. Am Steuer sitzt ein junger, verdammt gut aussehender Typ. Blonde verwuschelte Haare, erschrockene, gruselig weit aufgerissene grüne Augen und den Mund vor Schreck ebenfalls weit aufgerissen. Irgendwie erinnert er mich an jemanden... er ist vielleicht 8 Jahre älter als ich, das heißt so ca 30 Jahre alt. Ich schaue ihn mir genau an und bin schon fast dabei mich in seine Aussehen zu verlieben, da er meiner Meinung nach wirklich verdammt gut aussieht,  als mein Kopf auf dem Boden aufkommt und ich einen Köpper ins schwarze Nichts mache. Plötzlich wird das Wasser ruhig und ich kann auftauchen und schon fast dem Meer der Bewusstlosigkeit entkommen, aber irgendwas hält mich zurück. Vielleicht das wohlige Gefühl, das die Schwärze seltsamerweise mit sich bringt, irgendwie falsch, aber warm. Auf einmal ertönt von über mir eine Stimme. Besser gesagt ein Schluchzen. Der Geruch um mich herum ändert sich von eklig chlorig und steril zu einem Parfüm mit der Geruchsrichtung Blumenwiese. Das ist der Geruch meiner Besten Freundin. Auch das Schluchzen passt zu ihr. Als es nach einer gewissen Ewigkeit nicht endet, kommt noch eine Stimme dazu. Ich kenne die Stimme nicht und kann auch nicht verstehen, was sie sagt, aber sie riecht nach Gummihandschuhen und Desinfektionsmittel. Nachdem diese Stimme und der Geruch weg sind, ist auch meine Freundin nicht mehr da. Nach einer viel kürzeren Zeit kommt eine dritte Person an mich heran. Bei dieser Person verstehe ich auch, was sie sagt. ,,Hallo - ähm - Juni. Es ist echt seltsam mit dir zu reden. Ich weiß nicht ob du mich hörst, aber ich hoffe mal, dass du es tust. Du hattest einen krassen Autounfall. Der Fahrer ist 20 km/h zu schnell gefahren und konnte nicht bremsen. Der Typ hat nur ein paar Prellungen, eine Kopfverletzung  und ein gebrochenes Bein. Du dagegen hast ein bisschen mehr. Du hast, glaube ich, eine starke Gehirnerschütterung, irgendwas an der Wirbelsäule, einige Quetschungen und Prellungen und noch was mehr. Ich muss sagen, dass der Fahrer ein ziemliches Arschloch sein muss. Oh Verzeihung, Juni, ich habe völlig vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Wincent und ich habe mir zur Aufgabe gemacht , ich sag mal... auf dich aufzupassen. Ich weiß von einer netten und plauderfreudigen Krankenschwester, dass du bis auf deine beste Freundin keine Familie mehr hast. Das tut mir sehr Leid! Deine Freundin war übrigens schon hier. Sie hat aber so geweint, dass sie ins Café geschickt wurde. Wenn die Ärzte dich aus dem künstlichen Koma holen, musst du dich um sie kümmern.", er schweigt, ,,Ich muss jetzt wieder los. Halt mich bitte nicht für beknackt, denn ich habe meine Gründe. Vielleicht komme ich morgen wieder. Auf jeden Fall bald!" Seine Stimme verschwindet, aber sein Geruch bleibt noch kurz. Er riecht wundervoll. Vielleicht etwas verschwitzt , aber trotzdem gut. Er ist zwar weg und ich bin wieder alleine in dem Meer aus Gefühlen, aber das Meer ist ruhig. Doch plötzlich zieht mich etwas hinter sich her und ich bekomme keine Luft mehr. Auch wenn ich bisher nicht geatmet habe, spüre ich das jetzt. Zu diesem seltsam ekelhaften Gefühl kommt wieder dieses Piepen hinzu. Kurz wird es ruhig und dann tosend laut, wie in einem Sturm und genauso werde ich auch herumgeworfen. Wie auf einem Schiff im Sturm. Auf einmal umhüllt mich wieder die komplette Schwärze. Ich kann an nichts denken und schwebe nur im Nichts...

~ 717 Wörter

Koma ~ Wincent Weiss (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt