Kapitel 9

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„Wer ist das?" Nach einem langen Schweigen unterbrach Maila die Stille und sah sich die weihaarige Frau genau an.

„Wer ist das kleine Mädchen?" Veronica klang bedrohlich und wenn Blicke töten konnten, dann wäre die Gelbäugige schon tot.

Die Vampire wussten nicht wirklich, was sie darauf antworten sollten, doch fasste Laito sich und kam zu Wort. „Wir haben sie gefunden. Und da sie keine Eltern mehr hat, wird sie hier leben. Außerdem werde ich mich um sie kümmern~"

„Ich denke nicht, dass Euer Vater das erlauben wird..."

„Das ist mir egal. Ich will sie behalten und Punkt. Und jetzt musst du uns entschuldigen." Mit Maila im Arm ging der Hutträger an der Rotäugigen vorbei. Währenddessen roch das kleine Mädchen kurz in der Luft, ehe sie Veronica leicht anknurrte.

„Pass lieber auf, du Flohbestie... Ich werde dich und deines Gleichen im Auge behalten." Aus dem Augenwinkel schaute die Vampirin zu der Kleineren.

Leichte Verwirrung konnte man in den Gesichtern der Prinzen erkennen, ehe sie dann nach kurzer Zeit ihrem grünäugigen Bruder folgten, verließen sie durch einen Durchgang das Handelskontor direkt in einen Gang des Palastes.

Misstrauisch blickte Veronica den Jungs und dem kleinen Mädchen hinterher. „Dich werde ich früher oder später auch noch bekommen, Wölfchen..."

***

„Nein, Laito, wir können sie nicht hier lassen. Wie oft noch?"

„Aber..."

„Kein 'Aber'... Sie gehört nicht hierher. Wir werden sie wieder dorthin bringen, wo wir sie gefunden haben, sobald wir den Schlüssel besitzen." Das waren wohl Rukis letzte Worte zu diesem Thema, woraufhin Laito nur schmollte.

„Also... nachdem das hier geklärt ist... Weiß jemand, wo genau Karl Heinz nun ist?"

„Hm... er müsste entweder im Thronsaal sein oder in seinem Zimmer. Nur wie wollen wir ihm den Schlüssel entwenden, wenn er ihn um den Hals trägt?" Reiji schob seine Brille hoch und sah zu Ruki, welcher nachdachte.

„Das wird wohl die größte Hürde werden... Sollte er wissen, dass dieser Schlüssel wertvoll ist, dann wird er ihn nicht irgendwo liegen lassen oder er beauftragt Wachen, den Schlüssel zu schützen."

„Wir sollten vielleicht trotzdem mal nachschauen gehen. Wir können ja auch Glück haben." Der Versuch von Kou optimistisch zu bleiben, bewirkte zwar keine Wunder, aber seine Brüder stimmten ihm zu und somit machten sie sich auf die Suche nach ihrem Vater. Laito sollte mit Maila in sein Zimmer gehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, was er auch tat.

Er kam mit ihr an und setzte sie dann auf sein Bett.

„Wie groß..." Maila schaute sich im Zimmer um und staunte nicht schlecht. Wie es aussah, war sie solche Zimmer nicht gewohnt.

„Du hast dann wohl noch nie so einen Raum gesehen, wenn du den schon für groß hältst~" Ein leichtes Kichern entfuhr dem Hutträger.

Sie sah ihn an. „Kann ich euch helfen, diesen Schlüssel zu finden?"

„Huh? Du willst uns helfen? Wieso?" Verwirrt musterte der Ältere das kleine Mädchen.

„Vielleicht bin ich ja eine gute Hilfe. Und ich bin gut darin, Sachen zu suchen, die verloren gegangen sind."

„Hm... ich weiß nicht so recht..."

„Bitte..." Sie sah ihn mit ihren großen gelben Augen an und zog einen Schmollmund.

„Na gut~ Du hast mich überzeugt~ Du siehst so aus wie ein kleiner Welpe, wenn du das machst~"

Ein Grinsen huschte über die Lippen Mailas, ehe sie aufstand, Laitos Hand nahm und mit ihm das Zimmer verließ.

„Hey, wo willst du denn hin?" Leicht stolpernd wurde der Hutträger von der Jüngeren mitgezogen, welche zielgerichtet in den Westflügel des Palastes lief, auch wenn sie nicht wusste, dass dies der Westflügel war, aber das hielt sie trotzdem nicht davon ab, weiterzulaufen. Hin und wieder sah sie sich etwas um, bis sie dann irgendwann mit Laito vor einer Tür stehen blieb.

„Da können wir nicht rein. Das ist das Zimmer von Karl Heinz und bestimmt ist er darin."

„Nein, ist er nicht..."

„Woher weißt du das?" Mal wieder kam ein verwirrter Blick von Laito.

„Niemand ist darin... Es stinkt nicht nach Vampir..." Maila sah ihn ganz unschuldig an.

„Was?"

„Nichts..." Schnell zog die Kleine an der Türklinke, an der sie geradeso herankam, und trat ein, gefolgt vom Hutträger.

„Hier ist ja wirklich niemand..." Überrascht sah sich Laito um, ehe er die Jüngere musterte, schloss aber davor noch die Tür, damit sie niemand dabei erwischte, im Zimmer des Königs herumzustöbern.

„Sag' ich doch!" Sie ging zu dem einen Tisch, welcher in der Mitte des Raumes stand und an den Seiten von ein paar Kerzenständern beleuchtet wurde. In dem Zimmer standen auch einige Bücherregale und Vitrinen, vor denen aber immer ein Schloss hang. Fenster gab es nur eins, welches dafür aber sehr groß und breit war.

„So sieht es also in einem Zimmer von einem Falschspieler aus... Gut zu wissen." Wenn auch nur leicht, sah sich der Grünäugige interessiert an dem Tisch seines Vaters um. „Bist du sicher, dass hier der Schlüssel ist?"

„Niemand würde den ganzen Tag einen wertvollen Gegenstand mit sich herumtragen, da man dadurch schnell paranoid wird. Darum hat er ihn hier bestimmt irgendwo eingeschlossen oder versteckt."

„Und wie wollen wir ihn finden? Karl Heinz ist gerissen... Bestimmt ist es unmöglich, den Schlüssel zu finden, zumindest, bevor Karl Heinz uns nicht auf die Schliche kommt."

„Hm..." Langsam ging das kleine Mädchen zu einem der Bücherregale und hielt ihr eines Ohr daran, ehe sie etwas an den Büchern klopfte.

„Äh... was wird das, wenn es fertig ist, Kleine?"

„Da hinter muss ein Hohlraum sein..."

„Aber woher...?" Doch weiter kam der Vampir nicht, denn Maila hatte schon an einem der Bücher gezogen, welches einen kleinen, rechteckigen Spalt öffnete, in dem eine schwarze, mit Gold verzierte Truhe stand.

„Tada~!" Stolz nahm sie die kleine Schatulle heraus und überreichte sie Laito.

„Du bist wirklich Gold wert~" Der Hutträger öffnete nun die Truhe. Er war besonders vorsichtig, da an der Schatulle weder ein Schloss noch irgendetwas anderes Verdächtiges angebracht war. „Endlich haben wir den Schlüssel~!"

„Ich habe gerne geholfen." Maila lächelte ihn an, was Laito auch erwiderte.

„Dann lass uns schnell wieder gehen." Der Ältere nahm den Schlüssel und versteckte ihn zur Sicherheit unter seinen Hut, ehe er die Truhe zurückstellte und sich der Spalt somit wieder schloss. Er nahm die Hand der Weißhaarigen und wollte mit ihr gehen, doch da wurde die Türklinke auch schon von außen herunter gedrückt und die Tür geöffnet.



Verbrüdert mit dem Feind [Diabolik Lovers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt