Kapitel 1 -Nicht mal anklopfen kannst du

260 12 2
                                    

Völlig müde und erschöpft schmeiße ich mich auf mein Bett im Waisenhaus. Heute bin ich wieder hierher gekommen, da mich ein Pärchen abgegeben hat. Sie meinen ich sei zu nichts nützlich und einfach nur eine Last. Solche Aussagen verletzen mich jedes mal aufs neue. Wie kann man so was nur Sagen? Als wäre ich ein Gegenstand oder so.

„Alexandra, komm runter! Es gibt Abendbrot." schreit die Heimleiterin in mein Zimmer, das ich mit 12 anderen Mädchen teile und knallt die Tür zu.
Nur das ich wie immer die einzige bin, die noch im Zimmer hockt. Die anderen sitzen wahrscheinlich schon am Tisch und warten darauf, bis ihnen das 'genüssliche'Essen serviert wird.

Seufzend stehe ich auf und begebe mich nach unten. Zwar habe ich keinen Hunger, aber wenn ich nicht kommen würde, bekäme ich viel Ärger. Und ich bin beliebt dafür, Ärger zu bekommen.

Unten angekommen setze ich mich an den großen Tisch und warte auf die Leiter. Neben mir sitzt Leonie, sie ist die einzige, mit der ich mich einigermaßen verstehe. Sie hat kurze blonde Haare, blaue Augen und eine nicht so schlanke Figur.

"So, das Essen könnt ihr euch jetzt an der Theke abholen, guten Appetit." schreit eine der vielen Leiter und setzt sich an den Leiter-Tisch.

Sofort stehen alle auf und drängeln sich wie verrückte an die Theke. Ich warte, bis alle da weg sind und ich endlich ohne Probleme rankomme. An der Theke nehme ich mir die paar Kartoffeln, die übrig geblieben sind und ein Würstchen. Das sind nur die Reste, die immer übrig bleiben, da alle viel zu viel nehmen und es so oder so schon wenig Essen gibt.

Zurück am Tisch esse ich schnell auf und tue das Besteck sowie Teller auf einen Stapel. Ein Glück bin ich nicht dran mit dem Abwasch. So kann ich gleich in mein Zimmer und schlafen.
Aber da hebe ich mal wieder die Rechnung ohne der Leiterin gemacht. Denn sie stoppt mich und schaut mich ernst an.

„Ich erwarte dich in einer Stunde in meinem Büro. Und bringe die anderen Mädchen von 14 bis 17 Jahren mit." sagt sie ernst und ich schaue sie geschockt an.

„Aber es ist doch schon um 8." bringe ich heraus. Die Leiterin nickt und verschwindet zu den Anderen.

Ich seufze und schlendere in das Zimmer, das ich​ mir mit den Anderen in meinem Alter teile. Ich betrete den Raum und sehe, dass ich die einzige bin. Wie immer.

Gelangweilt setze ich mich auf mein Bett und fange an zu zeichnen. Ich weiß nicht genau was ich zeichne, aber am Anfang kritzle ich immer irgendwas hin. Dann entsteht ein Bild, das ich verbessere.
Insgesamt habe ich schon über 100 verschiedene Zeichnungen. Da ich diese immer in ein College block zeichne, kann ich sie nicht lose verlieren. Praktisch.

Nach und nach kommen schon die Anderen vom Essen. Ich warte, bis alle im Raum sind und bitte um Aufmerksamkeit.

„Leute, wir müssen uns in einer halben Stunde in Ms.Jelnats Büro treffen." sage ich und versuche dabei so laut wie möglich zu klingen. Das klappt auch, denn alle drehen sich zu mir. Wie ich es hasse die ganze Aufmerksamkeit zu haben.

Sie nicken und machen bei dem weiter, was sie angefangen haben.

Ich lege mich in mein Bett und denke vor mich hin. Wieso müssen wir in Mrs.Jelnats Büro? Das müssen wir sonst nur, wenn uns jemand adoptieren will. Vielleicht möchte und ja jemand adoptieren. Aber wieso dann so spät am Abend, wo es stockdunkel draußen ist?

Ich merke, wie ich immer müder werde und schließlich einschlafe.

Plötzlich knallt eine Tür so laut zu, dass ich aufschrecke und endgültig wach bin. Wer war das? Und wie spät ist es überhaupt?

Ich schaue auf die Uhr und mein Herz setzt für ein paar Sekunden aus. Es ist 9:15. Das heißt, ich bin zu spät. Um eine ganze Viertelstunde. Das wird Ärger geben!

Schnell schaue ich noch in den Spiegel, um meine Haare zu ordnen und schon stürme ich aus dem Zimmer in Richtung Büro.

Davor bleibe ich stehen und atme einmal tief ein, bis ich die schwere Holztür öffne und eintrete. Im Raum stehen die Mädchen nebeneinander und ein etwas älteres Ehepaar unterhält sich mit unserer Leiterin. Alle blicke liegen jetzt auf mir.

„Nicht mal anklopfen kannst du!"
Schimpft mich die Leiterin an und ich entschuldige mich schnell und reihe mich bei den anderen an. Die aber

„Also, das ist noch Alexandra, sie ist sehr lebensfroh und lebendig, hat viele Freunde hier und zeichnet gerne. Ihre Eltern sind beide gestorben und seitdem wechselt sie von Heim zu Pflegefamilie. Jedes mal wurde sie weggegeben. Schon ganze 5 mal." stellt mich Mrs.Jelnats mit mitleid vor. Natürlich nur gespielt, damit sie mich loswerden kann.

„Du scheinst mir zu gefallen, ein Schönes Mädchen bist du." sagt die Frau zu mir gewandt.

„Ähm... danke?" bedanke ich mich unsicher. Eigentlich finde ich mich nicht gerade hübsch.

„Also wollen sie Alexandra adoptieren?" fragt unsere Leiterin sofort begeistert. Das Paar sich ein paar blicke aus, bis beide nicken.

„Ja, das würden wir." sagt der Mann. Innerlich herrscht ein Chaos in mir. Was ist, wenn sie mich schlagen oder fast verhungern lassen, wie die anderen Familien vor ihnen?
Sie scheinen keinen negativen Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht wird es ja anders. Ich meine, ältere Menschen sind liebevoll und kümmern sich um einen. Warum auch nicht sie?

„Willst du das auch Alexandra?" fragt mich die Dame und ich nicke leicht. Ein Versuch ist es wert.

„Das freut mich. Ich würde die Papiere mit ihnen fertig machen und du Alex gehst hoch in dein Zimmer und packst deine Sachen. Und beeil dich!" sagt sie streng aber dennoch freundlich, da das Paar dabei ist.

„Mach ich." sage ich knapp und verschwinde in mein Zimmer.

Da ich ziemlich wenig Sachen habe, werde ich auch schnell fertig. Ich nehme meine Tasche und gehe wieder runter. Dort wartet auch das Paar und meine ehemalige Leiterin.

„Lass uns gehen Alexandra." sagt die Frau. Ich​ nicke und verabschiede mich von der Leiterin. Dann gehen wir raus und laufen in einen Wald.

Was wollen wir hier?

Secret Vampires (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt