~Epilog~

1.5K 72 12
                                    

Langsam schlendere ich durch die Straßen, die Hände in den Hosentaschen, ständig irgendwas am summen um ein neues Lied zu entwickeln, aber alle meine Gedanken sind bei Juni. Wird sie je wieder gesund? Kann sie sich an mich erinnern? Ich versuche immer wieder meine Gedanken nach vorne zu richten und nicht an sie zu denken, aber es klappt einfach nicht. Genervt kicke ich einen Stein vor mir her, bis er durch ein Loch in einen Gulli fällt. Plötzlich winkt jemand auf der anderen Seite der Straße. Ich laufe weiter, da es nicht an mich gerichtet ist. Hoffe ich... ,,Wincent, warte! Bitte", ruft das Mädchen und ich bleibe stehen. Es war doch an mich gerichtet. Ich drehe mich um und sehe, dass das Mädel auf einen Zebrastreifen zuhumpelt. Sie hat eine Krücke in der Hand und sieht sehr aufgeregt aus. Scheinbar ein Fan, also laufe ich zum Zebrastreifen zurück, da ich ja kein Arschloch sein will. Sobald die Autos stehen humpelt sie los und ich komme ihr entgegen um zu helfen. Wieder auf meiner Seite der Straße bleiben wir stehen. Ich schaue sie nicht an, sondern warte nur auf die Frage nach einem Autogramm oder Foto. ,,Ich erinnere mich", flüstert sie und ich schaue sie endlich richtig an. ,,Juni", stoße ich erschrocken aus. ,,Wincent", sagt sie lächelnd. Ich ziehe sie vorsichtig in meine Arme, damit ich ihr nicht weh tue und sie tut es mir gleich. Nach dieser vorsichtigen Umarmung blickt sie mich fest an. ,,Sag mir eins", beginnt sie, ,,Warum hast du mich besucht, obwohl du mich nicht kanntest?" Ich senke meinen Blick. Nach kurzem Überlegen antworte ich ihr. ,,Wie du sicherlich weißt, war Tomy Rafiss der Fahrer des Wagens, der dich angefahren hat." Sie nickt. ,,Er war mal ein guter Freund von mir und hat mich gebeten nach dir zu schauen, da es ihm selbstverständlich verboten war. Nachdem ich dich da gesehen habe, schwach und zerbrechlich, wusste ich, dass ich dich 'beschützen' muss. Dann bin ich halt öfter gekommen und du warst so... so unbeschreiblich. Du hast mir immer zugehört, dir meine Sorgen angehört, obwohl du in einer komplett anderen Lage warst. Du hast mir Ruhe gegeben. Ach man, ich rede hier totale Scheiße, tut mir leid. Ich muss jetzt weiter, Tschüss" Ich drehe mich schnell um und laufe noch schneller los. Nach ein paar Metern greift eine Hand nach meinem Arm und dreht mich ruckartig um. Vor mir steht Juni. Sie lächelt mich an. ,,Dieses mal möchte ich mich aber auch verabschieden können" Erwartungsvoll schaue ich sie an. Keine Reaktion. Doch dann spricht sie weiter. ,,Aber ich möchte mich noch nicht verabschieden" Sie zieht mich an den Schultern zu sich runter und nimmt mich feste in den Arm. Sanft streiche ich ihr über den Rücken, da es mir ja irgendwie genau so geht. Als sie sich von  mir löst, bleibe ich trotzdem auf ihrer Höhe und schaue ihr tief in die Augen. Bei meinem nächsten Schritt zittern meine Hände. Denn ich nehme vorsichtig ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger meiner rechten Hand und ziehe ihr Gesicht näher zu meinem. Tatsächlich zieht sie nicht zurück, sondern schließt die Augen, als ich dann endlich meine Lippen auf ihre lege. Glücklich lächelt sie mich an, als ich mich schließlich löse. ,,Ist es zu früh zu sagen, dass ich dich liebe?", haucht sie. Es ist so leise, dass nur ich es hören kann. Statt ihr zu antworten, drücke ich erneut meine Lippen auf ihre und sie erwidert sofort. Nein Juni, ist es nicht, denn ich liebe dich auch!

~ 588 Wörter

Koma ~ Wincent Weiss (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt