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,,... alleine" Irgendwas zieht mich aus dieser wundervollen Ruhe in das mies gelaunte Meer. Ich rieche etwas. Nämlich den Geruch von diesem Wincent. Im gleichen Moment erklingt seine Stimme. ,,Hey Juni. Wie geht's dir? Ich hoffe mal besser. Mitten in der Nacht hast du einen Schwächeanfall bekommen und die Ärzte haben hier richtig Panik gemacht, darum durfte ich vorher nicht zu dir. Tut mir Leid! Ach, ich wünschte du würdest mir antworten. Was musst du nur von mir halten. Irgendein Typ den du nicht kennst redet dich voll. Sorry, wirklich! Das mag krank klingen, aber ich würde mal gerne die Stimme zu deinem Gesicht hören" Wenn er wüsste wie es mir geht. Mir geht es komplett anders rum. ,,Der Arzt meinte gerade Du bräuchtest, obwohl du im Koma bist, etwas Ruhe. Bin bald wieder da, ja? Bitte werd wieder gesund." Ich höre wie seine Stimme verschwindet. Er spricht zwar leise, aber ich verstehe trotzdem noch, was er flüstert. ,,Es tut mir so Leid. Es ist meine Schuld" Ich verstehe nicht was er meint, kann aber auch nicht weiter darüber nachdenken, da ich wieder runter gerissen werde und ich gegen einen weiteren Anfall kämpfe. Tatsächlich gewinne ich, werde aber trotzdem rum geworfen, sodass mir, wenn es in dieser Welt denn ginge, schlecht wird. Als ich so durch die Gegend fliege, wünsche ich mir, dass Wincent wieder kommt, denn irgendwie bringt er Ruhe in diese verdammte Welt. Irgendwann falle ich auf eine große Wiese. Das Gras ist saftig grün und überall sind bunte wunderschöne Blumen. Ich versuche loszulaufen, aber mit einem Mal verändert sich diese wunderschöne Landschaft und der Geruch riecht künstlich. Die Erde bröckelt, bekommt Risse und plötzlich fällt die ganze Wiese... runter, ins Nichts - und ich falle mit. Ich versuche hochzuspringen, aber stattdessen werde ich noch mehr runter gezogen. Landen tue ich auf der Asphaltstraße, aber dieses mal blicke ich von oben auf die Situation. Alles läuft langsamer ab. Mein Blick wandert auf mich, wie ich bewusstlos und in einer immer größer werdenden Blutlache auf dem Boden liege. Schnell wende ich meine Augen ab und schaue mir die Umgebung an. Der Fahrer versucht mir auszuweichen und knallt voll gegen die Ampel und fällt fast durch die Scheibe, wären da nicht die Anschnallgurte. Er ist nicht bewusstlos, denn er klettert aus dem Auto und humpelt zu mir. Von etwas weiter weg kommt eine Frau angerannt und zückt ein Handy. Im ersten Moment denke ich, dass sie Fotos machen will, aber dann sehe ich, dass ich ihr Unrecht getan habe und sie telefoniert, vermutlich um die Polizei oder einen Krankenwagen zu alamieren. Währenddessen fühlt dieser Fahrer meinen Puls und atmet kurz erleichtert aus,  da mein Herz noch schlägt. Nachdem er mich irgendwie auf die Seite gedreht hat, taumelt er auch etwas und er wird für vielleicht eine Minute bewusstlos. Geschieht ihm Recht! Laut Wincent ist der Kerl 20 km/h zu schnell gefahren und das ist schon eine ganze Menge. Ich balle meine Hände zu Fäusten und wenn ich könnte, würde ich mich jetzt auf den Kerl stürzen, aber als ich es versuchen will, spüre ich brutale Schmerzen und plötzlich fällt ein Blütenblatt auf meine nun für sie geöffnete Hand. Sobald es meine Hand berührt, werde ich nach hinten geworfen und lande in dem Meer. Für einen Moment fühle ich mich nahezu erleichtert, da ich mir nicht mehr diesen Anblick geben muss. Stattdessen rieche ich jetzt wieder die künstliche Blumenwiese und das Meer erschüttert. ,,Ach Juni, was machst du nur", ertönt auf einmal eine verzerrte Stimme, ,,Ich vermiss dich so sehr. Falls du mich hörst, davon bin ich fest überzeugt, dann muss ich dir sagen... Bitte verreck nicht, du schuldest mir noch was!" Ganz klar Thea, meine beste Freundin. Sie wird von einem Schluchzen unterbrochen. ,,Bitte komm zurück, du kannst mich doch nicht mit all den Idioten allein lassen. Ach du je, ist es schon spät. Ich komme heute noch mal, versprochen! Ich muss nämlich noch ein paar Sachen von dir vorbei bringen. Hab dich lieb" Mit diesen Worten verabschiedet sie sich. Es ist halt Thea. Kurz angebunden und versucht Gefühle zu verdecken. Das Meer schlägt nur kleine Wellen, aber ich tauche freiwillig unter und lasse mich von dem Strom mitziehen, da mich gerade all das total fertig macht und ich einfach erschöpft bin.

~ 713 Wörter

Koma ~ Wincent Weiss (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt